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Überwachte Interaktion und eine Grazer Expressionistin |
Archiv - Kultur | |
Sonntag, 9. Juli 2006 | |
Überwachen und fragen Eine interaktive Installation, beruhend auf mehreren Referenzsystemen zwischen Skulptur Malerei und Videoübertragung, zeigt Kuratorin Elisabeth Fiedler im Studio der Neuen Galerie. Die 1979 in Graz geborene und in Wien lebende Filmemacherin Barbara Caspar hat neben einem Kunststudium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Renée Green auch Philosophie, Psychologie und Literatur in Wien und Paris studiert, was vielleicht ihr Interesse an vielschichtigen Versuchsanordnungen erklären mag, wie sie die aktuelle Ausstellung touch darstellt:
Ungefähr 30, nur 35 cm große Sebacryl-Skulpturen als überhöhtes eigenes Abbild und mit Pistole bewaffnet, bevölkern auf Stelen, die sich nach genauer Ansicht als Abflussrohre erweisen, wie Klone den straßenseitigen Raum der Galerie. Übertritt der Betrachter eine imaginäre Grenze in Richtung dieser Skulpturen, erklingt die akustische Aufforderung „touch". Im dahinter gelegenen Raum befindet sich, jenseits einer Abgrenzung ein weiterer dieser Klone und dahinter eine vorerst weiße Leinwand. Die Besucher sind aufgefordert, mit Farbkugelpistolen auf die Skulptur zu schießen, wodurch sukzessive Farbe auf die Figur und die Leinwand aufgebracht wird. Durch Beteiligung des Publikums entstehen so im Verlauf der Ausstellung Originale einer Leinwand und einer vormals multiplen Plastik. Per Live-Kamera, die auf den Schützen gerichtet ist, wird dessen Bild wiederum auf zwei Monitore übertragen, die auf die Sackstraße gerichtet sind. Für Passanten muss so der Eindruck entstehen, sie würden durch die Schützen bedroht, da ihnen Informationen über die unfassenden Zusammenhänge des übertragenen Bildes vorenthalten bleiben. „Fragen nach Distanz versus Nähe", beschreibt Elisabeth Fiedler die Intentionen der Künstlerin, „Berührungsverbot versus Interaktion, unerreichbarer Wert von Kunst versus Mitnahmegegenstand, Verbot versus Gebot werden hier offengelegt und verunsichern den Besucher. Ertappt fühlt er sich nicht nur durch die mündliche, nicht sichtbare Reaktion, die Observanz wird mittels Überwachungskameras evident." Wieder zu entdeckende Expressionistin. Schon nahezu aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden war das Werk der Grazer Expressionistin Alwine Hotter (1895-1995). Im Zuge eines Legates war der Neuen Galerie ein Porträt des Architekten Rudolf Hofer aus den 1920er Jahren übergeben worden. Im Verband mit mehreren grafischen Arbeiten, die als Geschenk von Dr. Hellmut Czerny in die Sammlung der Neuen Galerie eingegangen waren, entstand die Notwendigkeit, sich intensiver mit Werk und Person Alwine Hotters auseinander zu setzen, der die Kuratorin Gudrun Danzer mit einer Ausstellung und Katalog (Hrg. Gudrun Danzer, Christa Steinle) nachkam. Alwine Hotter studierte von 1912 bis 1915 an der Grazer Landeskunstschule bei den Professoren Anton Marussig und Alfred von Schrötter, später einige Monate lang in München bei den Professoren Knirr und Gröber. 1919 war sie beteiligt an der Gründung des Werkbundes „Freiland", Vorläufer der Grazer Sezession. Gegen heftige Kritik von Publikum und Presse trat sie für den Expressionismus ein. Bis ins hohe Alter pflegte sie freundschaftliche Beziehungen mit dem Künstlerkreis um Paul Schmidtbauer und dessen Familie. Ihr künstlerisches Werk zeichnet sich besonders durch Porträts in sensibler Annäherung aus, dazu kommen mehrere grafische (Drucke und Tuschfederzeichnungen) Zyklen mit gesellschaftskritischem, traum- und albtraumhaftem wie erotischem Inhalt. Im Sinn der Werkbundidee fertigte sie Schnitzereien und Möbel, die in Beispielen nun ebenfalls in der Hofgalerie ausgestellt sind. Touch von Barbara Caspar und Alwine Hotter – Eine Grazer Expressionistin sind in der Neuen Galerie bis zum 23. Juli zu sehen. Informationen unter www.neuegalerie.at Wenzel Mraček
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