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Sein und Raum – Fred Sandback in der Neuen Galerie |
Archiv - Kultur | |
Sonntag, 9. Juli 2006 | |
„Er betrat den Raum mit einem Musterkoffer verschiedenfarbiger Acrylfäden, setzte sich auf einen Stuhl, schaute lange, sprach nichts, verließ nach einiger Zeit den Raum für einen Spaziergang, kam zurück, setzte sich wieder und schaute … Dieser Vorgang hielt ungefähr zwei Tage an und dann hingen die ersten Acrylfäden von der Decke oder waren an der Wand appliziert …", erinnert sich der Wiener Galerist Hubert Winter, der seit 1988 die Arbeiten des Konzept- und Minimalkünstlers Fred Sandback (1943-2003) ausstellt, an dessen Arbeitsweise.
Am Ende des vergangenen Jahres zeigte das Kunstmuseum Liechtenstein nach 20 Jahren die erste umfassende Museumsausstellung mit Werken des Amerikaners in Europa. Die in ihrer Materialität minimalistischen Plastiken von Fred Sandback definieren über ihr Lineament Flächen und Volumen im Raum. Zum einen stehen sie für autonome Plastiken, die nicht auf einen spezifischen Ausstellungsraum verweisen, zum anderen – und entsprechend der eingangs zitierten Arbeitsweise – unterliegen die fragilen Eingriffe in Räume strikten Konzepten, nach denen es sich bei der Installation unter aktuellen Ausstellungsbedingungen zu richten gilt. Die Konstruktionen aus Acrylfäden - oder wie bei älteren Arbeiten vor 1973 aus elastischen Seilen oder Metalldrähten – setzen dem Betrachter Grenzen im Raum und erwecken vielfach die Illusion von massiven Kanten oder Glasscheiben. So leiten und behindern sie die Bewegungen der Besucher durch die Ausstellung und treten im „fußgängerischen Raum", wie Sandback es bezeichnete, als Schwellen in Erscheinung.
Obwohl Sandback vielfach als Minimalist bezeichnet wird, Seminare bei Donald Judd und Robert Morris belegte, wird die intentionale wie formale Nähe des Schülers von Naum Gabo zu den Konstruktivisten und deren „virtuellen Volumen" in der aktuellen Ausstellung in der Neuen Galerie offensichtlich. Erstaunlich, dass Arbeiten von Fred Sandback vorwiegend in privaten Sammlungen vertreten sind; dagegen kann die Neue Galerie Graz als einzige öffentliche Sammlung in Österreich auf zahlreiche Arbeiten in ihrem Bestand verweisen. Mit der Übernahme der Ausstellung Fred Sandback vom Kunstmuseum Liechtenstein wird in Graz eine Auswahl von mehr als 50 Werken aus den Jahren 1966 – beginnend mit dem Red Floor Piece bis Black Piet After P.M. (2003), einer schwarzen Sperrholztafel nach Piet Mondrians Komposition mit Rot, Gelb und Blau von 1930 – als Hommage an Fred Sandback und kongeniale Ergänzung zur Ausstellung Inventur im Kunsthaus gezeigt. Zum Werk von Fred Sandback ist ein ausführliches Buch, herausgegeben von Friedmann Malsch und Christiane Meyer-Stoll, im Verlag Hatje Cantz erschienen (ISBN 3-7757-1720-X). Fred Sandback. Being in a place ist bis zum 3. September in der Neuen Galerie Graz zu sehen. Informationen unter www.neuegalerie.at Wenzel Mraček
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