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„Bildung darf und muss Lust und Genuss bereiten!“ |
Archiv - Bildung | |
Mittwoch, 8. Februar 2006 | |
KORSO im Gespräch mit Dr. Joachim Gruber, Direktor des Landesbildungshauses Schloss Retzhof Im Bildungshaus des Landes Steiermark, Schloss Retzhof, fand in den letzten Monaten eine intensive Phase der baulichen Umgestaltung und Erneuerung statt. Die Arbeiten sind abgeschlossen, der Retzhof ist wieder da! KORSO sprach mit Retzhof-Direktor Dr. Joachim Gruber über die neue Rolle des Retzhofs im Erwachsenenbildungs-Angebot der Steiermark – und die Perspektiven der Erwachsenenbildung selbst. Was ist neu am Retzhof? Der Retzhof verfügt nun über ein sehr großzügiges Angebot von Seminarräumen im Schlossgebäude, ausgestattet mit modernster Technik und reichlicher Infrastruktur für Seminare und Veranstaltungen aller Art. Zudem verfügt das Haus über einen Werkraum für alle Kreativ-Schaffenden. Ein erweiterter und erneuerter Speisesaal sowie renovierte Gästezimmer machen den Retzhof zu einer gefragten Adresse unter den österreichischen Bildungshäusern. Firmen, große Institutionen oder Vereine buchen den Retzhof als bekannt gut ausgestattetes Bildungshaus. Und was blieb vom „alten Glanz"? Sie können sich selbst davon überzeugen, dass die Bemühungen geglückt sind, das stimmungsvolle Ambiente des Schlosses und seiner Parkanlage zu bewahren und gleichzeitig behutsam Erneuerungen vorzunehmen. Die gute Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt war dabei sehr hilfreich. Der Retzhof stellt ja auch in touristischer Hinsicht eine Attraktion in der Region dar, immerhin kann das Haus auf eine mehr als 700-jährige Geschichte zurückblicken. Von der Renaissance über das Barock bis zum Klassizismus reicht die Palette der Baustile, die sich den Touristen beim Begehen des Schlosses und seiner Parkanlage zeigen. Neben Bildungs- und Kulturveranstaltungen bieten wir ganzjährig auch anspruchsvolle Ausstellungen in Fotografie, Malerei und Grafik. Gibt es eine Philosophie des Hauses? Jedes Bildungshaus trägt so etwas wie eine Philosophie in sich. Es sind ja zumeist über Jahrzehnte gewachsene Häuser, geprägt von Menschen mit bestimmten Einstellungen und Visionen. Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, als einziges Bildungshaus Österreichs gleich zwei offizielle Gütesiegel zu erwerben: Das Österreichische Umweltzeichen sowie die Grüne Küche. Zudem lautet unser Motto: „Bildung ist achtsamer Umgang mit der Umwelt und mit sich selbst!" Das soll aber nicht nur in unserem Veranstaltungsangebot zum Tragen kommen, sondern in der gesamten Führung des Hauses spürbar sein. Hat sich an der inhaltlichen Ausrichtung des Retzhofs etwas geändert? Der umfassende Themenschwerpunkt Kunst, Kultur & Kreativität ist nach wie vor eine ganz wichtige Schiene in unserem Angebot. Hier sind wir auch im internationalen Vergleich wirklich gut aufgestellt. Hinzu sollen vermehrt Angebote zu den Themen Museologie, Landeskunde, Volkskultur, Denkmalpflege und fachspezifische Angebote zum Thema Weiterbildung/Volksbildung kommen. Welche Rolle spielt die geopolitische Lage des Hauses? Eine ganz zentrale Rolle! Schon zu Zeiten des „Eisernen Vorhangs" war der Retzhof österreichweit ein Paradebeispiel für grenzüberschreitende Bildungs- und Kulturarbeit. Die nun viel näher gerückten Nachbarn Slowenien, Ungarn, Kroatien werden wir noch stärker als bisher in die Planung und Durchführung von Bildungsangeboten und kulturellen Veranstaltungen einbinden. Auch die Teilnahme an EU-Programmen und -Projekten wird uns noch stärker als bisher beschäftigen. Wie sehen die Weiterbildung und die Volksbildung der Zukunft aus? Zeitgemäße Bildungsarbeit muss den veränderten gesellschaftspolitischen, technologischen, ökologischen, kulturellen und ökonomischen Veränderungen und Herausforderungen inhaltlich und methodisch gerecht werden. Eine bloß betriebswirtschaftliche Sichtweise von Bildungseinrichtungen und Bildungsprozessen wird dafür sicher nicht ausreichen. In den allermeisten Debatten zur Weiterbildung geht es heute um organisatorische, finanztechnische und bestenfalls um einige methodische Probleme und Fragestellungen. Die Fragen nach dem „Wie?" beschäftigen uns im pädagogischen Diskurs über alle Maßen. Es wäre aber ebenso wichtig, das Augenmerk wieder verstärkt auf das „Was, Wozu und Wohin?" unserer Bildungsbemühungen zu richten. Wie kann das bewerkstelligt werden? Es muss ein Diskussionsprozess in Gang gesetzt werden, der sich endlich wieder systematisch, kontinuierlich und ernsthaft mit Zielen und Inhalten der Weiterbildung in verschiedenen Lebensphasen auseinander setzt. Bildungspolitische Diskussionen also, die es sich zum Ziel setzen, Szenarien oder Visionen und Utopien zu unserer Bildungszukunft zu entwickeln. Pädagogische Experimentierfreude und Einlassen auf Neues und Unbekanntes wären verstärkt gefragt. Die weitgehende Ökonomisierung aller Bildungsdebatten verleitet ja nur dazu, nur das zu denken und zu tun, was kurzfristig am Bildungsmarkt gerade gut ankommt. Was können Bildungshäuser dazu beitragen? Bildung muss den ganzen Menschen erfassen. Sie muss Freude vermitteln und letztlich eine tief gehende Befriedigung erzeugen. Bildung darf und muss Lust und Genuss bereiten! Nur dann „wirkt" Bildung und kann wirklich orientieren, qualifizieren, aufklären und befreien. Besonders Bildungshäuser haben die Möglichkeit, sowohl die Inhalte als auch die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass diese Ansprüche weitgehend berücksichtigt und befriedigt werden. Keine leichte Aufgabe – aber darin liegt auch eine große Chance! Informationen, Programm, Buchungen: Bildungshaus des Landes Steiermark, Schloss Retzhof, Dorfstrasse 17, 8430 Leitring bei Leibnitz, Tel.: 03452 / 82788 – 0, E-Mail: retzhof@stmk.gv.at oder unter Homepage www.retzhof.at Fotos: Archiv Bildungshaus Schloss Retzhof / Walter e. Schreiner
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