Es gibt bisher noch keine Kommentare.
Solidarität und Selbstbestimmtheit |
Archiv - Soziales | |
Samstag, 8. Juli 2006 | |
v.l. Franz Wolfmayr, Präsident - Die Steirische Behindertenhilfe, Luk Zelderloo (Generalsekretär - EASPD), Wallis Goelen (Abteilungsleiterin - Europäische Kommission; Generaldirektion Beschäftigung und Soziales), LR Kurt Flecker, Germain Weber (Universität Wien, Präsident der Lebenshilfe Österreich)
Derzeit sind 20 Prozent der steirischen Bevölkerung über 60 Jahre alt, das sind in etwa 250.000 Personen, 2020 werden es 336.000 sein. 2050 haben laut Statistik bereits 40 Prozent der SteirerInnen (400.000) das 60. Lebensjahr überschritten. Auf der Grazer Konferenz zum Thema Alter und Behinderung vom 7. bis 8. Juni 2006 im Grazer Messecenter waren diese demographischen Daten der Rahmen für breite Diskussionen über das Älterwerden in einer Gesellschaft, die (noch) von ewiger Jugend träumt.
Eigeninitiative besonders gefragt. Wie wollen Sie leben, wenn Sie 65 oder 75 sind? Im eigenen barrierefreien Heim mit Garten oder in einem Alten- oder Pflegeheim mit genau strukturiertem Tagesablauf. Sind Sie eher ein Einzelgänger und wollen auch im Alter alleine wohnen oder würden Sie gerne die Vorteile einer Wohngemeinschaft nutzen? Ganz egal, wie Sie sich entscheiden, „wichtig ist, dass man sich schon mit Anfang 50 Gedanken darüber machen sollte, wie der letzte Lebensabschnitt aussehen wird", ist Franz Wolfmayr, Präsident der Steirischen Behindertenhilfe und Vizepräsident des EASPD (European Association of Service Providers for Persons with Disabilities), überzeugt. Eigeninitiative und Solidarität werden in Zukunft mehr gefragt sein denn je. Drei Jahrzehnte in Rente. Die Zunahme an Lebensjahren geht aber auch häufig mit Behinderungen einher, die zu Abhängigkeiten und in vielen Fällen zu Pflegebedürftigkeit führen, deshalb müsse man früh genug vorsorgen, empfiehlt Wolfmayr. Ein prozentuell hoher Anteil an alten und eventuell behinderten Menschen, gepaart mit dem prognostizierten Geburtenrückgang in den kommenden Jahren stellt außerdem eine neue ökonomisch-finanzielle Herausforderung für Europa dar. „Es muss zu einer Neuverteilung von Budgets kommen, der föderalistische Ansatz in Österreich ist kontraproduktiv, denn jeder schaut nur auf seinen eigenen Haushalt", erläutert Wolfmayr. Darüber hinaus werde oft übersehen, dass ein investierter Euro in Beschäftigungsprojekte für ältere Menschen der Wirtschaft mitunter 12 Euro einbringe, so der EASPD-Vize. Hier müsse über regionale Budgets hinweg gedacht werden. Ältere Menschen werden behindert – Menschen mit Behinderung werden älter. „Die Zeit ist gekommen sich auch über private Pflegeversicherungen Gedanken zu machen", so Wolfmayr. Aber die Finanzierung ist noch lange nicht alles. In Europa mangelt es sogar an den grundlegendsten Menschenrechten im Umgang mit älteren und behinderten Menschen. „Alte Menschen nehmen nicht mehr an der Gesellschaft teil", so der Tenor. Hier besteht enormer Aufholbedarf. Ein weiteres Problem: „Im Moment wird auch die erste Generation von Menschen, die von Geburt an eine Behinderung haben, alt. Früher ist man davon ausgegangen, dass Personen mit Down - Syndrom nur 25 Jahre alt werden, heute sind sie 60. Es gibt europaweit kaum Einrichtungen für alte Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Das muss in den nächsten Jahren unbedingt zum Thema gemacht werden", fordert der Präsident der Steirischen Behindertenhilfe. Grundlegendes. Franz Wolfmayrs Resümee: „Auf der Konferenz wurden Rivalitäten und Ideologien der einzelnen Organisationen außen vor gelassen. Alters-, Behinderten- und Selbstvertretungsnetzwerke versuchten gemeinsam auf einen Nenner zu kommen, die in der Graz Deklaration zum Tragen kommt." Ziele. Die auf der Konferenz verfasste „Deklaration von Graz" soll als politische Grundlage für die zukünftige Arbeit in Europa im Bereich „Alter und Behinderung" dienen. The Graz Declaration on Disability and Ageing ist ab sofort im Internet unter www.ageing-and-disability.com abzurufen und zu unterzeichnen.
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich. |
< zurück | weiter > |
---|