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Privates oder öffentliches Sammeln und die Funktion der Museen |
Archiv - Kultur | |
Montag, 12. Juni 2006 | |
Während private Sammlungen mitunter von subjektiven Obsessionen geprägt sind, richtet sich ein von der öffentlichen Hand gelenkter Auswahlprozess hinsichtlich künstlerischer Qualität oder musealer Signifikanz in verstärktem Maß nach gesellschaftlich konstituierten, scheinbar objektiven Kriterien.
Strategien des Anlegens und der Erweiterung musealer Sammlungen spiegeln sich in Ankaufsentscheidung und den Erkenntnisinteressen eines Museums wider. Historisch gewachsene und von lokalen Werteprämissen geprägte Entscheidungen sind für lokale Museen so ein wichtiges Moment, das Museum als Medium der Identitätsbildung in spezifischen gesellschaftlichen Räumen zu betrachten. „Ein Leitbild ist nur schwer auszumachen". Zu Anfang Mai, anlässlich der noch bis 17. September laufenden Ausstellung DIE TOTALE, veranstaltete das Stadtmuseum Graz ein Kolloquium zum Thema Die öffentliche Sammlung als Medium der Identitätsbildung. In Vorträgen zur Geschichte des Landesmuseums Joanneum als ursprüngliche Forschungs-, Unterrichts- und Schausammlung und seiner derzeitigen Positionierung als Vielsparten- und zweitgrößtes Museum Österreichs, kommt Bettina Habsburg-Lothringen zur Ansicht, ein Leitbild des Landesmuseums sei nur schwer auszumachen. Aufgrund seiner Vielfältigkeit zwischen Auftrag, Sammlungen und Abteilungen ist eine spezifische Kompetenz in Form einer Marke – wie kürzlich auch der Leiter des Wienmuseums, Wolfgang Kos, aus Sicht seiner eigenen Funktion bestätigte – eines Universalmuseums gegenüber Kunsthallen oder Science Centers kaum zu behaupten. Stadmuseum: Es fehlt die Exilkunst. Barbara Aulinger, Dozentin am Institut für Kunstgeschichte der KF-Universität, betrachtete die Rolle der Museen und „der Kunst" als Ideologieträger in Vergleichen politischer Ambitionen von der Oktoberrevolution 1917 in Russland bis zum geplanten Führermuseum in Linz. Das Fragmentarische sei Ausgangsposition jeder Sammlung und jedes Museums, stellte der Leiter der Alten Galerie, Ulrich Becker, fest, die es im Rahmen ökonomischer und personeller Möglichkeiten zunehmend zu ergänzen gelte. Wie das Einladungssujet des Stadtmuseums – die Darstellung einer Privatsammlung des 17. Jahrhunderts – eine Allegorie der Malerei sei, sei DIE TOTALE eine Allegorie der Ausstellung einer Sammlung. Daran schloss Günter Eisenhut, Leiter der Galerie remixx, an: Die Bestände des Gemäldedepots des Stadtmuseums repräsentierten nicht in erster Linie autonome Werke steirischer KünstlerInnen, vielmehr, und zu großen Teilen, Auftragsarbeiten aus ehemaligem Privatbesitz. Um das Bild einer Kunstgeschichte der Steiermark, vor allem des 20. Jahrhunderts, zu vervollständigen, seien viele Ergänzungen zu Themen wie kultureller Widerstand oder Exilkunst einzubringen. Wenzel Mraček
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