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Keine Angst vor dem Alter
Archiv - Soziales
Dienstag, 9. Mai 2006
In den letzten hundert Jahren hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen von 43 auf 83 Jahre, bei Männern von 40 auf 76 Jahre erhöht. Jeder fünfte Einwohner der Europäischen Union ist mittlerweile über 60. In der Steiermark ist der Anteil der Älteren an der Bevölkerung noch höher. 2015 wird bereits jede/r dritte SteirerIn über 60 Jahre alt sein. Diese demographischen Prognosen führen zu einem Umdenken innerhalb des Gesundheitssystems.

„Wirksame Präventionsprojekte im Alter" sollen die Erhaltung der Lebensqualität, die Bewahrung der Selbstständigkeit sowie die Vermeidung von Beeinträchtigungen auch im höheren Lebensalter fördern. Grund genug für das Sozialmedizinische Zentrum Liebenau (SMZ) zu diesem Thema eine Veranstaltung zu organisieren. Der übervolle Veranstaltungsraum des SMZ bestätigte die Aktualität des behandelten Themas.

Vorbeugen ist besser als heilen. Als prominente Referentin war Prim. Dr. Katharina Pils, Institutsvorstand des Instituts für Physikalische Medizin und Rehabilitation und Stv. Ärztliche Leiterin des Sozialmedizinischen Zentrums Sophienspital in Wien, eingeladen. „Obwohl sich das Erscheinungsbild der älteren Menschen, ihre sozialen und intellektuellen Ansprüche verändert haben, wird Alter noch immer mit Schwäche, Behinderung, Verlust der Selbstständigkeit und Siechtum gleichgesetzt", schreibt Pils in ihrem Artikel „Perspektiven der Geriatrie an der Schwelle des 21. Jahrhunderts. Deshalb sei das Ziel von Primärprävention die Förderung und Erhaltung der Gesundheit und das Entstehen von Krankheiten zu verhindern. „Als Sekundärprävention versteht man Maßnahmen wie die Vorsorgeuntersuchung, die Tertiärprävention soll die Verschlimmerung bereits manifest gewordene Erkrankungen verhindern", erklärt Pils die Unterschiede. Die verbreitetsten Krankheiten im Alter seien Cardiale Instabilität, Inkontinenz und Immobilität. Dazu kämen noch intellektuelles Impairment und soziale Isolation. Die wichtigsten Faktoren um diese Erkrankungen zu vermeiden: Nicht rauchen, wenig Alkohol, Reduktion von Übergewicht, Bewegung, ein guter Umgang mit Konflikten und stabile soziale Beziehungen.

Alt werden will jeder, aber alt sein will keiner.
Dieses zwiespältige Verhältnis zum Alter und Altern soll ein neues Projekt verändern, das auf der Veranstaltung von Karin Reis-Klingspiegl, der designierten Geschäftsführerin von Styria vitalis, vorgestellt wurde. „Lebenswerte Lebenswelten für ältere Menschen", heißt es. Diese Lebenswelten entstehen derzeit in einem Pilotversuch in Voitsberg und Graz-Umgebung. „In jeweils zwei bis drei regionalen Kernen pro Bezirk mit jeweils rund 15.000 EinwohnerInnen geht es darum, die durch die höhere Lebenserwartung gewonnenen Jahre zu gesunden und erfüllten zu machen. Denn Lebensqualität und Autonomie bis ins hohe Alter sind nicht nur persönliche Lebenswünsche, sondern auch volkswirtschaftlich zunehmend interessant", steht im Konzept zu lesen. Die Zielgruppe sind 60- bis 75-Jährige.
Ein Ziel dieses Projekts ist ein besseres Bild vom „Alter" zu gewinnen. „Integriertes Gesundheitsmanagement für ältere Menschen" ist ein weiteres Konzept, das im SMZ Liebenau präsentiert wurde. Ziele dieses Projekts sind: eine signifikante Reduzierung der Pflegebedürftigkeit und der Rate von Pflegeheimeinweisungen in Folge von Stürzen, Schlaganfällen, Herz-Kreislauf und Demenzerkrankungen, die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität älterer Menschen, die Untersuchung der Möglichkeiten und Grenzen eines integrierten Gesundheitsmanagements für Ältere und die Stärkung der Versorgungsforschung in der Steiermark.
Mit der konsequenten Umsetzung dieser ambitionierten Projekte und Konzepte soll das Alter sein negatives Image verlieren.

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