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Ganztagsschule hält Kinder gesund
Sonntag, 14. November 2010
„Gesundheit ist nicht gleich verteilt: Der durchschnittliche Gesundheitszustand der Bevölkerung bessert sich, aber die Schere der sozialen Ungleichheit und auch der Gesundheit geht zwischen den sozialen Schichten auseinander“, sagt Mag.a Elisabeth Wieseneder vom Kompetenzzentrum für Gesundheitsberichterstattung der FH Joanneum: Die sozioökonomische Lage sowie das wirtschaftliche und kulturelle Umfeld prägen den Gesundheitszustand. Der Kinder- und Jugendgesundheitsbericht 2010 für die Steiermark zeigt, dass dies auch auf Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren zutrifft.
Im Vergleich zu Gesamtösterreich wachsen hier mehr Kinder in Familien mit niedrigem sozialen Status auf, auch der Anteil an AlleinerzieherInnenhaushalten ist größer und im Steigen begriffen; AlleinerzieherInnen und deren Kinder sind in überdurchschnittlichem Ausmaß armutsgefährdet. Insgesamt sind 13% aller Kinder und Jugendlichen armutsgefährdet, in absoluten Zahlen 36.000 Kinder und Jugendliche.

Lebenszufriedenheit: hoch, aber schichtabhängig unterschiedlich.
Generell gesehen ist der Gesundheitszustand gut, betonte Wieseneder bei einer Veranstaltung des Sozialmedizinischen Zentrums Graz-Liebenau. Auch geben 9 von 10 Kindern eine hohe Lebenszufriedenheit an. Es bestehen jedoch große Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den sozialen Schichten. 92% der Mädchen aus Familien mit hoher sozialer Schicht sind mit ihrem Leben sehr zufrieden, diese Zustimmung ist jedoch bei Mädchen aus niedrigen sozialen Schichten mit 88% deutlich geringer. Bei den Buben sind 94% aus hohen und 93% aus niedrigen sozialen Schichten mit ihrem Leben sehr zufrieden.

Zahngesundheit: Prophylaxe greift auch im Migrations-Milieu.
Auch die Zahngesundheit ist ein wichtiger Indikator für die Gesundheit. Hier zeigt sich ein besonders großer Unterschied zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. Während in der Steiermark 54,8% (Österreich: 52,9%) der 12-Jährigen ohne Migrationshintergrund kariesfrei sind, trifft dies nur auf 39,1% (Österreich: 28,4%) der 12-Jährigen mit Migrationshintergrund zu. Dennoch zeigen diese Zahlen: Die Steiermark kann hinsichtlich der Zahngesundheit gerade auch bei Kindern mit Migrationshintergrund als Vorreiterin für Österreich angesehen werden.
Wieseneder: „Das hängt auch damit zusammen, dass wir in der Steiermark ein sehr gutes Kariesprophylaxe-Programm von Styria Vitalis haben, das in den Kindergärten und Volksschulen ansetzt. Hier werden die Kinder außerhalb ihrer Familien erreicht und somit profitieren auch die Kinder aus Familien mit niedrigerem sozioökonomischem Status oder mit Migrationshintergrund.“

Ganztagsschule ist auch ein Präventionsinstrument.
Im Rahmen der Diskussion wurde einhellig festgestellt, dass Gesundheitsförderung zielgruppenspezifisch angelegt werden muss, dass aber auch die strukturellen Rahmenbedingungen verändert werden müssen. So meinte der Public-Health-Experte Christoph Pammer, dass sich die Einführung der Ganztagesschule strukturell sehr positiv auf die Gesundheit der Kinder aus unteren Schichten auswirke. Durch die Ganztagsschule bekommen die Kinder nicht nur gesundes Essen und ausreichende Möglichkeit für sportliche Betätigung, sondern sie könnten in der Schule auch ein gesundheitsförderndes Verhalten lernen.
Angesprochen auf die gesunde Ernährung in der Schule meinte Sozialstadträtin Dr.in Martina Schröck – die auch für die Zentralküche zuständig ist –, dass sie versuche, die Bio-Linie auszubauen, dass dies aber leider sehr schwierig sei: Ihr sei berichtet worden, dass die Kinder in den Kindergärten und Schulen das Bio-Joghurt verweigern, das dann „wieder zurückgeschickt“ werde.
Im Verlauf der weiteren Diskussion wurde noch mehrmals betont, dass neben den zielgruppenspezifischen Interventionen strukturell auf allen Ebenen anzusetzen sei, um die Kinder- und Jugendgesundheit zu verbessern. Dies beinhalte ebenso städtebauliche Maßnahmen – die Jugendlichen benötigen auch den Platz und die Möglichkeit für sportliche Betätigungen – wie auch Interventionen in der frühen Bildung, um die Kinder möglichst schon im Kleinkindstadium zu erreichen.

| Johanna Muckenhuber
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