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Dienstag, 5. Oktober 2010 | |
In der letzten Ausgabe bereits angeklungen ist ein weiteres Ausstellungsprojekt des steirischen herbst. Der berühmte Milchtropfen von Harald Edgerton stand Pate für eine Untersuchung der Virtuosität des Dinglichen.
Eine Aufgabe, der sich auf Einladung der Camera Austria 30 FotografInnen stellten. Jeder in seinem klar definierten Spektrum einer weißen Tischvitrine, das sich zwar ungewohnt begrenzt, aber letztlich in der Bespielung wiederum als sehr groß erweisen konnte. Im Gegensatz zu anderen Gruppenausstellungen bleibt jeder für sich und ohne Interferenzen. Eine Möglichkeit zur Vertiefung der Beziehung von Künstler und Betrachter in einer intimen horizontalen Rezeption, von Tisch zu Tisch – wie im Mineralienkabinett. Und so sind es auch 30 kleine Einzelausstellungen geworden, die sich nach einen Konzept von Barbara Trautmann in Form einer Schleife durch den Raum ziehen – in Paaren von zwei und zwei einander zugewandten Positionen. Durch den gänzlichen Verzicht der Nutzung der Wand ist es möglich, auch die Stadt in den Ausstellungsraum hereinzulassen und dem Besucher einen einmaligen Blick durch die Fensterfront des Eisernen Hauses zu gewähren. Vielfalt in schwarz/weiß. „Mit jeder geschlossenen Vitrine hat die Ausstellung immer auch ein neues Gesicht angenommen“, so der Kurator Reinhard Braun. Auch sind viele Positionen bewusst rein schwarz/weiß geworden – bedingt durch die fortgeschrittene Digitalisierung des Realen zeigt sich ein stark experimenteller Zugang, der sich in der Wiederaneignung klassischer Techniken und Verfahren spiegelt. Nicht zuletzt wird auch die eigene Rolle als Fotograf hinterfragt, denn es erfordert mittlerweile eine extreme Meisterschaft, um dem Medium etwas abzuringen. Dabei sind viele Arbeiten speziell für die Ausstellung entstanden: Heinz Peter Knes hat beispielsweise seine 12 Karten nach und nach mit der Post nach Graz geschickt, Eva Maria Ocherbauer hat mit einem Einzelbild auf den Milchtropfen reagiert, der bei ihr die Form eines Stoffbündels annimmt: Freigestellt von jedem Bezug spielt sie mit den Fragen von Wirklichkeit und Sichtbarkeit. Was sehr abstrakt anmutet, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als dokumentarisches Straßenbild – ein obdachloser Mensch, der sich in seine Decke einhüllt. Herwig Kempinger setzt Alltagsmaterialien zu virtuosen Kompositionen um – fotografiertes Tixo illustriert den Zustand des Verschwindens und Wiederauftauchens. Horáková + Maurer beschießen als Referenz an Egertons Hochgeschwindigkeitsfotografie ein reines Lichtbild mit Objekten in Form von vergrößerten Messingprojektilen. Und Ernst Koslitsch verarbeitet Anregungen aus einem Buch, das sich mit der Kriegsbemalung von Schiffen beschäftigt, die zur Täuschung des Gegners sogar als fahrende Häuser getarnt wurden. Bei Barbara Trautmann sind es fotografische Skizzen, Papierknäuel, die einen Nachdenkprozess illustrieren und auf meisterhaft einfache Weise jenen Moment des Transitorischen. „Milk Drop Coronet – 30 Ausstellungen zur Virtuosität des Dinglichen“ ist bis 09.Jänner in der Camera Austria zu sehen. | Eva Pichler
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