Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
„Neue Chemie“ der TU Graz – High-Tech-Forschungszentrum
Montag, 13. September 2010
Mit dem Neubau des Chemiegebäudes der TU Graz ist nach gut zwei Jahren Bauzeit ein attraktives Portal zum Areal der „Neuen Technik“ entstanden, das städtebauliche Akzente setzt. Der unmittelbar an den Zwischenkriegsbau der Neuen Technik anschließende Trakt erweitert den Komplex nach Süden hin und vermittelt durch den neu gestalteten Vorplatz zur Münzgrabenstraße im ansonsten von engen Straßenzügen geprägten Bezirk Jakomini ein echtes Campus-Gefühl. Zinterl Architekten schaffen mit dem sich durch modernstes technisches Know-how auszeichnenden Neubau einen Ersatz für den veralteten Laborbereich – mit einer Investitonssumme von 48 Mio. Euro das größte Bauprojekt in der TU-Geschichte. Riesenforschungszentrum mit Sonnendeck. In den fünfstöckigen Neubau werden in den kommenden Wochen sieben dislozierte Institute übersiedelt: An der Adresse Stremayrgasse 9 werden künftig die Anorganische Chemie, Physikalische und Theoretische Chemie, Chemische Technologie von Materialien, Organische Chemie sowie Analytische Chemie und Lebensmittechemie beheimatet sein.
Mit rund 8.000 m2 Nutzfläche bietet das Gebäude Platz für rund 600 Studierende und Wissenschaftler, dazu kommen mehr als 2.000 m2 für ein modernes Hörsaalzentrum und Kommunikationsbereiche. Den Eingangsbereich an der Südseite bildet ein zweigeschoßiges Foyer. Über ein verbindendes Element gelangt man zum großen Hörsaal, der – mit vielen Retro-Elementen äußerst ansprechend gestaltet – Platz für rund 170 Personen bietet und von dort weiter in den großzügig angelegten Innenhof. Im Erdgeschoß und im ersten Obergeschoß befinden sich die Studierendenlabors, darüber liegen die Forschungslabors und Messräume der Institute. An den Köpfen Ost und West sind die Büros der jeweiligen Institute auf zu den Labortrakten unterschiedlichen Ebenen angelegt. Die Dachterrasse im Innenhof soll den Studierenden bei schönem Wetter als Sonnen- und Aufenthaltsdeck Erholungsraum bieten.

Neue Ein- und Ausblicke bei der TU Graz.
Mit ihrem Entwurf verfolgten die Architekten zwei wesentliche Ziele: „Einerseits wird architektonisch das bestehende U der Neuen Technik räumlich geschlossen, andererseits erfolgt durch die neuen Durchgänge eine städtebauliche Öffnung“, erklärt DI Gerhard Fast vom Planungsbüro. Das städtische Umfeld soll dem Campuscharakter verstärkt Rechnung tragen: Die öffentlichen Verkehrs- und Freiflächen nicht nur vor dem neuen Gebäude, sondern rund um die Technische Universität sollen in den kommenden Monaten in Zusammenarbeit mit der Stadt Graz völlig neu gestaltet und verkehrsberuhigt werden.
Ein Gutteil der beträchtlichen Errichtungskosten entfällt auf die hochtechnisierte, ausgefeilte Gebäudetechnik, die insbesondere in Bezug auf die Sicherheit Maßstäbe setzt. Aufwändige Belüftungssysteme, Sicherheitsräume für die Chemiekalienlagerung und mit Gittern überdeckte Wannen in den Liften, etwa zum Auffangen auslaufender Flüssigkeiten, bilden nur einige der Sicherheitsvorkehrungen. Die dickwandige Glasfassade sowie eine Betonkernaktivierung in den Zwischendecken zum Heizen und Kühlen sorgen für eine optimale Klimatisierung der Räume, die je nach Nutzungsart variiert werden kann.

Kunst und Technik.
Die Bestimmung des Gebäudes spiegelt sich in zwei künstlerischen Projekten, die im Außenbereich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mit seiner „Molekularorgel“ hat der Künstler Constantin Luser ein Kunstwerk aus 35 ineinander verschlungenen Blasinstrumenten geschaffen, das sich auf verspielte Weise dem Themenkreis Chemie nähert. Die Trompeten, Posaunen und Tuben bilden nicht nur eine riesige dreidimensionale Molekularstruktur ab, sondern verfügen über ebenso viele Töne und können von einem „Molekularorchester“ bespielt werden. Erstmals erklingen wird die „Molekularorgel“ am 7. Oktober 2010 anlässlich der Eröffnung des Gebäudes im Rahmen des Musikprotokolls des Steirischen Herbstes. Die Fassade des Chemie-Gebäudes ist ebenfalls Teil eines Kunstprojekts und wurde von Robert Schaberl mit speziellen Farbpigmenten versehen, die eine irisierende Farbverschiebung erzeugen: Das Objekt erscheint so je nach Perspektive in anderen Farben und stellt dabei ein überdimensionales Molekül dar.

| Josef Schiffer
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >