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Ein Haus wie ein Designermöbel – Bürogebäude am Nikolaiplatz
Montag, 19. Juli 2010
Ein schmales Grundstück in der Murvorstadt, allerdings in hervorragender Lage. Als Bau-Untergrund eine Tiefgarage, die einen herkömmlichen Bau, der die mögliche Dichte ausnützt, nicht zu tragen vermag. Das Architektenteam Thomas Pucher & Bramberger [architects] löste diese schwierige Aufgabe bravourös und gewann mit seinem Vorschlag den geladenen Wettbewerb für das neue Bürogebäude am Nikolaiplatz. Dabei wurde die Jury nicht nur durch die skulpturale Gestaltung überzeugt; Pucher und Bramberger konnten durch diffizile Arbeit an der Grundrisskonfiguration auch ein Geschoß mehr anbieten als die anderen Wettbewerbsteinehmer. Zentimetergenaue Planung auf alten Strukturen. Der Nikolaiplatz fand seine heutige Gestalt durch eine sich verändernde Bebauung über eine langen Zeitraum hinweg, dabei blieben die Grundstückszuschnitte als stabile Konstanten erhalten. Der Platz hatte vorher schon zwei Namen, Nikolai- und Entenplatz, jetzt manifestiert sich diese Situation, denn das neue Gebäude teilt die Plätze in urbane (Nikolai) und Parksituation Richtung Mur. Bei der Gebäudehöhe wurde die Traufhöhe umgebender Gebäude aufgenommen.
Das Gebäude steht auf einer 15 Jahre alten Tiefgarage, die so ausgelegt ist, dass sie bloß ein  zweistöckiges Gebäude in Ziegel- oder Betonkonstruktion tragen kann. So entscheiden sich die Architekten für Stahlbau, da dieser so leicht ist, dass er den Bau von fünf Geschoßen ermöglicht. Wobei es sich genaugenommen nur um viereinhalb Geschoße handelt, um der Auflage einer ab einer gewissen Höhe notwendigen höheren Brandschutzklasse zu entgehen. So bekommt das Erdgeschoß noch eine Galerie. Unter der Erde wurde ein Trägerrost eingezogen, auf dem das  Gebäude teilweise „schwebt“, da die Stützen der Tiefgarage nicht den Tragachsen des Neubaus entsprechen.
Der ganze Entwurf ist also bis auf den Zentimeter ausgereizt. Das Grundstück ist fast gleich groß wie der Neubau, der sich bis 1,5 cm an die Grundstücksgrenze wagt.

Fassade als Markenzeichen.
„Für Grazer Verhältnisse weist das neue Gebäude am Nikolaiplatz extrem hohen Standard auf, die Fassadenausstattung entspricht eher Hamburger Niveau, weshalb es auch so lange gedauert hat bis Baubeginn“, erklärt Architekt Thomas Pucher. Die Fassade ist das Markenzeichen des Gebäudes. In einer klaren Stahlrahmenstruktur wechseln raumhohe Fixverglasungen mit Ausfachungen in Leichtbauweise, verkleidet mit golden schimmernden Aluminiumtafeln. Um Öffnungen im Glas zu vermeiden, sind diese in den Fassaden-/Wandelementen angeordnet. Innen werden die geschlossenen Flächen als Schrankflächen genutzt. Im gesamten Innenraum sucht man vergeblich nach Stützen (abgesehen vom Lift), so bietet jedes Geschoß 200m2 freie Fläche. Die Innenausstattung wie Trennwände etc. wurde zwar vom Architekturbüro mitgeplant, die Einrichtung wird jedoch von den Mietern selbst gestaltet. Von der Dachterrasse hat man ungehinderten Blick auf den Schlossberg.
Blickt man umgekehrt vom Schloßberg auf das Gebäude, so erscheint es wie eine Statue mitten auf dem Platz; welche Farbe passt da besser als Gold für die Außenhaut? „Das Haus entspricht einem Designermöbel, es ist wie gekauft, hingestellt, und alles passt“, schließt Pucher zufrieden.


| Yvonne Bormes
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