Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
„Sinnvolle Arbeit stärkt junge Menschen“
Montag, 13. September 2010
Zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen von Jugendlichen wurden im Frühjahr 2010 an vier Regionen in der Steiermark Produktionsschulen eingerichtet. „Jugend am Werk“ fungiert als Trägerorganisation für die Standorte Leoben und Deutschlandsberg. KORSO SozialFORUM sprach mit „Jugend am Werk“-Geschäftsführer Walerich Berger über bisherige Erfahrungen und eine erste Zwischenbilanz des für die Steiermark neuartigen Angebots. Worin besteht das innovative Element der Produktionsschulen und was können diese leisten?
Das neue Angebot der Produktionsschulen schafft optimale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Jobeinstieg oder weiteren Bildungsweg für junge Menschen aus schwierigen sozialen Verhältnissen oder mit emotionalen Defiziten. Auch MigrantInnen mit mangelhaften Sprachkenntnissen und Integrationsschwierigkeiten sind eine zentrale Zielgruppe. Die Einrichtung der Produktionsschulen stellt damit einen wichtigen Baustein und eine Ergänzung zu bestehenden Jugendmaßnahmen dar, um die Arbeits- und Integrationsmöglichkeit für Jugendliche in der Steiermark zu erhöhen.

Wie wird das Angebot an den Standorten Leoben und Kapfenberg angenommen?
Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist jedenfalls sehr groß. Die provisorischen Schulstandorte beherbergen im Moment noch zwischen 12 und 14 Jugendliche und werden in den kommenden Wochen in die modern ausgestatteten Betriebsstätten mit praxisgemäßem Equipment übersiedeln und damit ihre volle SchülerInnenanzahl aufnehmen können. Dann werden an jedem der beiden Standorte 26 Jugendliche vom speziell dafür ausgebildeten Team betreut werden können. Unser Ziel ist ein Mädchenanteil von mindestens 50 % sowie ein entsprechend hoher Anteil von MigrantInnen.

Wie sieht der Tagesablauf aus und welche Berufsangebote erwarten die SchülerInnen?
An den Vormittagen gibt es Schulungen in grundlegenden Fächern wie Sprache und Mathematik. Daneben werden theoretische Kenntnisse für die zu erlernenden Berufe vermittelt. An beiden Standorten bieten wir die Schwerpunkte Gastronomie, Metallbearbeitung sowie Arbeiten mit Holz als Werkstoff. Unter Anleitung der Fachbereichsleiter verfertigen die SchülerInnen von Kunden georderte Produkte oder kochen das Essen und bereiten Jausen für behinderte Menschen in unserer eigenen Einrichtung, aber auch für externe Abnehmer.

Wo sehen Sie die besonderen Stärken des Angebots von Jugend am Werk?
Wir sind seid vielen Jahrzehnten in den Bereichen Jugendwohlfahrt, Jugendbildung sowie Behindertenarbeit tätig und verfügen über ein entsprechendes Know-how. Unser Angebot an den Produktionsschulen ist darauf ausgerichtet, negative Erlebnisse und schwierige Familiensituationen durch den Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins zu überwinden und damit auch die emotionale Intelligenz der jungen Menschen zu stärken. Dies geschieht durch sozialpädagogische Betreuung und den Spaß am gemeinsamen Schaffen von sinnvollen Produkten.

Wie sieht Ihre erste Zwischenbilanz seit dem Frühjahr aus?
Obwohl vorgesehen ist, dass die Jugendlichen zwischen sechs und zwölf  Monaten in der Produktionsschule verbringen, können wir bereits einige positive Ausstiege verzeichnen. Mehrere SchülerInnen sind schon in die Lehrlingsausbildung des bfi übergewechselt, wo sie entweder einen Voll- oder Teilqualifizierungslehrabschluss erwerben können. Dabei handelt es sich in diesen Fällen hauptsächlich um den Metallbereich, wo praxisnahes Drehen, Fräsen und die Arbeit an CNC-Maschinen vermittelt werden. Das Durchschnittsalter unserer TeilnehmerInnen liegt derzeit bei etwa 19, 4 Jahren und der Frauenanteil bei den angestrebten rund 50 %. Während es in Leoben einen höheren MigrantInnenanteil gibt, ist dieser in Deutschlandsberg nur schwer zu realisieren. Mit dem Vollausbau unserer Produktionsschulen können wir einen wesentlichen Beitrag zur Qualifizierung von Jugendlichen mit schwierigem Hintergrund leisten.
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