von Reinhard Lechner
romantische abende
ja, sie lassen den polizisten jetzt länger an der ecke stehen, ja, sie lassen den polizisten jetzt länger an der ecke zusehen, ja, sie lassen den rosenverkäufer jetzt kürzer runden machen, ja, sie lassen den rosenverkäufer jetzt kürzer aus den rosen lachen und ja, den straßenmusiker lassen sie gar nicht mehr singen, ja, der roma mit der harmonika muss jetzt nachweise sinnvoller handbewegungen erbringen,
kurz, ja, der himmel ist sparsam gestrichen und ja, über den billigen häusern bleibt er verblichen, kurz, ja, die sonne wird nur mehr halbtags bei der arbeit stehen und ja, dann wird sie hinterm finanzamt untergehen, aber das soll uns nicht abhalten, romantische abende zu verbringen, wir können immer noch eine hymne an die nacht singen, wie novalis es wollte,
ja, sie lassen den papp-polizisten jetzt länger an der ecke stehen, ja, sie lassen den papp-polizisten jetzt länger dem geschehen vor und nach der ecke zusehen, ja, sie lassen den rosenverkäufer jetzt kürzer lokalrunden machen, niemand soll wissen, das einst schwärmerische poeten seine abnehmer waren, ja, sie lassen den rosenverkäufer auf seinem klapprigen fahrrad in einen kreisverkehr ohne ausfahrt fahren und ja, den straßenmusiker lassen sie gar nicht mehr seine beatles-covers singen, ja, den roma ohne harmonika, die blieb vor einer bank liegen, jetzt kann die pleite ihren blues darauf spielen, werden sie zu versteuerbaren handbewegungen zwingen,
zusammenfassend, ja, der himmel ist frisch rationalisiert gestrichen, über den billigen häusern bleibt er ohnehin bereits länger verblichen und ja, die leistungen bleiben auch gestrichen, zusammenfassend, ja, die sonne wird nur mehr halbtags über uns bei der arbeit stehen und ja, dann wird auch sie ins finanzamt putzen gehen müssen, aber das soll uns nicht abhalten, romantische abende zu verbringen, wir können, wenn sie den strom an monatsenden abschalten, ein dinner veranstalten aus mit dunkelheit geformten dingen, wir können here comes the sun-singen und es wird wie eine hymne an die nacht klingen, wie novalis es wollte,
ja, sie lassen den polizisten jetzt länger an der ecke stehen und zusehen ja, sie lassen den rosenverkäufer jetzt kürzer runden machen, aus den rosen lachen und gegen die ecke gehen und ja, den straßenmusiker lassen sie gar nicht mehr singen, der roma mit der harmonika muss jetzt nachweise anständiger handbewegungen erbringen, mit der sonne putzfetzen im finanzamt auswringen,
in summe, ja, ist der himmel zu tode gespart schwarz gestrichen, wahrscheinlich hat ein tanker auch da oben bereits öl verloren, in summe, ja, wird, wen es trifft, auf offener straße durchgestrichen, in summe, ja, wird die sonne hinterm finanzamt untergehen und in summe, ja, wird es aussehen, als würde sie im finanzamt untergehen, aber wer braucht den rosenverkäufer, den straßenmusiker, den himmel und die sonne, wir werden auch ohne landschaftsstimmung romantische abende verbringen, wir werden eine hymne an die nacht singen, wie novalis, der dichter, den wir in der schule ausließen, werden wir sie vernehmen,
der sehnsucht süße schwingen
marcel
marcel sitzt zuhause neben seiner schwester, die wespen am dachboden bauen nester, marcel sitzt zuhause neben seiner schwester, nachzählen, wie viele es sind, lässt er, marcel sitzt zuhause neben seiner schwester und drückt ihre hand fester, wenn er groß sei, werde er für affektive systeme medikamententester,
marcel sitzt zuhause neben seiner schwester und schwitzt, die wespen am dachboden bauen nester, im keller blitzt es, marcel sitzt zuhause neben seiner schwester und schwitzt, nachfragen, wie weit sie sind bzw. was schon getroffen wurde, lässt er, marcel sitzt zuhause neben seiner schwester und schwitzt, im schweigen ist er bester und wenn er groß sei, werde er gegen affektive probleme schusswaffentester,
marcel sitzt zuhause neben seiner schwester, schwitzt und schlitzt eine öffnung in sein kik-t-shirt-polyester, die am wespen am dachboden bauen nester, im keller blitzt es, marcel sitzt zuhause neben seiner schwester, schwitzt und schlitzt eine tür aus seinem kik-t-shirt-polyester, nachsehen, ob sie unterm sofa schon sind bzw. ob’s dort auch schon brennt, lässt er, marcel sitzt zuhause neben seiner schwester, schwitzt und schlitzt eine tür, aber er wächst niemals heraus aus seinem kik-t-shirt-polyester, wenn er groß sei, werde er gegen negative affektive systeme profi-wrestler,
marcel sitzt zuhause neben seiner schwester, die wespen am dachboden bauen nester, marcel steht auf von zuhause neben seiner schwester, er geht fort, er spricht jetzt ein machtwort
tintenpatronen nachladen und den rückstand niederschießen
würde sie aufstehen, würde sie auftstehen,
würde sie in die küche gehen, würde sie in die küche gehen,
würde sie den rasen mähen, würde sie den rasen mähen und nicht nur tintenpatronen nachladen, nicht nur tintenpatronen nachladen,
würde sie aufstehen, würde die sonne sich wegdrehen, würde sie aufstehen, würde die sonne sich wegdrehen,
würde sie in die küche gehen, würde die küche fortgehen, würde sie in die küche gehen, würde die küche fortgehen
und würde sie den rasen mähen, würde sie den swimmingpool mit den mahnungen sehen, würde sie den rasen mähen, würde sie den swimmingpool mit den mahnungen sehen, würde sie den rasen mähen, würde sie den rasen mähen und nicht nur tintenpatronen nachladen, nicht nur tintenpatronen nachladen und den rückstand niederschießen, den rückstand niederschießen,
würde sie aufstehen, würde die sonne sich wegdrehen und ihr den arsch hinhalten, schönwetter kommt nach der nachzahlung, würde sie aufstehen, würde die sonne sich wegdrehen und ihr den arsch hinhalten, schönwetter kommt erst wieder nach der nachzahlung, würde sie in die küche gehen, würde die küche fortgehen und eine brotlose leerstelle dastehen, würde sie in die küche gehen, würde die küche fortgehen und eine brotlose leerstelle dastehen und würde sie den rasen mähen, würde sie den swimmingpool mit den mahnungen und die zähnefletschenden spielschulden am tor sehen, würde sie den rasen mähen, würde sie den swimmingpool mit den mahnungen und die zähnefletschenden spielschulden am tor sehen, würde sie den rasen mähen, würde sie vier buchstaben und ein rufzeichen in den rasen mähen und nicht nur tintenpatronen nachladen, nicht nur tintenpatronen nachladen und den rückstand niederschießen, den rückstand niederschießen: gedichte ins sparbuch schreiben, nur eine volle ladung gedichte aufs leere sparbuch legen
das ist der punk
das ist der punk, das daneben ist sein hund freiheit, er spürt den neid der breiten masse und kein dank für ein do it yourself-leben, erdbeben spürt er als erster, so ganz am boden, aber das ist der punk mit seinem mageren hund freiheit und das ist der punkt,
das ist der punk, das daneben ist gestank vom öffentlichen wc, 4-blättriger klee bringt glück, sein tag bringt nur ein leeres tablett und darauf kein stück kuchen, er will es so, es gibt eine halterung für spritzen am öffentlichen klo, aber das ist der punk mit seinem mageren, aber 25 jahre alten hund freiheit und das ist der punkt,
das ist der punk und das daneben ist sein paar doc martens, einen titel wird er niemals schaffen, aber wenn’s die doktoren in den oberen etagen endlich raffen über den tellerrand zu blicken, werden sie ersticken am gestank vom öffentlichen wc, 4-blättriger klee bringt glück, aber er will nur ein leeres tablett und darauf ein stück vom boden, so ganz am boden und erdbeben, nur nicht wie die breite masse leben, das ist der punk mit seinem mageren, aber 25 jahre alten hund freiheit nicht an der leine und das ist der punkt.
norwegen (für gerhard)
gerhard hat einen fixen job, für den niemand ein lob hat, es ist der außenseiter-posten und immer weiter außen nimmt er ihn ein,
gerhard hat einen fixen job, es ist keine top-position, immer weiter weg muss er sein, die reisekosten bekommt er herein, indem er in den stadtwerken heißes metall verbiegt, abends liegt gerhard allein im bett, wo er dunkelheit gegen licht abwiegt, gerhard hat endlich einen fixen job, für den nun niemand ein lob hat, es ist der außenseiter-posten und geld dafür aufzutreiben ist hart, aber der start des fliegers unbezahlbar und auf einmal wird mir klar, dass ich ihn nie wieder in der gegend sehe, er sei jetzt endlich, schreibt gerhard, wo der wind wehe, der seine außensicht auf die verkehrten dinge teile und darüber stehe ununterbrochen die goldene mitternachtssonne am horizont und im meer vor ihm wohne etwas, das nicht sichtbar belohne und keines der tiefroten häuser schone sich hier davor, jeden moment ein gedicht zu sein, schreibt gerhard, zumindest der regenlässt ihn nie allein, auf dem außenseiter-posten, er nimmt ihn gerne ein, denn am ende von all seinen wegen, die ins abseits führten,
war immer schon norwegen
Reinhard Lechner Geboren 1986 in Bruck a. d. Mur. Derzeit Studium der Erziehungs- und Bildungswissenschaft in Graz sowie studentische Mitarbeit in der Lehre. Veröffentlichungen von Lyrik in mehreren Literaturzeitschriften wie LICHTUNGEN oder schreibkraft, Rundfunkveröffentlichung auf Radio Helsinki. Finalist für den Hattinger Förderpreis 2009 (D). Diverse Lesungen in Graz.
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