In good old Germany gibt es eine – zuweilen recht ausufernde – Gruppe junger Menschen, die sich sklavisch an Vorgaben halten. Klingt zunächst typisch deutsch, bei näherer Betrachtung aber öffnen sich Sphären, die a) Sloterdijk alt aussehen lassen und b) sämtliche Glücksdrogen dieser Welt obsolet machen. Interpretiert wird ausschließlich Liedgut, das mit Sommer oder Sonne zu tun hat, dargeboten wird das Repertoire ausschließlich live, im Sommer, auf den Grünflächen dieser Welt. Berührungsängste gibt’s keine: Let the Sunshine In aus Hair, Seasons in the Sun von Terry Jacks, Summerwine (Hazlewood/Sinatra) oder Island in the Sun (Weezer) stehen ebenso auf der Setlist der Konzerte wie Sommer in Paris oder Zuerst kam die Sonne der C-Schlagerstars Frans Bauer und Manfred Morgan. Richtige Instrumente meiden die Euphoriker, Kleinkindversionen tuns schließlich auch, und Verwertungszusammenhänge interessieren ebenso niemanden aus dem Klangkörper. Doch jetzt endlich bietet das Orchestre Miniature in the Park rund um Klaus Cornfield (mit Throw That Beat in the Garbagecan ein Idol unserer Jugend) Musik auch für zu Hause an. Das Minialbum Holiday with OMP (Unicore/Online) versammelt fünf handverlesene Musikstücke, die mit zum Besten gehören, was vier Millionen Jahre Musikgeschichte hervorgebracht haben.
In einem ideengeschichtlich geringfügig engeren Rahmen bewegen sie The Rags aus Dublin. Ihr Debutalbum A National Light bietet alles, was die große und die kleine Insel zum musikalischen Weltkulturerbe in den letzten Jahrzehnten beigesteuert haben, und das in einer Intensität, die beim Hören spontane Selbstentzündungen auslösen kann. Den großteils ruppig-melodiösen Songs wie dem Eröffnungstrack Uniforms & Neckties, eine Art Anti-Generation-youtube-Song, stehen einige gemächlichere Titel gegenüber, die uns dafür mit umso bedeutungsvolleren Inhalten zu überfordern trachten. Den namensgebenden Song startet kein Geringerer als James Joyce mit der von einem rauschenden Tonband wiedergegebenen Zeile „Pingpong! There’ the Belle for Sexaloitez!“ aus Finnegans Wake. Statt zwischen Smiths-Exegese und Literaturwissenschaft zu verharren, lassen The Rags weitere feine Riffs und nicht allzu schwer verdaubare Melodien folgen, in die der als Sänger ebenso wie als Chefkomponist überzeugende Daniel Anderson unüberhörbar viel Herzblut gelegt hat. Man sollte sich das nicht entgehen lassen.

Die besprochenen CDs wurden von DUX-RECORDS, Annenstraße 6, 8010 Graz, www.duxrecords.com zur Verfügung gestellt. Die CDs gibt‘s auch zu gewinnen – natürlich beim KORSO-Kulturquiz unter www.korso.at!