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DJ KOLCHOS DJ SOWCHOS |
Montag, 13. September 2010 | |
Bringt den Gefangenen, sagt der König. Doch die Berater starren verschämt in die eine Ecke des Goldenen Saals und stammeln nach einer kleinen Weile: „Er isset tot, Eure Majestät.“ Derweilen machen sich in der anderen Ecke dunkle Gestalten zu schaffen – Kabel, Mikrofone, Boxen und allerlei anderes merkwürdiges Instrumentarium. Der König runzelt die Stirn und überlegt, die obskuren Figuren entfernen zu lassen. Doch irgendetwas hält ihn davon ab, und so dringen nach kurzer Zeit Geräusche durch den Saal, die die Herzen des Hofstaats höher schlagen lassen. „The Good Anarchist“ wird noch mit ein wenig Skepsis gegenübergestanden, doch schon „People think that we’restrange“ kann autobiografisch leicht nachvollzogen werden („So isset!“, murmelt der König) und „A Memory is Better than Nothing“ zaubert der dementen Königsmutter ein Lächeln ins Gesicht. „Habt Dank für dieses herausragende Stück Schellack“, exklamiert der König euphorisiert und schwenkt das Album A Memory is Better than Nothing (rocket girl/roughtrade) über seinem Kopf hin und her, „überreicht den Burschen je eineinhalb Flaschen Gin mit feinstem Grapefruitsaft versetzt!“ Und so kamen die TV Personalities in den wohlverdienten Adelsstand. Doch dann erreichte die Zukunft auch diesen kleinen Feudalstaat. Die Zukunft, das haben wir alle so gelernt, hat Maschinen im Gepäck und ist allgemein sehr laut. Aufbaumetaphern funktionieren in der Ära nach dem großen ökonomischen Zusammenbruch nur noch als ironische Bezugnahme auf eine Zeit, in der die Monotonie von Industrielärm noch soziale Utopien unterschiedlichster Ausprägung verkörperte. Heute setzt eine verzweifelte Arbeitsmarktpolitik lieber auf Sanierung statt auf Neubau, dabei kommen weniger Großmaschinen, dafür aber mehr Menschen zum Einsatz. Die Baustelle der Greie Gut Fraktion (monika 69) unterscheidet sich von der Baustellen- und Abbruchbirnenmusik der 1980er- und 90er-Jahre, wie sie in der deutschen Industrial-Zone rund um die Einstürzenden Neubauten praktiziert wurde, mit denen die eine Hälfte des Duos (Gudrun Gut) eng verbunden war. Der Maschinenlärm, einst unkontrollierter Lärmausbruch, wurde domestiziert und genügt dem geeichten Ohr als Streicherteppich.„Jaja“, murmelt der König, während er den Kern aus seiner Avocado kratzt. Die Greie Gut Fraktion ist am 9.10. im Rahmen des steirischen herbst live im Festivalzentrum im forumstadtpark zu bewundern.
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