Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Pionierinnen und Profiteurinnen
Montag, 19. Juli 2010
Im Rahmen des kultura-Festivals versammelte Kuratorin Veronika Dreier in der Galerie Kon-temporär „Weibliche Positionen“ aus dem Bereich der bildenden Kunst. Der Widerstand, der Frauen in ihrer künstlerischen Praxis immer noch einengt, ist längst nicht restlos beseitigt, Bewusstseinsbildung immer wieder notwendig. Darauf lassen im Besonderen die affichierten Textstatements aus Interviews des Frauendokumentations- und Projektzentrums DOKU GRAZ an den Ausstellungswänden schließen, die das Thema „Frauen im Kunst- und Kulturbetrieb der Steiermark“ untersuchten. Dazwischen wurden zahlreiche Werke aus der Vergangenheit und Gegenwart zusammengetragen, die eine Auseinandersetzung mit feministischen Fragestellungen vorantreiben.  Vertreten sind auch weibliche Gruppen und Netzwerke mit ihren Forderungen wie Eva & Co – feministische Kulturzeitschrift und Künstlerinnengemeinschaft, IntAkt – Internationale Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen oder das Projekt W.A.S – Women’s Art Support. „Der Bogen der Arbeiten spannt sich von den aus heutiger Sicht zaghaften Anfängen, über kompromisslos feministische Ansichten bis zur verspielten, lustvollen Sinnlichkeit von heute“, so Veronika Dreier.

Handarbeits-Klischees zwischen Wolle und Spitze.
Das Spektrum reicht von weiblich-häuslichen Fertigkeiten, die hier eine künstlerisch-installative Umdeutung erfahren bis hin zu Malerei, Fotografie und Objektkunst. Veronika Dreier zeigt eine riesige rote Wäscheklammer, Eva Ursprung stellt einen Sandsack als interaktiv forderndes Klangobjekt zur Verfügung und Erika Thümmel eine Installation aus Frauenhaar – aufs Feinste verwoben mit zarten Zierdeckchen. An diesem Punkt schließt auch eine jüngere Künstlerinnengeneration an, wenn Karin Lernbeiß und Verena Michelitsch ihren überdimensionierten Rapunzelzopf aus gelber Wolle als Probierperücke zur Verfügung stellen, um einstweilen nach dem Ritter in funkelnder Rüstung Ausschau zu halten oder das Duo Resanita mit seinem Blumenampelschmuck „Bellaflora“ in eine ähnlich weibliche Domäne eingreift, wie Kerstin Rajnar alias frau mag rosa pink mit ihrem boudoirfüllenden rosa Arrangements. Maryam Mohammadi zeigt beeindruckende Frauenportaits aus der Serie „Snap me“, entstanden im Benin und Nigeria, Vorreiterin Norbertine Bresslern-Roth ist mit bisher unveröffentlichten Kalenderblättern mit Illustrationen aus einem idealisierten Familien- und Frauenleben der 30er Jahre vertreten. Daneben spüren filmische Dokumentationen dem Lebensweg von Künstlerinnenpersönlichkeiten wie Carmen Herrera, Maria Lassnig oder Kiki Kogelnik nach. Bei der Eröffnung gab sich Performerin Cynthia Schwertsik lautstark raumkämpferisch für die weibliche Präsenz: in einer Zentrifuge aus Metall bewegte sie sich über den Griesplatz. | ep

Die Ausstellung ist noch bis 09.07. in der Galerie Kon-temporär zu sehen.
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