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„ kultura“: Frauen in Kunst und Kultur wollen sichtbarer werden
Montag, 19. Juli 2010
„Raum für Diskurs und Vernetzung mit allen Mitteln der Kunst“ bot die dreitägige, von Kulturlandesrätin Bettina Vollath initiierte „kultura“-Veranstaltung, die „den weiblichen Part“ in Kunst und Kultur thematisierte. Eine viel beachtete Einleitungsrede der Schriftstellerin Marlene Streeruwitz, verschiedene Diskussionen und Round Tables – unter anderem zu den Themen „Role Models“, „Eroberung des Raumes und des Geldes“, beides natürlich aus weiblicher Sicht, und künstlerische Darbietungen verschiedenster Sparten: kultura schuf den Raum für eine lebendige, mit praktischen Beispielen untermauerte Diskussion über die Leistungen von Frauen in Kultur und Wissenschaft und darüber, warum es so schwer ist, diese auch in soziales Kapital umzuwandeln. Denn nach wie vor, so das Ergebnis der Diskussionen,  bestimmen tradierte Rollenbilder, die nicht hinterfragt werden, die Verteilung gesellschaftlicher Ressourcen. Dies führt zu kulturpolitischen Entscheidungen auf allen Ebenen vom Bund, über Gemeinden, Universitäten und Kultureinrichtungen, die Frauen von wesentlichen Positionen und Ressourcen ausschließen.
Als Gegenstrategie appellierten die Diskussionsteilnehmerinnen an die Universitäten, Frauen und ihre Leistungen in Kunst- und Musikgeschichte zu erwähnen und sichtbar zu machen. Genderbudgeting und die Besetzung von Frauen in öffentliche Gremien und Förderbeiräte soll künftig noch verstärkt werden und so weibliche Expertise einbringen. „Wir kommen erst weiter, wenn das Prinzip der Chancengleichheit zu einem selbstverständlichen Handlungsprinzip in Politik und Verwaltung wird“, betonte Vollath, die eine Fortführung von kultura ankündigte.

Neue Paradigmen.
Dass es durchaus auch unter Künstlerinnen unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema gibt – auch solche, die generationsbedingt sein mögen – zeigte die Literaturveranstaltung „Paradigmenwechsel in der Frauen- und feministischen Literatur“ im Rahmen der „kultura“: Die in Wien lebende Autorin Margret Kreidl las (vorwiegend) aus ihren witzig-deftigen, tradierte geschlechtliche Rollenbilder ironisierenden Lautgedichten, die junge Grazer Schriftstellerin Valerie Fritsch einen Prosatext über einen jungen Mann – die ins Surreale übersteigerte Geschichte einer (wohl auch geschlechtsspezifisch zu interpretierenden) Entfremdung. In der anschließenden Diskussion unter der Leitung der Literaturwissenschafterin Helga Mitterbauer wurden die unterschiedlichen Positionierungen deutlich: Während Kreidl analysierte, dass ihre Schreibhaltung durch mehrere gesellschaftliche Faktoren geprägt sei – „dadurch, dass ich als Kind in einem bildungsfernen Milieu aufgewachsen bin, durch meine Rolle als Frau und natürlich auch durch meine ideologische Einstellung als Feministin“ – sah sich Fritsch eher frei von solchen Bedingtheiten: „Die politischen und sozialen Faktoren sind für mein Schreiben nicht relevant; dass es in China Zwangsabtreibungen gibt, kann mich unfassbar aufregen, aber es prägt mein Schreiben nicht.“
| cs
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