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„Die Stärkung der Schwachen ist letzlich das Ziel“
Archiv - KORSO Sozial FORUM - Schwerpunkt: Jugend
Freitag, 28. April 2006
ImageSoziallandesrat LH-StV. Dr. Kurt Flecker ist in der Landesregierung zuständig für die Fragen der Jugendwohlfahrt und des Jugendschutzes. Christian Stenner sprach mit ihm über die Grundsätze seiner Politik in diesem wichtigen Bereich.

Herr LH-Stv., Sie gelten bei Freunden und Gegnern als ein Politiker, dessen Alltagspolitik auf einer gesellschaftspolitischen Analyse fußt. Worin sehen Sie die zentralen gesellschaftlich bedingten Gefährdungspotenziale für Jugendliche?

Jugendliche haben meist noch weniger Abwehrmechanismen als Erwachsene und sind deshalb von denselben Dingen stärker bedroht. Im Prinzip handelt es sich wohl um Süchte, um Einsamkeit und um Orientierungssuche.

… Wie kann die Politik hier gegensteuern – und welche Maßnahmen würden Sie, was die Steiermark betrifft, besonders hervorheben?

Wir leben in einer Gesellschaft, wo einige sehr gut an der Schwäche anderer verdienen. Es muss Aufgabe der Politik sein, die Interessen jener zu vertreten, die selbst dazu nicht ausreichend in der Lage sind. Natürlich muss die Stärkung der Schwachen letztlich das Ziel sein, das englische Wort „Empowerment" trifft das recht gut.
Die Entwicklung der Gesellschaft kann nicht – nur – regional beschränkt stattfinden. In der Steiermark können wir fast nur so etwas wie eine Krisenfeuerwehr bereit halten. Natürlich versucht die Jugendwohlfahrt, so früh wie möglich die entstehenden Probleme zu erkennen und Hilfe anzubieten. Das Entstehen der Probleme selbst ist über Jugendschutz und Jugendwohlfahrt allerdings kaum zu verhindern. Dazu bedarf es wohl grundlegender Entwicklungen unserer Gesellschaft. Bei konkreten Defiziten muss es zukünftig leichter möglich sein, Hilfe im Rahmen der Jugendwohlfahrt zu gewähren. Wirksamere Initiativen benötigen auch vermehrt hoch qualifiziertes Personal, das betrifft viele Berufe vom Lehrer bis zum Sozialarbeiter.

Sie haben seit den letzten Landtagswahlen auch die Verantwortung für das Arbeitsressort; welche Initiativen gegen die Jugendarbeitslosigkeit wollen Sie setzen?

Eine Sommerwerkstätte soll Jugendliche auf den beruflichen Einstieg vorbereiten und die Entscheidung über den beruflichen Werdegang erleichtern.
Jenen Lernwilligen, die dennoch keinen Ausbildungsplatz in der Wirtschaft finden, stehen in der Steiermark rund 900 spezielle Ausbildungsplätze zur Verfügung, darüber hinaus fast 100 Plätze in überbetrieblichen Lehrwerkstätten. Zusätzlich werden 1,5 Mio. für den Fall zur Verfügung stehen, dass die genannten Projekte doch nicht ausreichen. So soll sichergestellt sein, dass es noch heuer für jeden Jugendlichen einen passenden Ausbildungsplatz geben wird. Darüber hinaus ist ein Modell in Planung, in dem für qualifizierte, aber arbeitslose Jugendliche der Einstieg ins Sozialversicherungssystem unter Zuhilfenahme einer gemeinnützigen Leiharbeitsfirma ermöglicht wird.

Auf Seiten der Wirtschaft wehrt man sich noch immer gegen einen Ausgleichsfonds, in den Betriebe einzahlen, die keine Lehrlinge ausbilden, während die Ausbildungsbetriebe daraus gefördert werden … Warum macht man nicht die Wirtschaftsförderung des Landes davon abhängig, dass darum ansuchende Unternehmen entweder Lehrlinge ausbilden oder in einen solchen Ausgleichsfonds einzahlen?

Dieser Vorschlag wäre sehr interessant, bisher ist Ähnliches aber immer an WK-Präsident Mühlbacher gescheitert.

Als Kulturverantwortlicher des Landes haben Sie nach den Wahlen versprochen, der Jugendkultur zu einem höheren Stellenwert zu verhelfen – und die Absicht geäußert, auch in diesem Bereich soziale Barrieren abtragen zu wollen …

Die Förderungen vieler Jugendkulturinitiativen konnten erhöht werden, einige neue werden noch heuer dazukommen. Auch die kostenlose Rechtsberatung für Kunstschaffende und die demnächst startende EU-Beratung dienen vor allem jüngeren und noch weniger renommierten Künstlern. Durch die Initiative „Hunger auf Kunst und Kultur" kommen auch Jugendliche mit leeren Taschen an Gratis-Tickets für tolle Veranstaltungen. Insgesamt gibt es noch Umschichtungspotenzial von der bisherigen eventorientierten hin zu Jugend- und Alternativkultur.

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