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Schuldnerberatung: Nach 15 Jahren gefragter denn je
Montag, 19. Juli 2010
Die Geschichte der staatlich anerkannten Schuldnerberatung begann mit dem Projekt „Bevorrechtete Schuldnerberatung Steiermark“, das vom Verein „Rettet das Kind Steiermark“ 1995 initiiert wurde. Seit Anfang 2002 wird die Beratungsstelle vom bfi Steiermark und der Caritas Graz-Seckau geführt, wobei die Leistungen zu 75% vom Sozialreferat des Landes finanziert werden und der übrige Teil vom AMS Steiermark. Die Leistungen der Schuldnerberatung sind gerade in Krisenzeiten gefragter denn je. Die Notwendigkeit der Schuldnerberatung ist angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Krise unumstritten und erfordert auch weiterhin deren höchsten Einsatz: Die Zahl der SchuldnerberatungskundInnen stieg im Vorjahr insgesamt um 10,8%, die der Arbeitssuchenden um 45,8%. Im ersten Halbjahr 2010 wurden in der Steiermark um 19% mehr Privatkonkurse angemeldet als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Herbert Buchgraber vom AMS betont vor allem die schlechten Vermittlungschancen von Arbeitssuchenden mit Schulden: „Erst wenn die Schulden reguliert sind, steht einer Vermittlung nichts mehr im Wege.“ Daher setzt das AMS Steiermark auf eine enge Zusammenarbeit mit der Schuldnerberatung. Die Betreuung durch die Schuldnerberatung setzt bei einer ganzheitlichen Analyse der Schuldensituation und der Entwicklung von konkreten und nachhaltigen Schuldenregulierungsperspektiven der Betroffenen an. Bei der Umsetzung dieser Konzepte agiere die Schuldnerberatung gleich einem Rechtsanwalt, da die MitarbeiterInnen Anträge vorbereiten und ihre KlientInnen vor Gericht vertreten, so der Geschäftsführer Mag. Christof Lösch.

Entgegenwirken.
Dr. Wilhelm Techt vom bfi Steiermark weiß über die Schuldenspirale Bescheid: „Wenn Menschen keinen Job haben, machen sie Schulden und bei vorhandenen Schulden finden sie keinen Job.“ Das bfi versucht daher mit dem Projekt „Chance02“ Arbeitssuchende „job-ready“ zu machen und sie für neun Monate in einem Unternehmen unterzubringen. Bisher fanden so 15 TeilnehmerInnen dauerhaft einen Arbeitsplatz.
Das Siegerunternehmen des Betrieblichen Sozialpreises 2009, der oststeirische Fleischverarbeiter Schirnhofer, setzt sich mit seiner „Sozialen Plattform“ für eine Verbesserung der Arbeits- und in weiterer Folge der Lebensqualität der MitarbeiterInnen ein. MitarbeiterInnen seien immer mehr Druck ausgesetzt, so Geschäftsführer Christian Laschet. „Das Bewusstsein für die Problematik rund um Schulden muss geschaffen werden und zu einer Enttabuisierung führen“, ergänzt Lösch und ist von der Umsetzung begeistert: „Das ganze Unternehmen muss hinter dem Auftrag stehen, dass es den MitarbeiterInnen gut geht.“

Hilfestellung.
Derzeit vertritt die staatlich anerkannte Schuldnerberatung  die Betroffenen von 56% aller Privatkonkurse und wird bei Gerichten, Gläubigerschutzverbänden, Gläubigern und ihren Vertretern als professioneller Ansprechpartner anerkannt. In den ersten 15 Jahren ihres Bestehens unterstützte die Schuldnerberatung Steiermark GmbH 35.000 SteirerInnen und half ihnen nicht nur der wirtschaftlichen Ausgrenzung zu entkommen, sondern auch der gesellschaftlichen.

| Melanie Chung
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