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Der Kapitalismus ist in der Krise – die Linke auch
Montag, 19. Juli 2010
Wie es um die Utopie in der Krise bestellt ist und darüber, ob sich nicht die Utopistik selbst in einer veritablen Krise befindet, diskutierte am 24. Juni eine hochkarätige Runde im Bildungszentrum der KPÖ Steiermark. Wie ist es um die Utopie in der Krise bestellt?“, „Sind nicht die Utopien selbst in der Krise?“, fragte Historiker Leo Kühberger denn am 24. Juni im Bildungszentrum der KPÖ in Graz. Der Berliner Politikwissenschafter Raul Zelik referierte zentrale Thesen aus seinem zuletzt in Kollaboration mit Elmar Altvater entstandenen Buch „Zur Vermessung der Utopie“. Für Keynotes sorgten der Journalist und Videoblogger Robert Misik, die Ökonomin Elisabeth Springler sowie die Afrikanistin und Kulturarbeiterin Araba Evelyn Johnston Arthur.
Zeliks Thesen: a/ der Kapitalismus sei, no na, endlich. b/ „scheinbar Utopisches ist möglich“, wobei als Referenz hierfür einzelne Verstaatlichungen von maroden Banken herhalten mussten. c/ der Staat ist, aha, “keine neutrale Instanz“. Ergo brauche es, d/, einen „Perspektivwechsel weg von der Staatszentrierung hin zum Aneignungsprozess von unten“. Später sollte Zelik präzisieren, dass er damit einen Gegenentwurf meint, der sich „aus realen Praxen, aus realen sozialen Kämpfen“ destillieren ließe.

Misik fand das „grosso modo“ ganz in Ordnung. Springler blieb es vorbehalten, vereinzelt für Klarheit zu sorgen. Nicht der Verlust eines reformistischen Narrativs – eine Krise der Utopien also – sondern geringe Wachstumsraten hätten die sozialdemokratische Politikkonzeption zum Scheitern gebracht. Obendrein: Die Bankenverstaatlichungen hätten nichts am herrschenden Paradigma geändert. „Der Staat wird generell defensiver. Wird er gebraucht, dann zur Risikoübernahme“. Araba Johnston warnte, Hunsberry zitierend, davor, die „gegenwärtige Lage hinzunehmen“. Dies komme „der einzigen Form der Militanz“ gleich, die „uns vor unseren Kindern unglaubwürdig macht“.

Am Ende des Abends blieben die Gewissheit, dass der Titel der Veranstaltung richtig gewählt war und ein schönes Schlusswort von Zelik. „Zizek wird der Satz zugeschrieben:  „Wir können uns das Ende der Welt viel besser vorstellen, als das Ende des Kapitalismus.“ Dennoch: wir sind viel kreativer, als wir es uns zugestehen, und wir haben schon viele Antworten, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.“
| sts
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