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BP und der Finanzminister |
Montag, 19. Juli 2010 | |
Briefe aus Absurdistan von Robin Hut
Hallo, alter Freund! Wie immer komme ich mir ein bisschen lächerlich vor, wenn ich mich in meinen Briefen an dich über die Zustände hier bei uns auslasse, während du in deinem afrikanischen Exil mit dem Elend der dritten Welt konfrontiert bist. Aber zeitweise frage ich mich, ob die Unterschiede wirklich so groß sind? Und ich denke mir ab und zu in zynischer Weise, dass dort, wo es de facto keine funktionierenden Strukturen gibt, wenigstens theoretisch darin die Chance läge, welche von Grund auf neu aufzubauen. Denn egal wo du hinschaust, scheinen die offiziellen Strukturen unserer ersten Welt den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht mehr gewachsen: Wie man mittlerweile weiß, haben die Kostenoptimierer bei British Petrol sehr wohl Berichte über den bedenklichen Zustand jener Ölplattform am Tisch gehabt, die mittlerweile bereits ein ganzes Meer verschmutzt. Zur Ergebnisverbesserung haben sie diese Berichte schubladisiert und dafür wahrscheinlich auch noch höhere Prämien kassiert. Und sobald das ruchbar wird, wird der zuständige Wichtigwichtel von der Aufgabe abgezogen und geht einmal auf Urlaub um den Stress abzubauen. Mit dem Segelboot übrigens, aber in einem Meer, das einstweilen noch nicht völlig vergiftet ist. Und wahrscheinlich lacht er vor dem Fernseher seiner Segelyacht, wenn er die Berichte über den jüngsten Gipfel der wichtigsten Industriestaaten serviert bekommt. Jene Menschen, die uns noch vor gut einem Jahr erklärt haben, dass jetzt wohl endgültig klar ist, dass die haltlose Gier der Banker schuld am ganzen Drama ist und dass man zwar jetzt unser aller Steuergeld hernehmen muss, um das System nicht zusammenbrechen zu lassen, jene Menschen können sich jetzt nicht einmal auf einen Minimalkonsens zur Begrenzung der Gier einigen. Da überlege ja sogar ich mir bald, ob ich nicht zum Steuerhinterzieher werden und mein Geld gleich freiwillig den Banker- Gierhälsen in den Rachen schmeißen soll. Da partizipiere ich wenigstens an deren Gewinnen, wenn auch nur minimal. Aber um nix besser geht’s uns auch auf regionaler Ebene, Stichwort Umweltzonen: Dass längst etwas getan werden muss gegen den Feinstaub im Grazer Becken, ist eh keine Frage. Aber aus lauter Angst vor den Industrie- und Wirtschaftskapitänen setzt man bei den kleinen Leuten an, deren alte Autos laut Studien aus Deutschland ca drei (in Zahlen: 3 Prozent) zum Feinstaubaufkommen beitragen. Die Ölheizungen in den Villen der G´stopften und die Industrie-Emissionen aber bleiben ungeschoren. Und unser Finanzminister: Setzt aus wahltaktischen Gründen mal so eben die Verfassung außer Kraft und erklärt, dass er erst am 9. Dezember sein nächstes Budget vorzulegen gedenkt. Und die Empörung darüber richtet sich nicht etwa gegen den Verfassungsbruch: Nein, wegen dem Weihnachtsgeschäft wär´s, dass ma – g´schamster Diener, Herr Pröll – vielleicht doch a bisserl früher drüber reden, wer denn nun bei uns die Rechnung zahlt für die Gier. Da geht mir der Hut hoch, denkt sich Dein Robin Hut
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