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Architekturtage 2010: Vom Uhrturm zum Murturm |
Donnerstag, 10. Juni 2010 | |
Von 27. bis 29. Mai fanden wieder die Architekturtage in ganz Österreich statt. Zahlreiche Architekturbüros öffneten ihre Pforten für neugierige Besucher, Baustellen konnten besichtigt werden, es gab ein Kinder-, Ausstellungs- und Filmprogramm und geführte Touren, die schon bald ausgebucht waren. In der Steiermark orientierten sich letztere an dem Architektur-Jahrbuch „Von Menschen und Häusern. Architektur aus der Steiermark. Architektur Graz Steiermark 2008/2009“. Neben Stadt- und Wohnspaziergängen wurde auch eine „Landpartie“ offeriert.
Erster Halt war das Veranstaltungszentrum Bad Radkersburg von Gangoly & Kristiner Architekten. Das Grundkonzept sah vor, möglichst viele verschiedene Nutzungen gleichzeitig zu ermöglichen. Das Gebäude erstreckt sich über mehrere Grundstücke, baut auf bereits bestehenden Strukturen auf und beherbergt verschieden große Säle, um den jeweiligen Anforderungen wie gar kein, kurzer oder langer Nachhall gerecht zu werden. Auf eine eigene Gastronomie wurde verzichtet, da der angrenzende Hauptplatz diesen Part übernehmen kann. Die Farbgebung orientiert sich an der Gestaltung des Hauptplatzes vor dessen Überarbeitung in der Renaissance (terracottafarbige Böden und graue Wände), die Mauern des Weinkellers stammen noch aus dem 13. Jahrhundert, also ungefähr der Zeit der Stadtgründung. In Gosdorf gelandet. Die Begegnungshalle Gosdorf, geplant von Hofrichter-Ritter Architekten, steht in einem ganz anderen Kontext bzw. gar keinem. Und das ist auch so gewollt. Durch die Öffnung zur neuen Landstraße hin kam es zu einer Verschiebung des Ortszentrums in Gosdorf. Bei der Planung der Mehrzweckhalle konnte man sich nicht an einer Altstadt wie in Bad Radkersburg orientieren, weil eine solche nicht in dieser Form vorhanden war. Ausgangspunkt des Entwurfs war es, „ein Ding hinzustellen, das an diesem Ort gelandet ist“, so Architekt Martin Ritter. Zur Straße hin präsentiert sich das Gebäude vollflächig verglast, die Rückseite zeigt sich den angrenzenden Wohnhäusern flacher werden auskragend und brav verputzt. Besonders beliebt ist die mobile Bar, die nicht nur in der Veranstaltungshalle, sondern auch im Freien einsetzbar ist. Der bewegte/bewegende Turm. Durch Gosdorf führt das grüne Band Europas, ein Naturschutzprojekt entlang des Verlaufs des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Dort, mitten im Grünen, wurde eine Doppelhelixstruktur als kleiner Tourismusmagnet geplant, der schon bald zum politischen Streitpunkt avancierte. Das Architektenteam terrain:loenhart&mayr entwickelte einen geraden Turm, dessen Dynamik rein durch die Wahrnehmung entsteht – den Murturm. „Wir wollten das Gehen zum Inhalt machen, das Sichhinaufschrauben. Deshalb hat der Turm auch keine Plattform. Es ist ein gebauter Weg, man geht einfach weiter und kommt unten wieder an“, legt Architekt Klaus Loenhart den Entwurfsgedanken dar. Er sieht den Turm als Landschaftsprojekt – wer einmal oben war, versteht warum. Über den Baumwipfeln wird der Blick freigegeben auf die umgebende Landschaft bis weit hinter die nächsten Ortschaften. Man sollte jedoch relativ schwindelfrei sein, denn das sich nach oben verdünnende Tragwerk wiegt sich leicht im Wind | yb
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