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Ein Garten im Himmel
Donnerstag, 10. Juni 2010
Kloos up von Luise Kloos Die California Academy of Sciences im Golden Gate Park in San Francisco, geöffnet seit Herbst 2008, muss man gesehen haben. Dachgärten sind so alt wie Babylon und auch eine tief verwurzelte „Marotte“ der Europäer und nun gibt es einen Dachgarten in San Francisco, der seinesgleichen sucht. Renzo Piano hat hier eine Museumsvision realisiert, die man auch ganzheitlich erneuerbare Architektur nennen kann.
Das Dach selbst hat die Form wie die umliegenden Hügel von San Francisco. Man hat das Gefühl, als ob sich das Gebäude aus der Erde erhebt. Es gibt keine Trennung zwischen innen und außen. Die Funktionen des Hauses, die sich bei einem üblich gebauten Haus im Keller befinden, starten hier im Dach. Es wird das Regenwasser gesammelt, 80 Prozent des Nutzwassers wird auf diese Weise für den Betrieb genutzt. Die Bepflanzung des Daches mit  neun in Kalifornien heimischen Pflanzenarten wurde über vier Jahre ausgetestet. 1,7 Millionen Pflanzen wie Erdbeeren, Mohnblumen, Mauerpfeffer usw. breiten sich auf einer Dachfläche von ca. 70 000 m2 aus. Sie sind in biologisch abbaubaren Kokosnusskörben, gewebt in den Philippinen, eingesetzt. Die Formen der Hügel sind so konstruiert, dass kühle Luft ins Haus strömt, es herrscht im Haus angenehmes Klima – eine Klimaanlage wird nicht benötigt. Am Rand des Daches sind Sonnenkollektoren befestigt. Sie bilden zugleich den Schirm für das Haus rundherum. 20 Prozent der benötigten Energie werden auf diese Weise erzeugt.
Das Design des Daches wird durch die sieben Kuppeln und weichen Hügeln markiert. Unter den Dachhügeln ist Platz für ein Planetarium und die Regenwaldausstellung. Im viergeschossigen „lebendigen Regenwald“ befinden sich 600 frei fliegende Vögel und Schmetterlinge. Das Planetarium ist das größte in Nordamerika. Das Herzstück der California Academy of Sciences bildet das Aquarium, es zeigt die tiefste lebende Korallenriffausstellung weltweit. Zunächst geht man über offene Wasserbecken. Rochen, bunte tropische Fische und auch die Pflanzenvielfalt von Korallenriffen kann man ganz nahe sehen. In den unteren Geschoßen sind je nach Tierart die Aquarien gestaltet. Es entsteht das Gefühl, dass man sich direkt im Wasser befindet. Das Design der Glaswände ist unterschiedlich, selbstverständlich entsprechen die Lichtverhältnisse der Meerestiefe. Die Fütterung der Fische kann man wie in einem Theater erleben. Lichtschleusen führen bis in die untersten Teile des Gebäudes, das natürliche Sonnenlicht ist für die Korallen lebenswichtig. Das dafür benötigte Salzwasser kommt direkt aus dem Pazifik, ein spezielles System sorgt für die Reinigung des Wassers, das Wasser der Aquarien wird recycelt.
Die Bildung der BesucherInnen des Museums bildet einen konzeptuellen Grundpfeiler in der Philosophie des Hauses. Die Darstellung von Änderung des Klimas, Erderwärmung, Umweltverschmutzung ist ebenso aufschlussreich wie der Besuch der Toilette oder des Restaurants. Es wird keine Gelegenheit ausgelassen, auf die Möglichkeiten des eigenen Verhaltens in der Natur und sogar in der eigenen Wohnung hinzuweisen.
Die California Academy of Sciences steht gegenüber dem de Young Museum, gebaut 2005 von Herzog & de Meuron. Hier kann man neben Ausstellungen von amerikanischer Malerei und europäischer Moderne vorzugsweise die phantastische Sammlung von ozeanischen Masken bewundern und natürlich auf das Gebäude von Renzo Piano blicken. Dazwischen liegt ein Park, in dem im Sommer Open Air Konzerte zu hören sind. Die umrahmenden Statuen zeigen die gesamte ehrenvolle Riege der bedeutendsten europäischen Komponisten. Entstanden ist der Museumskomplex bereits im 19. Jahrhundert, aber dann kamen zwei große Erdbeben, die beinahe sämtliche Gebäude von San Francisco zerstörten, und eben auch die beiden Museen.

Link: www.calacademy.org


Autorin: www.luisekloos.at
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