Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Burkina Faso: Hilfe durch Bildungs-Patenschaften
Donnerstag, 10. Juni 2010
Laciné und Ahoua Sawadogo aus dem westafrikanischen Burkina Faso sind Verantwortliche der Hilfsorganisation NEEED, die im Wesentlichen auf die Initiative ihres Leiters Laciné Sawadogo zurückgeht. NEEED entwickelt eine Vielzahl von Aktivitäten zur Unterstützung der Landbevölkerung in Burkina Faso, einem der ärmsten Staaten der Welt. KORSO-Herausgeber Christian Stenner traf Sawadogo, der während seiner Ausbildung zum Deutschlehrer 1998 ein Jahr lang in Graz studierte, zum ersten Mal im Sommer 2007; Ende Mai 2010 führte er mit dem Ehepaar das hier dokumentierte Interview. In den knapp zwei Jahren seit unserem letzten Zusammentreffen ist NEEED stark gewachsen und hat viele weitere Aufgaben übernommen …
L. S.: Es gab sehr viele positive Veränderungen dank des Vertrauens der Partner, die uns in dieser Zeit begleitet haben. So konnten wir viele Projekte in Angriff nehmen, auf dem Gebiet der Erziehung, des Sports, der Informatik und der Gesundheit.
Vor drei Jahren haben wir mit dem Bau von Gymnasien in Landgemeinden begonnen und bereits vier davon errichtet. Es herrscht starke Nachfrage nach Schulen der Sekundarstufe, immer mehr Schüler wollen nach der Grundstufe auch eine Sekundarstufe besuchen, aber es gibt nicht genügend Plätze.

Wie viele SchülerInnen besuchen diese vier NEEED-Schulen?
L. S.: Wir haben unsgefähr 230 SchülerInnen in jeder dieser Schulen, es sind also insgesamt an die 1000. Daneben gibt es auch noch die Grundschulen, die wir bauen und die den Kindern und LehrerInnen bessere Bedingungen bieten als die herkömmlichen Schulen, die meist aus nicht mehr bestehen als einer Umfriedung mit einem Strohdach darüber.

Frau Sawadogo, Sie sind bei NEEED zuständig für die Gesundheitsprojekte. Was sind Ihre wichtigsten Ziele?
A. S.: Wir kämpfen für die sexuelle Gesundheit der Frauen und Mädchen und gegen Geschlechtskrankheiten, vor allem gegen AIDS. Wir wollen, dass die Mädchen, die unsere Schulen besuchen, gesund bleiben, dass sie ihre Studien weiterführen können, nicht krank und nicht ungewollt schwanger werden. Daher klären wir sie mit Hilfe von Animationen, Filmvorführungen und ähnlichen Mitteln auf. Wir wenden uns aber nicht nur direkt an die Mädchen, sondern auch an Mittelschulprofessoren und Grundschullehrer.

Ein neues Betätigungsfeld von NEEED sind die Mikrokredite, die von der Organisation vergeben werden.
L. S.: Wir haben schon vor drei oder vier Jahren begonnen, sehr kleine Kredite an dörfliche Gruppen zu vergeben – das war wirklich nur sehr wenig Geld, umgerechnet ungefähr 3- bis 400 Euro – um ihnen Aktivitäten zu erlauben, mit welchen sie ein Einkommen erzielen konnten. Dann haben wir Partner gefunden, die sich dafür interessiert haben, sodass wir unsere Aktivitäten auf einem höheren Niveau fortsetzen konnten. Nun haben wir eine Mikrofinanzierungsgesellschaft gegründet, die richtig strukturiert ist mit einem Direktor, einem Zuständigen für die Kredite und einer Kassierin.
Wir werden dabei von den Consultingunternehmen Stern Stewart und McKinsey unterstützt, aber auch von Privatpersonen. Stern Stewart hat uns das Kapital für die Mikrokredite gegeben, jährlich 50.000 Euro seit dem vergangenen Jahr.

Wie vielen Leuten konntet ihr damit helfen?
L. S.: Unsere Mikrofinanzgesellschaft verwaltet derzeit ca. 600 Konten von Einzelpersonen und Personengruppen. Nur wer ein solches Konto hat, bekommt Zugang zu einem Mikrokredit. Ihr Geld einer Bank anzuvertrauen ist für diese Menschen sehr ungewohnt, viele von ihnen sind  Analphabeten. Natürlich muss das Geld jederzeit für sie verfügbar sein.
Priorität bei den Mikrokrediten haben kleine Händler, Bauern, Viehzüchter, Handwerker – und wir fördern im Besonderen auch Frauen. Bis jetzt haben wir übrigens keinen einzigen Ausfall bei der Rückzahlung zu verzeichnen.

NEEED bietet auch die Übernahme von Patenschaften für die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen an. Mit welchen Beträgen kann man da helfen?
L. S.: Die Patenschaft für ein Volksschulkind beträgt 75,-- Euro jährlich, nach Möglichkeit für die Dauer der gesamten sechs Jahre währenden Volksschulzeit. Man kann sich aber auch nur für drei Jahre verpflichten. Die Patenschaft für GymnasiastInnen beträgt 90 Euro jährlich, da kann man eine Unterstützung für zwei oder vier Jahre oder für den ganzen sieben Jahre dauernden Gymnasialbesuch zusagen. Und wir haben auch StudentInnen, die über NEEED gefördert werden – da macht der der Beitrag 300 Euro pro Jahr aus.
Der Vorteil von Patenschaften ist auch, dass man kommen kann und nachsehen, was mit dem Geld passiert ist, das man uns übergeben hat – wir freuen uns, wenn wir Besuch von unseren UnterstützerInnen erhalten.

An der Übernahme von Patenschaften Interessierte können sich per Mail an Mag. Stefan Egger (Graz) wenden: stefane@aon.at
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >