Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Raus aus den Schubladen!
Donnerstag, 10. Juni 2010
Kommentar der Frauenbeauftragten von Maggie Jansenberger Gut, dass es nun den Frauenbericht 2010 gibt. Die Ergebnisse sind zwar wenig überraschend, denn immerhin gab es in den vergangenen Jahren diverse Berichte mit ähnlichen Ergebnissen seitens der ArbeiterInnenkammer, der Bundesgrünen und des Steirischen Frauenressorts. Einen Vergleich der Geschlechterverhältnisse in Österreich mit jenen anderer Länder finden wir im „Gender Gap Report“ des World Economic Forum oder im Ranking der „Parliamentary Union“ etc. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb müssen die Ergebnisse empören! Denn trotz des gesicherten Wissens um die Lage der Frauen und Mädchen ändert sich viel zu wenig und das viel zu langsam.
Fehlt es an geeigneten Konzepten, Maßnahmenkatalogen und Handlungsanleitungen um all diese Missstände zu beseitigen? Nein, denn diese sind vorhanden, weil viele kluge Frauen dafür schon Stunden, Tage und Jahre in Arbeits-, Projekt- oder Strategiegruppen verbracht haben. Fehlt(e) es an der Stärke unserer Frauenpolitikerinnen auf Bundes-, Landes – oder Stadtebene, um frauenpolitische Forderungen durchzusetzen? Nein, denn das zu behaupten hieße, jene zu desavouieren, die die erlangten Errungenschaften erst möglich gemacht haben! Es fehlt auch nicht an Bekenntnissen und Beteuerungen diverser AkteurInnen. Was fehlt ist schlicht die echte Einsicht und Bereitschaft, endlich alle Rechte und Pflichten zwischen Männern und Frauen gerecht aufzuteilen. Eine Gesellschaft, die nicht entschieden dafür kämpft, ist keine gerechte, demokratische Gesellschaft und dieses Manko betrifft alle Mitglieder dieser Gesellschaft – Frauen wie Männer.
Der Frauenbericht 2010 zeigt die Notwendigkeit des gezielten Aufbrechens tradierter Strukturen und die Evidenz der Forderung einer aktiven Gleichstellungspolitik! Gut, dass es nun den Frauenbericht 2010 gibt. Er ist zum richtigen Zeitpunkt erschienen. Zum einen hat frau nun 550 Seiten Argumente, wenn jemand wieder einmal behauptet, es sei ohnehin schon alles erreicht oder wenn jemand wieder einmal Männer oder Buben als das mittlerweile diskriminierte Geschlecht beobachtet haben will. Zum anderen finden in den nächsten vier Monaten zwei Landtagswahlen – in Wien und in der Steiermark – statt und in der Steiermark sind immerhin 51% der Wahlberechtigten weiblich. Wie immer werden die tongebenden Männer aller Couleurs die Zielgruppe „Frauen“ im Wahlkampf für sich entdecken und uns rhetorische oder personifizierte Signale senden. Man darf getrost danach fragen, was sie im Land unternehmen, um die bekannten Missstände zu beseitigen. Wird das Land eine Quotenregelung einführen? Wird das Land die Vergabe von Aufträgen und Wirtschaftsförderungen daran koppeln, dass die Unternehmen Gender- und Sozialkriterien verpflichtend umsetzen? Und man darf auch fragen, inwiefern die Frauen in den eigenen Parteien gegen die innerparteilichen patriarchalen Strukturen unterstützt werden. Beispiel Frauenbericht 2010: Bundeskanzler Faymann stellt sich eben nicht in die erste Reihe, um in Sachen Gleichstellung etwas voranzutreiben, sondern hinter seine Parteikollegin Heinisch–Hosek . Enthusiasmus sieht anders aus.
Auch wenn seine Ergebnisse absehbar waren und die Reaktionen von Lippenbekenntnissen bis Wahlkampfrhetorik reichen –  gut, dass es nun den Frauenbericht 2010 gibt.
Jetzt: Raus mit den Konzepten aus den Schubladen und rein in die Realität damit! Denn wie sagte die ehemalige Frauenministerin Helga Konrad so treffend: „Es gibt keine Demokratie ohne Gleichstellung der Frauen.“    

Maggie Jansenberger, Unabhängige Frauenbeauftragte der Stadt Graz

maggie.jansenberger@stadt.graz.at
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