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Elternkompetenz braucht selbstverständlich Bildung
Donnerstag, 10. Juni 2010
Ein wesentlicher Schwerpunkt im Rahmen der ZWEI UND MEHR-Familienoffensive des Landes Steiermark ist die verstärkte Förderung von Elternbildung. Denn eines steht fest: Um heute die Erziehung von Kindern erfolgreich zu bewältigen, benötigen Mütter und Väter umfassendes Know-how und jede Menge Einfühlungsvermögen. Bildungs- und Familienlandesrätin Mag.a Elisabeth Grossmann lud im Mai zur ersten steirischen Fachtagung zum Thema Elternbildung, um einerseits eine Bilanz der bisherigen Aktionen zu ziehen und andererseits viele neue attraktive Angebote für Eltern zu präsentieren. Im Rahmen der ZWEI UND MEHR-Familienoffensive wurden in der Steiermark in den letzten Jahren zahlreiche neue Angebote in allen Regionen geschaffen, um die Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung stärken. Diese Angebote sollen allen Eltern zugänglich gemacht werden, betonte Grossmann zur Eröffnung der Fachtagung, die am 19. Mai in den neuen Räumlichkeiten am Karmeliterplatz abgehalten wurde. Im frisch adaptierten Karmeliterhof, der neuen zentralen Anlaufstelle in allen Fragen zu Familie, Kindern und Jugend in der Steiermark, hatten sich fast 200 Interessenten, unter ihnen viele FachexpertInnen, bei der ersten steirischen Veranstaltung zur Elternbildung eingefunden.
Landesrätin Grossmann formulierte die Zielsetzungen und Motive, die hinter ihren Initiativen zur Stärkung der Elternkompetenzen stehen: „Die Erziehungsverantwortung liegt bei den Eltern, das wird auch immer so bleiben. Meine Aufgabe als Familienlandesrätin ist es, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen und unseren Familien bei der Bewältigung dieser Aufgabe so gut wie möglich beizustehen. Etwa mit unserem Angebot bei der Elternbildung. Auf Sicht muss Elternbildung genauso selbstverständlich werden, wie es berufliche Fortbildung bereits heute ist.“

Attraktive Angebote für alle Eltern.
Die Leistbarkeit von Bildung für Eltern soll bei kleinen und mittleren Einkommen durch den ZWEI UND MEHR-Elternbildungsgutschein sichergestellt werden, der sehr guten Anklang gefunden hat. Das zentrale Ziel der Elternbildung ist die Stärkung von Kompetenzen. „Eltern sind die wahren ExperInnnen für ihre Kinder“, stellte Mag.a
Martina Grötschnig, Leiterin des Familienreferats des Landes Steiermark, in ihrem Statement einleitend ebenfalls fest und präsentierte in ihrer Zusammenfassung die ersten Ergebnisse des 2009 eingeführten Elternbildungsgutscheins, den alle BesitzerInnen des ZWEI UND MEHR-Familienpasses erhalten: „Wir hatten bereits äußerst erfreuliche Steigerungen von 30 bis 80 Prozent der Nachfrage bei jenen Organisationen zu verzeichnen, die Elternbildung anbieten.“ Leider, so Grötschnig, sind die Väter immer noch deutlich unterrepräsentiert – im Bereich der Elternbildung sind bisher nur rund 10 Prozent der NutzerInnen Männer – daher soll der Schwerpunkt auf die Rolle der Väter im laufenden Jahr Abhilfe schaffen.

Wichtig für frühkindliche Entwicklung.
Univ.-Prof.in Dr.in Cornelia Wustmann, Professorin für Frühkindpädagogik an der Universität Graz, hob in ihrem Referat die Bedeutung der Elternbildung im Verlauf der frühkindlichen Entwicklung hervor. Sie ist die erste Professorin Österreichs für Frühkindpädagogik an der Universität Graz und beschäftigt sich wissenschaftlich mit den Gestaltungsspielräumen im „qualitativen Beziehungsgeflecht zwischen den Systemen ‚Familie‘ und ‚Kindertageseinrichtung‘“. Heute kann man nicht mehr von der Standard-Familie ausgehen, betont Wustmann, dazu sind die Familienformen viel zu bunt und vielfältig geworden, was eine äußerst differenzierte Betrachtung der jeweiligen Konstellationen erfordert: „Infolge pluralisierter Familienformen wachsen die Kinder heute in einer Welt auf, in der sich die klassischen Zuschreibungen stark entgrenzt haben.“

Rolle der Väter im Blickpunkt.
Mit dem Stellwert der Väter auf dem Gebiet der Elternbildung setzte sich Dr. Peter Steingruber, Psychotherapeut und Kindergartenpädagoge, in seinem Beitrag auseinander. Er betonte die wichtige Rolle der Väter, die bei der Fachtagung im Mittelpunkt stand: „Den Vätern wird ja auch erst seit einigen Jahren zugetraut, dass sie im Entwicklungsprozess des Kindes eine zentrale Rolle spielen.“ Er skizzierte die verschiedenen Vätertypen, die vom klassischen Patriarchen über den durch die Neudefinition seiner Rolle verunsicherten Partner bis hin zum auf gerechte Rollenverteilung bedachten „neuen“ Mann. Nicht die Anwesenheit bei der Geburt macht einen guten Vater aus, sondern seine Fähigkeit für einen feinfühligen Umgang mit den Kindern sowie die Verinnerlichung neuer Konzepte gewaltfreier Erziehung, erklärte Steingruber.

Elternbildung in der Praxis.
In verschiedenen Modulen boten Workshops im Rahmen der Fachtagung die Möglichkeit, die theoretischen Inhalte praktisch zu vertiefen, etwa mit Elternbildung & Gender Mainstreaming, Diversität und Zielgruppe Väter. Ein wichtiger Baustein der Elternbildung sind die elf steirischen Eltern-Kind-Zentren (EKIZ), die Landesrätin Grossmann im Rahmen der Fachtagung ausgezeichnet und prämiert hat. Weitere EKIZs sollen bald in den obersteirischen Regionen umgesetzt werden. „Die vielen und vielfältigen Maßnahmen unserer ZWEI UND MEHR-Familienoffensive ergeben ein großes Ganzes. Die Elternbildung ist ein Mosaikstein bei meinem Ziel, die Steiermark zum Familienland Nummer 1 zu machen.“
Infos: Zentrale Informationsseite des Landes Steiermark www.zweiundmehr.at; steirische FamilienpassbesitzerInnen bekommen die Gutscheine (2 x € 10,-) automatisch zugesandt. Den Familienpass des Landes Steiermark können Sie unter www.familienpass.steiermark.at anfordern; Für alle Angebote auf weiterbildung.steiermark.at, die mit dem Logo des Elternbildungsgutscheins gekennzeichnet sind, können die Gutscheine einlöst werden.

 | Josef Schiffer
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