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Das Ende des Geburtsrechts |
Donnerstag, 10. Juni 2010 | |
Briefe aus Absurdistan von Robin Hut
Hallo, alter Freund! Immer wenn ich deine Briefe lese und dir dann in meinen Antworten Nachrichten aus der Heimat übermittle, schäme ich mich ein bisschen dafür, was uns hier Sorgen macht. Während für den größten Teil der Menschen bei dir in Afrika buchstäblich jeder Tag ein Kampf ums Überleben ist, haben wir hier das Gefühl, dass es drunter und drüber geht, nur weil es zur Zeit nicht wie gewohnt stetig bergauf geht. Andererseits ist das ganz offenbar für eine Gesellschaft, die bisher glaubte, ein Geburtsrecht auf ständig steigenden Reichtum zu haben, fast schon zu viel. Immerhin können wir mittlerweile auch den Klimawandel nicht mehr leugnen und es zeigt sich, dass die Wirtschaftskrise im Wesentlichen darin besteht, dass zu viel Macht an die Wirtschaft abgegeben wurde, die ja auch nie bestritten hat, dass sie nicht das Allgemeinwohl im Auge hat, sondern möglichst hohe Gewinne. Also blickt alles gebannt auf die Politik, die ja schließlich dafür bezahlt wird, hier Ordnung zu schaffen. Aber das Bild, das sich den Betrachtern da bietet, ist tatsächlich dazu angetan, dass viele die Faust in der Tasche ballen. In Deutschland gibt der Bundespräsident ein Interview, in dem er erklärt, dass ein Land wie Deutschland, dessen Wirtschaft stark exportorientiert ist, halt auch bereit sein muss, seine Exportinteressen mit Waffengewalt durchzusetzen. Und als darauf hin Gott sei Dank Kritik laut wird, tritt er prompt zurück, weil er darin mangelnden Respekt vor seinem hohen Amt ortet. Also – der Mann hat mit Sicherheit nicht alle Tassen im Schrank: Hat er damit tatsächlich das militärische Engagement Deutschlands in Afghanistan gemeint, ist sein Rücktritt berechtigt. Denn das wirtschaftliche Interesse daran, muslimische Talibans bis in die letzte Felsenschlucht zu verfolgen, kann ja wohl nur darin liegen, dass die produzierten Waffen auch eingesetzt werden müssen. Hat er aber, wie als Erklärung nachgereicht, gemeint, dass man die Schiffe vor der Küste Somalias vor den dort munter tätigen Piraten schützen müsse, hätte wohl niemand etwas dagegen gehabt, ebenso wenig wie sich jemand darüber aufregt, dass uns die Polizei vor Taschendieben zu schützen versucht. So richtig lustig wird ’s natürlich wieder auf der Ebene österreichischer Provinzpolitik. Da sind/waren in diesem Jahr nämlich gleich in drei Bundesländern Landtagswahlen. Was dann natürlich dazu führt, dass die in all diesen Bundesländern ebenso wie auf Ebene der Bundesregierung als Folge der unseligen Schüssel-Grasser-Ära nur als Nummer zwei vertretene ÖVP verständlicherweise alle Register zieht: So weigert sich der ÖVP-Chef und Finanzminister dem Parlament und damit dem Volk kundzutun, wie er denn nun den Auswirkungen der Wirtschaftskrise im Staatshaushalt begegnen will, um seiner Partei bei den Wahlen nicht zu schaden. Ob er nicht fürchtet, dass die SteierInnen und WienerInnen dieses Manöver durchschauen werden? fragt sich dein Robin Hut.
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