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Darcy Langes Beobachtungen |
Sonntag, 16. Mai 2010 | |
Es gibt so etwas wie eine Idee davon, was man sich in einer Kunstgalerie erwartet – diese Idee ist meist zeit- und kunstströmungsabhängig. Am Beginn hat Darcy Lange (1946-2005) diesem Ideal entsprochen – schließlich liegen seine Anfänge in der Bildhauerei.
Nicht viel später lassen sich seine Arbeiten aber bereits unter jenem Terminus subsumieren, den er auch selbst verwendete: sozialer Aktivismus. Alles beginnt mit seiner Spezialisierung auf Fotografie, Video und Film und auf soziale oder auch politische Themen und resultiert in einem engagierten Dokumentarismus, der sich stilistisch in behutsamen Echtzeitbeobachtungen ausdrückt. Respekt für die Arbeit. Menschen in Arbeitssituationen sind Gegenstand seiner ersten, unvermittelten Untersuchungen – „Work Studies“ nennt sich jene Serie, die 1972 bis 1977 in Großbritannien, Spanien und Neuseeland ein Bild der Arbeitsrealität zu zeichnen beginnt. In diesem Rahmen ist „A Documentation of Bradford Working Life“ eine sorgfältig angelegte, vergleichende Analyse. In den langen Einstellungen ist der Betrachter mit seinen Gedanken und den zu verrichtenden Arbeitsvorgängen ganz für sich. Ohne Schnitt oder Wechsel der Kameraposition passt Darcy Lange sich dem Rhythmus der Arbeit an. Die festgesetzten Rahmenbedingungen sehen drei bis fünf ArbeiterInnen aus vier unterschiedlichen Fabriken vor, die er zehn Minuten im Video, mit kurzen 16 mm Aufnahmen sowie einem Schwarzweiß-Foto dokumentiert, ohne je die Bildkomposition zu verändern. Es ist die Wiedergabe der Realität und gleichzeitig der formalen Unterschiede der verwendeten Medien. Unterrichts- und Klassenstudien. Als tragbare Videogeräte eine unkomplizierte Wiedergabe und damit unmittelbare Feedbacks erlauben, beginnt Darcy Lange seine „Work-Studies“ auf den Unterricht an staatlichen und privaten Schulen auszudehnen – nicht zuletzt um auch der Klassenfrage nachzugehen. Dabei scheinen die Videos wie ausschließlich für die Involvierten produziert, was Lange wiederum in die Position bringt, die Grenzen des Genres der Kunst auszuloten. Es ist die Reaktion der Schüler und des Lehrers auf die zuvor aufgezeichnete Unterrichtsstunde, die hier sein Interesse weckt – und das Potential, über diese Methodik einen übergeordneten Lernprozess zu starten und gesellschaftliche Veränderungen vorzubereiten. Für die Landrechte. Später sind es die Kämpfe der Maori in seiner Heimat Neuseeland, denen er seine dokumentarische Aufmerksamkeit widmet. Die Maximen Objektivität und Wahrheit führen in diesem Zusammenhang zu einem Projekt, das der Manipulation von Tatsachen aufgrund medialer Aufbereitung auf den Grund geht. Seine Rohaufnahmen speisen drei unterschiedliche Fassungen des Themas, das ein Produzent fürs Fernsehen, ein Soziologe für die Universität und eben der Künstler für Museumspublikum aufbereitet. Drei bemerkenswerte Werkzyklen der ruhigen Beobachtung und des steten Strebens nach einem wahrhaftigen Abbild der Realität. Darcy Lange – Camera Austria – bis 27. Juni | Eva Pichler
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