Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
DJ KOLCHOS DJ SOWCHOS
Sonntag, 16. Mai 2010
Dum Dum Girls - I Will Be   &   Jónsi - Go

Städtepartnerschaften sind eine gute Sache. Das „freiwillige Zusammenfinden von Menschen über Grenzen hinweg“ ist schließlich nie falsch. Auch wir profitierten schon in den frühen 1980er-Jahren von der diesbezüglichen Verpartnerung unseres lettischen Heimatorts Salaspils mit schottischen Gemeinden und durften bei den dort ansässigen Jahrhundert-Klangkörpern The Vaselines und The Jesus and Mary Chain hospitieren. Die dritte Hospitanz-Stelle hatte damals Kristin Gundred aus San Francisco inne, die sich seit kurzem Dee Dee Penny nennt und als Leadsängerin der kalifornischen Mädchenband Dum Dum Girls Furore macht. In dieser Rolle vereint sie die Feinheiten des schottischen Schrummel- und Feedback-Pops mit der Westcoast- und Surfpunk-Tradition, schießt eine gehörige Prise Sixties-Girl-Group-Appeal zu und lässt sich einmal durch die Referenzhölle treiben: Der Bandname verweist auf die Vaselines, Iggy Pop und Talk Talk, der Künstlername Dee Dee huldigt dem gleichnamigen Ramones-Bassisten und Produzenten Richard Gottehrer, der auch Blondie und die Raveonettes produzierte, war tatsächlich schon in den 60ern als Songschreiber aktiv. Heraus kommt das Beste aus drei Jahrzehnten. Heraus kommt ein Bastard der Musikgeschichte. Heraus kommt das Debütalbum I Will Be (Subpop). Heraus kommt unendlich viel Spaß!
Wer keinen Bedarf an Spaß hat, ist mit dem zweiten Soloalbum des Sigur-Rós-Sängers Jón „Jónsi“ Þor Birgisson gut bedient. Während die isländische Band trotz eines angeblich fertig gestellten neuen Albums schon einige Zeit inaktiv ist, hat Jónsi bereits im Sommer 2009 gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Alex Somers und dem Streichquartett Amiina ein Soloalbum veröffentlicht, das vorwiegend mit akustischen Instrumenten erzeugte Klangteppich-Instrumentals enthält. Nur neun Monate später liegt nun ein weiteres Jónsi-Soloalbum vor, das musikalisch wenig mit seinem Vorgängerwerk gemein hat. Auf Go (XL Recordings) singt Jónsi teilweise in englischer Sprache, die elf Songs sind in einem durchwegs flotten Tempo gehalten und zur vorwiegend akustischen Instrumentierung gesellen sich stellenweise Beats des finnischen Perkussionisten Samuli Kosminen, die das Werk wie eine verspätete Parodie auf Acid House wirken lassen. Diese Schrillheit wird auch den einen oder anderen eingefleischten Fan irritieren. Trotzdem ist Go eine empfehlenswerte Platte, auf der Jónsi einen halbherzigen Schritt aus dem Sigur-Rós-Klanguniversum wagt.

Die besprochenen CDs wurden von DUX-RECORDS, Annenstraße 6, 8010 Graz, www.duxrecords.com zur Verfügung gestellt. Die CDs gibt‘s auch z u gewinnen – natürlich beim KORSO-Kulturquiz unter www.korso.at!

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