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Anti-Hepatitis-Kampagne in Graz
Sonntag, 16. Mai 2010
Der Jahresbericht 2009 des Grazer Kontaktladens und der Drogenstreetworkstelle zeigt: Rund 50% der getesteten Drogenabhängigen sind an Hepatitis erkrankt. Zudem erreicht die Anzahl der getauschten Spritzen einen neuen Höchstwert. Gesundheitsstadtrat Riedler startet eine Informations- und Aufklärungskampagne mit ärztlicher Unterstützung. Kontaktladen und Drogenstreetwork sind seit ihrer Einführung im Jahr 1999 zu einem integralen Bestandteil der steirischen Suchthilfe geworden. DSA Roland Urban, Leiter der Hilfsorganisation, betont die Wichtigkeit, eine regelmäßige Begleitung für Suchtkranke zu bieten, um eine gesundheitliche Stabilisierung zu erzielen.
Im Rahmen der ärztlichen Versorgung von 2009 wurden im Kontaktladen 121 Abhängige auf Hepatitis getestet und die Auswertung zeigt, dass 52,7% an Hepatitis C erkrankt sind. Auch spricht die hohe Zahl an eingetauschten Spritzen für das bestehende Problem des intravenösen Drogenkonsums in Graz. Gesundheitsstadtrat Dr. Wolfgang Riedler erklärt: „Diese alarmierenden Zahlen zeigen sehr deutlich, wie wichtig unsere Drogenpräventionsarbeit ist.“ Weiters befürchtet Riedler, dass bisherige Hygienemaßnahmen nicht wahrgenommen bzw. nicht verstanden wurden.

Präventionsmaßnahmen.
Mit der Informations- und Aufklärungskampagne „Gib den Löffel nicht ab“ werden Drogenabhängige dazu angehalten, sicher zu konsumieren: Sie werden aufgeklärt, dass es notwendig ist, Löffel, die zum Aufkochen der Substanzen verwendet werden, auszutauschen. Außerdem werden sie darauf aufmerksam gemacht, Spritzen nur einmal zu verwenden und sie nach Benutzung im Kontaktladen bzw. Präventionsautomaten zurückzugeben. Eine weitere Maßnahme sind Vorträge über die neuen Methoden der Hepatitis-C-Diagnostik und der Hepatitis-Therapie für Streetworker und Ärzte. MultiplikatorInnenschulungen für freiwillige Peers aus den Grazer Drogenkreisen sollen weitere Betroffene zur Behandlung ermutigen, trotz der abschreckenden Nebenwirkungen und Therapiezeiten.

Umfassende Betreuung.
Die Diagnose von Hepatitis C und die ihr folgende Aufklärung über Therapieaussichten sind wichtig für die Behandlung. Die Heilungschancen liegen bei 50 bis 60%, bei frisch Erkrankten sogar bei etwa 80 bis 90%. In Zusammenhang mit Suchtkranken stellt der Genesungsprozess in vielen Fällen ein größeres Problem dar. Prim. Dr. Bernd Bauer weist auf die Gefahr einer Reinfektion hin, die bei intravenösen PatientInnen besteht. Er meint, man müsse parallel zur Hepatitis-C-Therapie auch die Suchterkrankung behandeln. „Die Betroffenen müssen in einem multiprofessionellen Setting behandelt werden, nicht nur durch den hepatologisch-tätigen Arzt, sondern auch durch einen Psychiater, Streetworker oder Psychotherapeuten.“ Sicherlich benötige es sehr viel Informationsarbeit, um die Neuinfektionsrate zu senken, doch seien auch unterstützende Maßnahmen seitens des Landes von Nöten: Das Land müsse auf jeden Fall finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, so der Mediziner.

| Melanie Chung
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