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„Schauspiel aktiv“: Wir alle spielen Theater
Dienstag, 13. April 2010
„Schauspiel aktiv“ in der „Regie“ von Anja Sczilinski ist womöglich die erfolgreichste Produktion der Vereinigten Bühnen Graz. Vor eineinhalb Jahren von Anna Badora mit Unterstützung von Ministerin Claudia Schmied installiert (wir berichteten), zählte es im ersten Jahr 5000 TeilnehmerInnen. Schauspiel aktiv“, bei dem es im Prinzip darum geht  am Schauspielhaus inszenierte
Stücke durch Nachspielen besser zu begreifen (bzw. selber Stücke zu entwickeln), ist mittlerweile so beliebt, dass es kaum mehr alle Interessenten versorgen kann. Inzwischen soll das Grazer Modell von „Schauspiel aktiv“ im Rahmen der Lehrerausbildung implementiert werden, regt andere Bundesländer zur Nachahmung an und hat zu einer Nachfolge für das Musiktheater unter dem Namen „Oper aktiv“ geführt.

SchülerInnen spielten ihr eigenes Asylverfahren. Vor diesem erfreulichen Hintergrund zeigte die Ministerin, die es nicht bei allen Projekten so leicht hat, bei ihrem Besuch in der Ebene drei des Schauspielhauses entsprechend herzliche Begeisterung. Dazu trug auch die ansteckende Spielfreude der SchülerInnen bei, die zwei Szenen vorspielten und von ihren Erfahrungen berichteten. Der Bericht von der Probe einer gewaltsamen Mobbing-Szene am Färberplatz – also unter realen Bedingungen – oder vom vorjährigen, selbst geschriebenen Projekt „Von einem der auszog ...“ bewies, dass es bei  „Theater aktiv“ um mehr als abgehobene Stückanalyse geht. So spielten in „Von einem der auszog ...“ Asylantenkinder aus 19 verschiedenen Herkunftsländern genau das, was sie erlebt hatten: ihr Asylverfahren … Ein Theaterprojekt, für das man auch der Innenministerin die Teilnahme wünscht.

Zufriedene Ministerin. Danach referierten Lehrer über die Vorteile dieses theaterpädagogischen Ansatzes. Sie zeigten sich begeistert davon, mit inhomogenen, aus sehr unterschiedlichen Schülern bestehenden Klassen zu arbeiten (binnendifferenziertes Unterrichten), vom Wegfallen der Bewertung „besser“ oder schlechter“, von der Flexibilität und Methodenvielfalt spielerischer Mittel. Da allen Beteiligten klar war, dass der Erfolg auch von der Einbindung von LehrerInnen in das Projekt abhängt, arbeiten neben Anja Szcilinksi nun schon vier zusätzliche Lehrer daran.
Mittlerweile wird eine Implementierung im Rahmen der Lehrerausbildung auf der Hochschule ins Auge gefasst und es interessieren sich sogar technische Lehrgänge für „Schauspiel aktiv“ aufgrund der auf diese Weise erwerbbaren kommunikativen Erfahrungen. Diese zählen ja inzwischen auch in technischen Berufen zu den Kernkompetenzen.
Gut gelaunt sprach Bundesministerin Claudia Schmied von der Befriedigung, dieses Projekt vom ersten, gemeinsam mit Anna Badora erstellten Konzept, bis zum Gelingen begleitet zu haben. Sie dankte Anja Sczilinski, gab ein Bekenntnis zur staatlichen Förderung von Kunst ab und äußerte den Wunsch „Theater aktiv“ auch auf Ministerebene umzusetzen. Fragt sich allerdings, welches Stück – Komödie? Tragödie? – dort gespielt werden und wer was verkörpern sollte.
| wh

Weitere Informationen im Internet unter www.schauspielhaus-graz.com, theaterpädagogik@schauspielhaus-graz.com oder telefonisch bei Anja Sczilinski 0316/8008  3332
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