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Bramstrup
Dienstag, 13. April 2010
Kloos up von Luise Kloos Bramstrup ist ein Märchen. Ein dänisches Märchen. Nicht nur weil wenige Kilometer entfernt die Stadt Odense liegt, wo Hans Christian Andersen geboren wurde. Bramstrup ist ein Dorf, eigentlich ein Weiler. Wenige Häuser stehen dort, es gibt viele Wiesen, dänische Weite und Ebene. Und einen Gutshof. Die Architektur desselben ist großzügig. Schloss, Weiher, Gärten, Gewässer, Stallungen, Nebengebäude und riesige Grundflächen. Bei uns kennt man diese Landschaftsstimmungen aus Filmen.

Der Gutshof erzeugt ausschließlich biologische Produkte. Niels Langkilde ist mit seiner fünfköpfigen Familie der Besitzer des stattlichen Anwesens und offen für mehr. Seit acht Jahren gibt es die Bramstrup Performing Arts, eine Idee, Musik und deren szenische Umsetzung nach Bramstrup zu bringen. Der alljährliche Start ist im Juni. Da sind die Tage am längsten und die Nächte kurz. Ein einfacher Heustadel bot anfangs den Raum für die Aufführungen. Aber dann fegte ein Sturm den Stadel weg. Die Ausmaße einer gotischen Kirche dienten für den Grundriss zum Wiederaufbau des neuen zauberhaften Gebäudes, es ist wiederum ein Stadel, wiederum aus Holz gebaut. Die Akustik ist phantastisch.

Krieg und Liebe. Das Royal Copenhagen Orchester gastiert regelmäßig, viele andere wohlbekannte dänische Ensembles geben ihre Aufführungen. Auch das Centre for Art & Leadership der Copenhagen Business School ist jährlich zu Gast.
Neben einem internationalen Symposion gibt es dazu Konzerte und deren szenische Umsetzung. Heuer unter dem Motto: „The Courage Phenomenon. Moods, Intensities and Metaphors of War and Love.“ Die szenische Umsetzung von Claudio Monteverdis 8. Buch der Madrigale zu Krieg und Liebe von 1638 ist Ausgangspunkt für zahlreiche Workshops und Vorträge. Eine international bunt gemischte Schar von Studierenden, Vortragenden, KünstlerInnen und den lokalen NachbarInnen treffen zusammen, um miteinander zu diskutieren und sich auszutauschen. Ole Fogh Kirkeby, Pierre Guillet de Monthoux, Rob Austin, Shannon O‘Donnell, Henrik Hermansen, Bengt Kristensson Uggla und Peter Hanke werden in diesem Jahr referieren. Peter Hanke als Dirigent bildet mit Niels Langkilde als Besitzer und ökonomischem Leiter des Unternehmens für das Bramstrup Performing Arts Festival die Basis für die künstlerische Zusammenarbeit von Bramstrup.

Ein handfester Bezug zu Graz. In diesem Jahr wird es eine Kooperation mit der Nomadic University for Arts, Philosophy and Enterprise in Europe geben. Pierre Guillet de Monthoux, Philosoph von der Copenhagen Business School, und Bengt Kristensson Uggla von der Abo Akademi in Turku sind Teil des Netzwerkes. Niels Langkilde ist bestens für die „Nomaden“ gerüstet: Gemäß der nomadischen Idee stellt er Zelte auf, in denen die Gäste residieren. Für das leibliche Wohl wird hervorragend gesorgt.
Das heurige Festival zu Monteverdis 8. Buch der Madrigale stellt auch einen handfesten Bezug zu Graz her. Ist dieses Stück doch dem Habsburger Ferdinand III. gewidmet, geboren 1608 in Graz, gestorben 1657 in Wien.
1618, als Ferdinand III. gerade 10 Jahre alt war, begann der 30-jährige Krieg. Ein Religionskrieg – Reformation und Gegenreformation –, in den ganz Europa involviert war.
Die Reformation war aber nicht nur ein Kampf um die kirchliche Erneuerung, sondern wird auch als Wendepunkt in Europa gesehen. Die gesellschaftspolitische Entwicklung führte zur Religionsfreiheit und eine Trennung von Staat und Kirche herbei. Damit wurde die moderne Gesellschaft begründet.

Bramstrup widmet 2010 sich einmal mehr einem europäischen Thema. Von 17. bis 23. Juni 2010 sind Workshops und die szenischen Umsetzung von Monteverdis 8. Buch der Madrigale zu Krieg und Liebe zu erleben. Inklusive Unterkunft in Zelten und Verpflegung ab 450,-- Euro.
Bramstrup ist direkt mit dem Zug vom Flughafen Kopenhagen zu erreichen.

Links: www.bramstrup.dk und www.nurope.eu


Autorin: www.luisekloos.at
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