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Stararchitekt Jean de Gastines über die Zukunft des Holzbaus |
Dienstag, 13. April 2010 | |
Für die von Holzcluster Steiermark veranstaltete Zukunftskonferenz der steirischen Forst- und Holzwirtschaft mit dem Thema “Holzbau: Von der Utopie zur Realität” konnte Stararchitekt Jean de Gastines als Referent gewonnen werde. Yvonne Bormes bat ihn zum Gespräch mit KORSO.
Holz ist ein sehr alter Baustoff. Sind heute überhaupt noch Innovationen zu erwarten? Schwer zu sagen. Holz ist der einzige nachwachsende Rohstoff, ich kenne kein Material, das damit vergleichbar wäre. Für mich persönlich zeigt sich Innovation eher in der Art und Weise, wie ein Material verwendet wird, als in dem Material selbst. Denn es gibt heute so viele Materialien, die große Widerstandsfähigkeit etc. aufweisen und leicht instand zu halten sind. Aber die Art der Verwendung ist entscheidend, nicht das Material an sich. Wir sind schon sehr weit gekommen, Materialien sind heute generell sehr widerstandsfähig. Worin sehen Sie die Zukunft des Holzbaus? Sie sprechen über die Zukunft? Es ist schwierig, zu wissen, was die Zukunft bringt. Ich arbeite nun seit 15 Jahren mit Holz. In Österreich oder Deutschland hat man viel mehr Erfahrung mit Holzbau, aber in Frankreich zum Beispiel wollte vorher nie jemand Holz haben. Es ist also auch wichtig, dass Holz in Mode kommt, in Frankreich und auf der ganzen Welt. Es wird mehr und mehr verwendet werden, aber das ist davon abhängig, wie die Gesellschaft lebt und wie die Architekten ihr Talent in die Architektur einbringen. Ich denke, Holz wird mehr und mehr eingesetzt werden, vor allem da jetzt alle von Nachhaltigkeit, nachhaltiger Entwicklung reden. Ja, ich denke, Holz ist das Material der Zukunft, was doch eigentlich seltsam ist, da es, wie Sie vorhin schon gesagt haben, eigentlich ein uralter Baustoff ist. Wie sieht es aus mit mehrstöckigen Holzkonstruktionen? 20 Stockwerke sind inzwischen technisch möglich, aber ist das auch ökonomisch? Das ist ein Problem. Ich weiß nicht, wie es in Österreich ist, aber in Frankreich z.B. darf man nur bis zu drei Stockwerken bauen, wegen Brandschutz etc., aber ja, das wäre eine gute Innovation. Holz ist sehr widerstandsfähig, aber es gibt noch immer so manches Sicherheitsproblem in Frankreich, das wir lösen sollten. Die Behörden sind da immer ganz streng. Früher dachte man bei der Erwähnung von Holzbau vor allem an Einfamilienhäuser auf dem Land. In letzter Zeit steht das Thema Stadtverdichtung im Vordergrund. Wäre es nicht Zeit für einen Imagewechsel, um das Holz wieder in die Stadt zu bringen? Ich arbeite gerade mit Shigeru Ban an einem Bürogebäude in Zürich, ein Projekt mit markanter Holzkonstruktion. Zürich ist ein bisschen anders. Dort wurde uns erlaubt, ein siebenstöckiges Gebäude zu planen, ein Bürogebäude im Zentrum, nächstes Jahr wird gebaut. Im Holzbau ist die Schweiz meistens einen Schritt voraus. In Paris könnten wir das z.B. nicht machen. Sie haben vorhin schon das Thema Nachhaltigkeit erwähnt. Wie sieht es bei dem Bau des Centre Pompidou in Metz aus – welches Holz haben Sie dort verwendet? Es ist kein Holz aus der Region um Metz. Für die Dachkonstruktion haben wir Holz von einem deutschen Lieferanten bezogen. Europäisches Holz. Wir haben drei verschiedene Arten verwendet, das aus der Gegend von Deutschland und aus Ungarn kommt, aber nicht aus Frankreich. Aber für die Zukunft wäre das das Ziel, regionale Baustoffe zu verwenden. Natürlich, das ist Teil des Nachhaltigkeitskonzepts. Aber manche Dinge gehen nur langsam vorwärts im Leben, wissen Sie. Der weltweit bekannte Stararchitekt Jean de Gastines wurde 1957 in Casablanca (Marokko) geboren und studierte an der Universität Sorbonne in Paris Wirtschaft und Geschichte. 1984 promovierte er zum Architekten und war von dort an weltweit an zahlreichen Projekten beteiligt (zB Santa Monica in Kalifornien, Südafrika). Besonderen Erfolg hatte Jean de Gastines unter anderem gemeinsam mit seinem japanischen Kollegen Shigeru Ban und dem Bau des Centre Pompidou in Metz, für welches er zahlreiche internationale Preise erhielt.
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