Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
atemspur (auszug) von Christoph Szalay
Mittwoch, 10. März 2010

liegen die skizzen neben ihm auf dem tisch, lässt er sie dort liegen, will er im moment nicht darin lesen, wie sich die figur an den inneren karpatenrändern bewegt, sieht sie den schnee auf den alten bauernhäusern, und wie sich alles im gewohnten rhythmus bewegt, wie sie den vergleich west und ost als ironische satire beschreibt, the east has become the west, has become the mirrored face of the west, copied item eigentlich, sagt die figur, die sich an den karpatenrändern bewegt, in der alles im gewohnten rhythmus verläuft, sich die schubkarren mit dem holz hinten drauf über die feldwege schieben, hört die figur selten ein motorgeräusch, nur die fragen seiner kleinen tochter, die er zu fuß jeden tag in die schule begleitet, die eigentlich ihn begleitet auf dem weg in den randzonen, die sich dort noch verlaufen, die noch unbeschadet verlaufen, den schnee auf den dächern der häuser, und den herben geruch der nadelwälder, durch die sie auf dem weg zur schule durchkommen, fragt ihn seine tochter nach den namen der randzonen, babia góra oder oravská magura, an denen sich noch konturen ablesen lassen, die sich unberührt fortziehen, und. die skizzen, in denen sich die figur bewegt, liegen auf dem tisch, hat er die seiten eingeknickt, an denen sich stellen finden, die eine ahnung von richtung durchzieht, die sich zu einem bild formen können, die ein bild formen können, richtungsbezug, und. liegen die skizzen am tisch, mit den eingeknickten seiten, am plastiktisch, auf dem sie gestern gemeinsam kochen, nachdem sie einen platz bekommen haben, haben sie warten müssen, bis der besitzer des campingplatzes wiederkommt, hängt ein schild an der tür, als sie ankommen, closed-coming back soon, und. legen sie ihr gepäck dann ab, müssen sie warten, legen sie das gepäck daher ab, müssen sie warten, bis der campingplatzbesitzer zurückkommt, finden sie eine bank, auf die sie sich setzen, vertreiben sie sich ihre zeit mit einem ratespiel, das er nicht kennt, muss jeder die person erraten, die er ist, die er sein soll, stellst du die fragen, die antworten immer nur ja oder nein, heißt es nein, kommt es zum wechsel, ist der nächste dran, geht das dann die runde, bis sich jeder erraten hat, müssen sie ihm sagen, dass er pluto ist, der walt disney hund, hat er es nicht erraten, will er dann auch nicht mehr, und. kommt dann auch der campingplatzbesitzer wieder, gibt er ihnen zettel, die sie auf ihre zelte hängen müssen, weiß sonst keiner, wer bezahlt hat, sagt der mann, der ihnen die zettel gibt, zeigt er ihnen, wo sie die zelte aufbauen können, und wo nicht, finden sie dann auch gleich einen platz, an dem sie nebeneinander ihre zelte aufbauen, und. kaufen sie dann sachen zu essen im ort, haben sie alle drei nichts mehr, müssen sie im ort kaufen, finden sie den supermarkt neben einem kleinen pub, in dem sie lebensmittel für die nächsten tage und das abendessen einkaufen, wollen sie gemeinsam abendessen, haben sie beschlossen, müssen sie dafür noch einkaufen, und. kochen sie später, sitzen sie dann am küchentisch, plastiktisch, fleisch mit bohnen und reis, hat o. schokolade dabei, die sie als nachtisch essen, und das papier, das sie vergessen haben, bemerkt er, als er am tisch sitzt, und. sich in den skizzen die weite ablesen lässt, polnische weite, elementare weite eigentlich, von der die figur meint, dass sich diese immer wieder neu definiert, immer wieder neu definieren muss, ist sie ein dynamischer prozess, der sich immer wieder neu in frage stellt, und. ist die weite subjektiv formuliert, musst du dir selbst antworten darauf geben, reflexiver moment, in dem du dann zu begreifen beginnst, und sich die bewegung wieder neu formt, lässt die weite dir die möglichkeit zu entscheiden, was darauf kommt, hat dann fast eine ethische dimension, abstract version indeed, but as a matter of fact, denkt er, und. liegt es in der begegnung, denkt er, liegt darin zwar keine konkrete antwort, aber so etwas wie ein hinweis, was das mit der weite auf sich hat, denkt er, hat das etwas mit m. zu tun, die ihm schreibt, dass er sich wieder melden soll, wenn er wieder da istJ, und ist sie da schon längst teil von ihm ist, denkt er, und ist das eine begegnung, die etwas mit der weite zu tun hat, denkt er, ist sie der ausgangspunkt, in dem sich die weite zu formulieren beginnt, und das die weite subjektiv ist, ist damit auch klar, denkt er, und dass sie dynamisch in den raum wirkt, der zwischen dir, und dir steht, ebenfalls, denkt er, wird sich auch nicht auflösen, ist immer nur ein hinweis auf die richtung, die du einschlagen kannst, die selbst die richtung wechselt, um dir die möglichkeit zu geben, da nachzuziehen, ist es die weite, die dich in bewegung hält, denkt er, die sich selbst bewegen muss, damit du in einer bewegung aufgehst, und dir eine richtung vorgibst, die sie dir vorgibt, und wie du dich dem annähern kannst, reflexiver assimilationsprozess, denkt er, und. the beginning of anything, wenn du an einem ausgangspunkt angelangst, der sich immer wieder verschiebt, der sich immer wieder neu formuliert, und dass m. eine rolle dabei spielt, wird ihm klar, dass sie so etwas wie ein ausgangspunkt ist, indem sie eine begegnung ist, aus der sich eine weite herausbewegt, musst du dich mitbewegen, denkt er, und dass das so etwas wie eine antwort sein kann, denkt er, dass das ein ausgangspunkt ist, an dem er festhalten sollte, denkt er, und. ist es o., die ihn dann fragt, wie lange er schon hier ist, hat er sie nicht kommen gehört, sagt er, dass er schon länger hier sitzt, hat er nicht mehr schlafen können, ist er dann einfach hierher gegangen, wollte er nicht mehr im zelt bleiben, weil an den füßen und am zeltboden alles nass war, hat er sich angezogen, und ist hierher gekommen, hat er sich ein buch mitgenommen, in dem er lesen wollte, hat er dann aber nicht gemacht, sagt er, wie lange genau er schon hier ist, weiß er nicht, sagt er, und. meint o., dass das auch nicht so wichtig sei, sie habe nur wissen wollen, und vielleicht hätte er es gewusst, aber dass es im grunde nicht wirklich wichtig ist, meint sie, und. dass t. auch schon wach sei, meint sie, dass er gleich kommen werde, und dass sie nach dem frühstück aufbrechen können, sagt sie, und. warten t. und o. dann bereits neben den rucksäcken, sitzen sie auf der bank, ist er noch nicht fertig damit sein zelt abzubauen, muss er noch die plane zusammenlegen, ist er der letzte, der fertig ist, während die beiden neben den rucksäcken warten, verstaut er dann die zeltplane, müssen sie die zettel noch abegeben, bedankt sich der mann dafür, und wünscht ihnen einen schönen tag, gehen sie der straße entlang, die aus dem ort führt, und. bleiben sie noch am supermarkt stehen, wollen sie alle drei noch eine kleinigkeit kaufen, bevor sie sich wieder auf den weg machen, im supermarkt, neben dem kleinen pub, liegt beides am straßenrand, wegrand, auf der anderen straßenseite die tourist information, gibt es dort auch wanderbekleidung, die man kaufen kann, falls etwas verloren geht, und. im supermarkt am straßenrand, wegrand, kaufen sie noch kleinigkeiten ein, bevor sie weitergehen, kauft er noch obst und schokolade, schneller zuckerschub, wenn die speicher leer werden, und. läuft der weg neben dem supermarkt vorbei, zieht er sich bald an den berghängen entlang, wie mitten in der landschaft, und. finden sie wieder schritt, läuft es sich leichter nach dem gestrigen tag, merken sie, und. hat er sich gestern überlegt, dass er heute wieder eine kurze strecke gehen will, bis in den nächsten ort, ist das nicht weit, hätte er dann zwei tage so etwas wie eine pause gemacht, nur wenige kilometer am tag, hat er sich überlegt, weiß er aber nicht, will er sich erst entscheiden, wenn sie dann im ort sind, haben die beiden anderen gesagt, dass sie es von ihren füßen abhängig machen, und wie weit sie die tragen, heute, haben sie gemeint, wird er sich dann erst vor ort entscheiden, ob er weiter geht, oder nicht, hat er sich gedacht, und. der weg, der sich an den berghängen entlangschiebt, wird dann alles kulisse, die sich mit ihrem schritt verändert, der blickwinkel, der sich eigentlich verändert, der sich immer verändert während dem schritthalten, und. sammelt sich der nebel über den berggipfeln, und wie das wort gipfel nicht richtig passt, denkt er, ob es eine bestimmte höhe gibt, ab der man von einem gipfel spricht, denkt er, während sich der nebel dort oben sammelt, von dem er glaubt, dass er die berge bedrohlich wirken lässt, weil alles konturenlos ist, sich die klarheit am nebel schneidet, alles konturenlos ist, und. der nebel den berg nach unten zieht, ihm die schärfe nimmt, mit der er nach oben drängt, und. sich alles konturenlos verliert, an den berghängen, an denen sich der weg entlangzieht, und als ob der nebel ein anderer wäre, als den den er kennt, wenn er in den bergen unterwegs ist, kalkgebirge, dem der nebel eine form gibt, die sich dann mehr unbekannt ausnimmt, liegt in der unbekanntheit dann aber eine schärfe, die dem berg eine form gibt, die ihm konturen gibt, an denen du dich reibst, wenn du am weg bist, siehst du immer nur gesteinsfetzen auftauchen, die gleich wieder verschwinden, sieht das dann aus, wie einschnitte, und. gibt es da aber keine ähnlichkeit, nimmt der nebel hier dem berg die schärfe, zieht er ihn nach unten, verliert sich die schärfe, hast nur mehr grasspuren im blick, wirkt das dann bedrohlich, sieht das ganze unwirklich  aus, der nebel, der dem berg seine schärfe nimmt, erinnert ihn an den tag in der stadt, an der amerikanischen westküste, sieht er vom hafen den vulkankegel, durch das objektiv, kann er die distanz beliebig verändern, sieht er, wie über dem gipfel nebel liegt, und wie das ganze bedrohlich aussieht, nimmt der nebel dem berg die schärfe, denkt er, und die distanz, die sich durch das objektiv beliebig verändern lässt, die einen anderen blick ermöglicht, sieht er den nebel, der den berg nach unten zieht, denkt er, und. wie sie dann am hafen entlanggehen, waterfront, und den berg dann wieder in der distanz, lässt er sich fast nicht mehr sehen, so ohne objektiv, die distanz wieder im rahmen, und wie sie am hafen entlanggehen, die glasfront, so hochhauskomplex, der sich nach oben verliert, der kontur verliert, denkt er, direkt am hafen, und. dass sie nur für einen nachmittag in die stadt gefahren sind, erinnert er sich, den berg dabei aus der distanz, sind sie für einen tag in die stadt, und durch die komplexreihen, mehr zwischen den reihen, die sich entlangziehen, die die stadt durchziehen, mehr überziehen eigentlich, und. der fischmarkt, an dem man die fische durch die luft schmeißt, traditional sagen sie, und wie sich das am blick reibt, denkt er, this is for the people, sagen sie ihm, und was sie damit eigentlich meinen, fragt er sich, for those, who count themselves, denkt er, die fische über die schultern schmeißen, und aus den augen der people lässt sich so etwas wie begeisterung ablesen, those who count themselves, denkt er, und.

 

Peter Szalay,

geboren 1987 in Graz, springt und läuft Ski seit dem 8. Lebensjahr; Skigymnasium Stams 2001–2006, Traum vom Weltmeister und Olympiasieger, ÖSV-B-Kader für Nordische Kombination bis 2007. Studiert mittlerweile Germanistik in Graz, schreibt, läuft, lebt in Graz und Haus im Ennstal. Veröffentlichungen in den Zeitschriften LICHTUNGEN und perspektive sowie im Rundfunk. Literaturpreis der Steiermärkischen Sparkasse 2009, Literatur-Förderpreis der Stadt Graz 2009. stadt/land/fluss, Gedichte (2009), Leykam.

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