Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Natur, Ritual, Mythos, Götter – die Kultur der alten Ägypter
Mittwoch, 10. März 2010
Kloos up von Luise Kloos Es gibt wahrscheinlich in jedem Menschen irgendwann den Wunsch, eine Reise in das Land der Pharaonen zu unternehmen. Die phantastischen Zeugnisse der altägyptischen Kultur üben eine große Faszination aus. So ist der Fremdenverkehr eine der wichtigsten wirtschaftlichen Einnahmequellen von Ägypten und die Tempel, Pyramiden und Gräber sind große Anziehungsmagnete für ausländische Besucher. Thomas Cook erfand 1869 die Pauschalreise, indem er Briten und Amerikaner durch das Land der Pharaonen lotste. Neben Gizeh, Kairo und Alexandria wird auch Luxor gern besucht, von wo aus unter anderem das Tal der Könige erreicht werden kann. Luxor ist auch der Ausgangspunkt für Nilkreuzfahrten bis nach Assuan. Von dort werden Flüge und Bustouren nach Abu Simbel angeboten.

In der Zeit Napoleons wurde eine „Description de l’Egypte“ veröffentlicht und 1822 entwickelte Jean-François Champollion ein vollständiges System zur Entzifferung der Hieroglyphen, aufbauend auf seinen Arbeiten zur Übersetzung des Steins von Rosetta. Die Entzifferung der Hieroglyphen brachte schließlich den Schlüssel zum Verständnis der ägyptischen Kultur und läutete somit die moderne Ägyptologie und damit eine neue Wissenschaft ein.

Eine wichtige Rolle spielte auch die Ägyptenbegeisterung der europäischen Eliten im 19. Jahrhundert. Es gehörte zum guten Ton, eine Ausgrabung zu finanzieren und selbst daran teilzunehmen oder zumindest eine Reise nach Ägypten zu unternehmen und Kunstgegenstände mitzubringen. Unter den Reiseandenken waren oft auch Mumien, die dann als Höhepunkt bei einer Abendgesellschaft ausgewickelt wurden. Eine der berühmtesten Entdeckungen konnte nur durch das Interesse am alten Ägypten gemacht werden: Das Grab des Tutanchamun. Erst vor wenigen Tagen wurde eine DNA-Analyse veröffentlicht, mit der die Todesursache des jungen Pharao erklärt werden konnte.

Das ägyptische Totenbuch ist durch die Entschlüsselung der Hieroglyphen lesbar geworden. Es ist eine Sammlung von Zaubersprüchen, Beschwörungsformeln und liturgischen Anweisungen, die dazu dienen, dem Verstorbenen zu ermöglichen, sein Leben nach dem Tod so zu gestalten, wie er es zu Lebzeiten für richtig hielt. In der 18. Dynastie entwickelte sich der Brauch, dieses Spruchgut auf Papyrusrollen zu schreiben und diese in den Sarg zu legen oder in Mumien einzuwickeln.

Das ägyptische Totenbuch ist eine wichtige Dokumentation der ägyptischen Mythologie. Es zeigt, dass der Tod nicht nur ein wichtiger Teil des alltäglichen Lebens war, sondern auch, dass die Menschen eine gänzlich andere Vorstellung vom Sterben hatten als heute. Viele der Sprüche sollen dem Toten helfen göttlich zu werden, ein Leben im Jenseits wie vorher im Diesseits führen zu können und sogar in die Beziehungen zwischen Göttern einzugreifen. Als Ziel des Toten gilt auch, im Jenseits Unsterblichkeit zu erlangen, was nicht selbstverständlich war, und sich in jedes beliebige Geschöpf verwandeln zu können – durch jeweilige Zaubersprüche. Trotz grundlegender Verschiedenheiten zwischen den Vorstellungen der aktuellen Religionen vom Tod und jener der alten Ägypter gibt es Parallelen. Im ägyptischen Totenbuch kann unter anderem das „negative Glaubensbekenntnis“ nachgelesen werden. Der Tote berichtet dabei den 42 Richtergöttern beim Totengericht, welche Freveltaten er nicht begangen hat. Der Dekalog der jüdisch-christlichen Tradition ist vermutlich eine Entlehnung aus dem ägyptischen Totenbuch.

Das ägyptische Totenbuch erlangt zunehmend Bedeutung in aktuellen Forschungen. So dient es als Basis zum Verständnis der Gleichnissprache von Träumen nach Ortrud Grön. Das ägyptische Totenbuch ist also nicht nur ein Dokument einer vergangenen Kultur, sondern von höchst zeitgemäßem Interesse für neue Forschungsgebiete in der Psychologie.
Die Kultur der alten Ägypter hat sich aus dem tiefen Verständnis um die Natur entwickelt. Die Sonne, die östlich des Nils aufgeht und westlich des Nils wieder untergeht, ist zentral für das Leben der Menschen in diesem Land. Ist doch der Nil die einzige Wasserquelle für 80 Millionen Menschen, in einem Land, in dem es seit 50 Jahren nicht geregnet hat.

Link: http://www.zeit.de/2008/09/Traum-Ortrud-Groen?page=all

Autorin: www.luisekloos.at
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >