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LKH, Kinderklinik: Gute Architektur hilft heilen
Mittwoch, 10. März 2010
2009 wurde die von Ederer + Haghirian Architekten geplante Erweiterung der Pflegestation West der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde fertig gestellt. Ziel der Architekten war es, nach Möglichkeit eine „Normal­situation“ für Mutter und Kind zu schaffen, erklärt Arch. DI Franz Ederer. 1912 wurde das Grazer Landeskrankenhaus als eines der größten Krankenhäuser Europas errichtet. Seitdem hat sich allein die Zahl der MitarbeiterInnen mehr als verzehnfacht; über die Jahre war eine Reihe von Zubauten erforderlich.
2006 gewannen  Ederer + Haghirian Architekten den geladenen Wettbewerb für die Erweiterung der Pflegestation West an der Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Vorgabe des Entwurfs war es, eine Station mit 15 Mutter-Kind-Zimmern zu schaffen, um mehr Platz für Begleitpersonen zur Verfügung zu stellen. Das Gesetz sieht vor, dass Eltern ihre Kinder bis zum 15. Lebensjahr ins Krankenhaus begleiten können. In der Realität spiegelt sich dies üblicherweise in Form von Notbetten und einer allgemein beengten Situation wider. In der Grazer Kinderklinik ist die Anzahl der Krankenbetten gleich geblieben – dafür gibt es nun großzügige Mutter-Kind-Einzelzimmer.

In luftiger Höhe. Das von  Ederer + Haghirian Architekten geplante Stockwerk setzt auf einem viergeschossigen Baukörper aus den 50er Jahren auf. In 20 m Höhe kragt es allseitig um bis zu 2 m aus, um das geforderte Raumprogramm auf einer Ebene unterbringen zu können. Nach Westen ragt es 8 m in den Straßenraum hinein, getragen von drei schmalen Stützen. Eine Rundung des Baukörpers  zollt der Form des 1963 errichteten angrenzenden Hörsaaltraktes Tribut und gleicht sich ihr an, nicht zuletzt um dem Zubau Massivität zu nehmen. Aufgrund schwieriger statischer Bedingungen wählte das Architektenteam eine leichte Stahlkonstruktion mit Metallfassade. Die Fassadengestaltung resultiert aus der Überlagerung von Konstruktionsraster und Zimmerraster. Fassadenpaneele zeigen die Farbgestaltung der dahinter liegenden Räume; die Zimmer sind orange, grün oder gelb gestrichen.

Wohnen und Wohlfühlen. Neben bunten Wänden kennzeichnen nach außen ansteigende Decken, die oben sturzlos bis zum Parapet verglast sind, die Krankenzimmer. Der Raum wirkt größer, als er ist, vermittelt Offenheit und steht in Bezug zur Außenwelt. Der Tagraum ist mit einer Panoramaverglasung versehen. Den Erschließungskorridor dominiert Helligkeit: Tageslicht, das durch ein Milchglasband an der Decke dringt. Am Gangende hat man durch eine raumhohe Verglasung einen wunderschönen Ausblick auf den Leechwald. Sich wohl zu fühlen ist gerade im Krankenhaus wichtig – gute Architektur hift heilen.
Die Zimmer reihen sich rechts und links versetzt an den Mittelgang, so dass gegenseitige Einblicke vermieden werden. Ein Versatz in den Patientenzimmern gleich neben dem Eingang verbirgt eine Sanitäreinheit, in erster Linie für die Begleitperson gedacht, sowie einen Wickeltisch, Babybadewanne etc. Während das Patientenbett von der Zimmertür aus sofort einsehbar ist, liegt das Bett der Begleitperson „versteckt“ um die Ecke, hinter dem Badezimmer.
Der Übergang zum Altbestand ist durch eine weiche Kante gekennzeichnet. Gleich nach dem Zugang befindet sich eine Serviceeinheit mit Untersuchungszimmer und Schwesternstation. Ähnlich einem Hotel gibt es einen Empfang, wo jeder Neuzugang begrüßt wird – der Grazer Kinderklinik ist es wichtig, sich als Serviceeinrichtung zu präsentieren.

 
l Yvonne Bormes
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