Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Fasching in Villach und anderswo
Mittwoch, 17. Februar 2010
Briefe aus Absurdistan von Robin Hut Hallo, alter Freund!

Einen herzlichen Gruß ins sonnige Afrika, während bei uns hier gerade niemand an die Klimaerwärmung glauben will, wenn unser Grazer Bürgermeister vor lauter Winterfreuden schon überlegt, die Pleite der Landeshauptstadt durch die Errichtung eines Schigebietes am Schloßberg abzuwenden. Finanzieren will er dies übrigens, indem er Lesben und Schwule, welche in seiner Stadt nicht nur den Bund fürs Leben schließen, sondern auch noch leben wollen, mit einer speziellen Homoabgabe belegt, die praktischerweise von der für die Hundesteuer zuständigen Stelle abgerechnet werden soll.
Selbst ihm gelingt es aber nicht, das Tauwetter in Herzen und Hirnen ernsthaft ins Wanken zu bringen. Haben doch in diesen Tagen die Regierungschefs der ganzen Welt einfach per E-Mail-Rundlaufbeschluss einstimmig festgelegt, mit ihren Maßnahmen gegen den Klimawandel doch nicht bis 2050 zu warten. Weltweit sollen neue Produktionsstätten für umweltfreundliche Heizungen und Industrieanlagen entstehen und die Hunderttausenden neuen Arbeitsplätze auch gleich die Wirtschaftskrise in Vergessenheit geraten lassen. Produktionsstätten müssen künftig in vernünftiger Nähe zum jeweiligen Markt angesiedelt sein, um einerseits Arbeit weltweit gerechter zu verteilen und andererseits zu verhindern, dass oft schon die Bestandteile eines simplen Fruchtjoghurts in Summe Zehntausende Kilometer hinter sich haben, bevor sie die letzten Zentimeter in ihren eigentlichen Bestimmungsort, den hungrigen Magen, flutschen.

Angeregt wurde dies durch den überraschenden Vorstoß von Bankern und Finanzhaien gegen die menschliche Gier, eine Eigenschaft, die ihnen – wie sie uns wissen ließen – immer schon ein Gräuel war, jedenfalls weigerten sie sich standhaft, ihre Abermillionen an Bonuszahlungen für das Wirtschaftskrisenjahr 2009 in die eigene Tasche zu stecken, sondern bestanden vielmehr darauf, diese in einen Fonds der privaten Pensionsversicherungen einzuzahlen, um so die Verluste jener Pensionisten aufzufangen, denen sie diese Dinger noch vor wenigen Jahren aufgeschwatzt hatten.

Diesem Vorbild folgend entschlossen sich selbst russische und österreichische Oligarchen, auch dann ruhig zu schlafen, wenn ihr Vermögen knapp unter die Schwelle der dreistelligen Millionenbeträge sinken sollte, einzig Fiona Grasser- Swarowski-Irgendwie fürchtete, dass dies in Zustände wie in Haiti ausarten könnte, kann aber auch sein, dass einfach ihre Platte hängen geblieben ist.

Und sogar die beiden Bundesneffen Faymann und Pröll wollen sich nun nicht mehr damit begnügen, Grußaugust und Wohlstandspinkerl zu geben, sondern kündigten an, schon knapp zwei Jahre nach ihrem Amtsantritt unverzüglich die Arbeit aufzunehmen, in der allgemeinen Euphorie sehen selbst dies nur noch die wenigsten als Drohung.

Das einzig Bedenkliche an dieser ganzen Entwicklung ist, falls du mir bis hierher wirklich geglaubt hast, dass ausgerechnet im Fasching die Vernunft die Welt erobert,

meint Dein Robin Hut
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