Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Nicht einmal Mittelbau
Freitag, 18. Dezember 2009
Die Zustände an Österreichs Universitäten betreffen auch die Lehrenden. Unter ihnen bilden die externen LektorInnen eine Gruppe prekär Beschäftigter.
Die seit Wochen andauernden Proteste an Österreichs Universitäten rückten die Zustände im Bildungssektor wieder ins öffentliche Bewusstsein: Zugangsbeschränkungen und Mangel an Plätzen, Infrastruktur und Mitbestimmungsrechten. Auch Teile des Unipersonals zeigen sich solidarisch mit den Zielen der Studierenden. Im Audimax Wien entwickelte sich aus einem Treffen von Lehrenden und Forschenden ein Plenum, das sich an den Aktionen beteiligt und mit alternativen Lehrveranstaltungen einbringt. In Graz hat sich eine ähnliche Gruppe gebildet und sich mit den BesetzerInnen der Vorklinik solidarisiert.
Zum Wiener Treffen lud die Interessengemeinschaft externer LektorInnen und freier WissenschafterInnen. 1996 während der Uni-Proteste gegründet, macht sie dieser Tage erneut auf die prekäre Arbeitssituation ihrer Mitglieder aufmerksam. Deren Forschungen fallen zwar in die Leistungsbilanzen der Unis, werden aber in Heimarbeit erstellt. Die externen LektorInnen verfügen nicht über Arbeitsplätze an den Instituten oder Zugang zu Förderungen. Selbst Kopierkarten, Schlüssel oder Postfächer sind ein Entgegenkommen mancher Institute, denn Anspruch darauf besteht keiner.
Am Freitag, dem 20.11., traf sich Thomas Schmidinger, Politikwissenschafter und Sprecher der IG,  mit den BesetzerInnen der Vorklink. Mit Thomas Schmidinger sprach Markus Mogg.

Wie ist die Situation der externen LektorInnen?
Wir sind nicht einmal Mittelbau, wir sind sozusagen die völlig flexible prekäre Verschubmasse, die je nach Budgetlage kurzfristig zusätzliche Lehraufträge bekommt oder auch wieder verliert – die wissenschaftliche Füllmasse der Universitäten. Die kurzen, meist halbjährigen Verträge machen das Planen der Lehre und der eigenen beruflichen Entwicklung unmöglich.

Was sind die Forderungen der IG an die Universitäten?
Wir haben schon im Mai an der Uni Wien einen Forderungskatalog zur Umsetzung des Kollektivvertrags an das Rektorat gerichtet – bis jetzt ohne Antwort. So wären mehrjährige oder unbefristete, aber kündbare Verträge sowie Arbeitsplätze im Sinne des österreichischen Arbeitsrechts möglich. Bezüglich der Einführung von Senior Lecturers fordern wir, dass diese nur das bestehende Angebot der Lehre ergänzen sollen.

Was sind die Aufgaben der Senior Lecturer?
Die Universitäten sehen diese Position als 13 bis 16 Wochenstunden reinen Lehrauftrags. Daneben ist Forschung nicht mehr möglich, was den Kern der Universität, die Einheit von Forschung und Lehre zerstören würde. Wir fordern daher maximal acht Lehrwochenstunden und vollwertige Arbeitsplätze für SL-Vollzeitstellen.
An der Uni Graz haben Senior Lecturer eine Lehrverpflichtung von bis zu 16 Stunden, das ist eine Katastrophe. Erfahrungen aus Deutschland zeigen, dass die meisten Leute in so einer Stelle nach einigen Jahren mit einem Burnout ihre wissenschaftliche Karriere beenden.
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