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Erster „shared space“ in Graz |
Freitag, 18. Dezember 2009 | |
Ende November fand drei Mal eine Charette statt, um sich mit dem Entwurf der neuen Platzgestaltung des Sonnenfelsplatzes (des Mensa-Kreisverkehrs) zu beschäftigen. Charette ist eine öffentliche Planungsmethode mit direkter Beteiligung der Bürger. So hatte das Team um Kleboth Lindinger partners (Städtebau), DI Helmut Koch (Verkehrsplanung) und Andreas Zoufal (Beleuchtung) für eine Woche ihren Arbeitsplatz ins Café per te, Leechgasse 30, verlegt, um in einem einwöchigen Workshop ein Konzept für den stark frequentierten Platz zu entwickeln. Den Sonnenfelsplatz passieren zwischen 12 und 13 Uhr 3400 querende Fußgänger, 960 KFZ, 640 Fahrräder, 90 einspurige KFZ und 30 Busse. Was ist shared space? Shared space bedeutet soziales Verhalten statt verordnete Verkehrsregeln, weitgehender Verzicht auf Bodenmarkierungen und Verkehrszeichen, friedliche Koexistenz der Verkehrsteilnehmer, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20-30km/h, ein Straßenraum, der signalisiert, dass Rücksicht genommen werden muss. Oder wie es Verkehrsplaner Hans Mondermann ausdrückt: „Das Zauberwort des individuell geregelten Verkehrs heißt Augenkontakt.“ Für die Sicherheit des Einzelnen müssen Sichtbeziehungen mit den anderen Verkehrsteilnehmern gewährleistet sein. DI Thomas Fischer von der Stadtbaudirektion: „Seit eineinhalb Jahren hat sich die Politik mit shared space beschäftigt und nun beschlossen, den Sonnenfelsplatz als ersten Platz in Graz so zu gestalten.“ Auf Wunsch der Bürger. Der Planung ging eine akribische Vorbereitung voraus. Neben Gesprächen mit dem Kinderbüro, DI Constanze Koch-Schmuckerschlag vom Referat für barrierefreies Bauen der Stadt Graz, Zeit für Graz, GVB u.a. wurden Studienreisen nach Deutschland und in die Niederlande unternommen, um das Funktionieren von shared spaces zu überprüfen und zu studieren, sowie Workshops zur Sensibilisierung der Planer mit Blindenbrille veranstaltet. Standen Sehbehinderte dem Projekt anfangs skeptisch gegenüber, sind sie inzwischen davon überzeugt. Die Sprecherin des Blindenverbandes meint: “Der Autofahrer braucht mit mir keinen Blickkontakt, alles, was er braucht, ist mein Stock.“ Augenmerk auf Personen mit Handicap. Der Entwurf greift sämtliche Wünsche der BürgerInnen auf, z.B. Verlagerung der Bushaltestelle in der Leechgasse, mehr Grünraum, Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer, Senkung der Verkehrsgeschwindigkeit und der Lärmbelastung, gesicherte Straßenüberquerung für Sehbehinderte, Ruheräume am Platz selbst, Wasser als Gestaltungselement. Besonderes Augenmerk wird auf die Barrierenfreiheit gelegt. So sind z.B. abgestellte Fahrräder ein großes Problem für Blinde. Viele neue Fahrradabstellplätze sollen entlang des Chemiegebäudes sollen gewährleisten, dass keine Räder mehr an Hausmauern abgestellt werden. Zusätzlich gibt es Betonfertigteile, die als Platzsessel, ähnlich dem Museumsquartier in Wien, dienen, als auch als Fahrradabstellplätze und auch Leuchten und Mülleimer aufnehmen, damit es zu keinen Problemen mit dem Blindenstock kommt. Diese spezielle Möblierung hindert Autos auch daran, bis an die Hausmauer zu fahren. Es wird zudem ein taktiles Leitsystem geben, 1,5m von der Hauswand entfernt, der mechanisch geschützte Bereich geht jedoch mindestens 1m über diesen taktilen Streifen hinaus. Wohnzimmer auf buntem Asphalt. Ein wesentlicher Bestandteil des Shared-Space-Konzepts ist die Farbgestaltung. Die Gebäude werden mittels farbiger Bodengestaltung quasi in den Platz hinein verlängert. Der farbige Bereich dient als Aufenthaltsbereich und gibt 100%-ige Sicherheit, da er außerhalb der Reichweite für KFZ liegt. Für die Platzmitte ist eine flache Wasserfläche mit kleinen Inseln zum Queren angedacht. Das Motto lautet: Weg vom Funktionieren, hin zum Wohlbefinden am Platz. Die Fertigstellung ist für 2010 geplant. | Yvonne Bormes
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