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Klimaschutz: Gleisdorf hat österreichweit die Nase vorn
Freitag, 18. Dezember 2009
Während Österreich gewaltig hinter den EU- und Kyotozielen herhinkt und als einziges EU-15-Land die angepeilte CO2-Reduktion nicht erreichen wird, zeigt die steirische Solar-Metropole Gleisdorf, wie’s gehen kann – und gewann mit ihrem Umweltprojekt „Klimaschutz Gleisdorf – Leben im Sonnenzeitalter“ den Umweltwettbewerb „Österreichische Klimaschutz-Gemeinde 2009“ in der Kategorie „Gemeinden mit mehr als 5000 Einwohnern“. Den Preis überreichte Umweltminister Niki Berlakovich am 25. November persönlich.
Seit vielen Jahren wird in Gleisdorf in einer fruchtbaren Kooperation zwischen dem Energieversorger Feistritzwerke-STEWEAG, den Stadtwerken, den Solar-ExpertInnen von AAE-Intec und der Gemeinde die Nutzung erneuerbarer Energiequellen vorangetrieben; sichtbares Zeichen dafür ist der Solarbaum im Zentrum der Stadt. Unter dem Eindruck des Klimawandels haben Feistritzwerke und Stadtwerke, unterstützt von der Gemeinde, nun aber beschlossen, noch einen Gang zuzulegen. „Die Initialzündung für das Projekt“, sagt Direktor Walter Schiefer vom Gleisdorfer Energieversorger Feistritzwerke-STEWEAG, „erfolgte 2007, als wir einen Energiekataster erstellt haben, der uns einen Überblick über die Gleisdorfer Energiesituation verschafft hat.“

An erster Stelle: Thermische Sanierung. Das Ergebnis der Analyse: Zwei Drittel der Gleisdorfer Gebäude erwiesen sich als thermisch sanierungswürdig – „da kann man am meisten sparen“, betont Schiefer. „Wenn 400 der insgesamt 1400 Objekte gedämmt werden, erzielen wir bereits eine Energiereduktion von 27%.“ Die zweite wichtige Erkenntnis aus dem Energiekataster, in dem jeder Energieträger mit einer spezifischen Farbe markiert wurde: „Wir haben gesehen, dass eine sehr große Anzahl an Heizungen mit Gas betrieben wird – das ist nicht nur klimarelevant, sondern macht uns auch extrem auslandsabhängig.“ Aber auch Positives trat zutage: Eine große Anzahl der Gleisdorfer Dächer ist für die Anbringung von Fotovoltaikanlagen und thermischen Solaranlagen geeignet. „2007 waren 2700 Quadratmeter Solarkollektoren in Betrieb, mit Jahresende 2009 sind es bereits 4200.“

Mehr Förderungen als ursprünglich vorgesehen. Die Gemeinde fördert – zusätzlich zu Landes- und Bundesförderungen – eine ganze Reihe von Maßnahmen – von der thermischen Wärmedämmung bis zur Errichtung von Fotovoltaikanlagen. Ursprünglich waren 100.000 Euro im Budget der Stadt dafür vorgesehen, inzwischen sind aber wegen der großen Nachfrage bereits 170.000 Euro an Förderungen vergeben worden. Die öffentliche Hand investiert aber auch selbst – z.B. wurden bereits drei Nahwärmenetze errichtet, die mit Biomasse betrieben und mit insgesamt 500 Quadratmetern Solarkollektoren unterstützt werden. Viele Eigentümer ehemals strombeheizter Wohnungen haben sich dank attraktiver Umstiegs-Bedingungen bereits an die Nahwärme anschließen lassen.

Die Ziele sind ambitioniert – aber erreichbar. Bis zum Jahr 2015 sollen in Gleisdorf 25% der Wärmeversorgung und 100% des Strombedarfes aus erneuerbaren Energien kommen, dabei sollen auch noch 20% Energie und CO2-Emissionen eingespart werden. Hier gibt es bereits verblüffende Erfolge: Während im österreichischen Durchschnitt der Stromverbrauch ansteigt, geht der Stromkonsum pro Haushalt in Gleisdorf zurück. Die Gesamtkapazität der Fotovoltaikanlagen – derzeit 350 Kilowattstunden – soll auf 750 mehr als verdoppelt werden, die Fläche der Sonnenkollektoren soll auf 7750 Quadratmeter ansteigen. Insgesamt sollen 400 dezentrale Biomasseheizungen und 6 zentrale Biomasseheizwerke errichtet werden, 50% der Straßenbeleuchtung soll energiesparend ausgelegt werden, 300 Elektrofahrzeuge sollen zum Einsatz kommen und 10 Solar-Elektrotankstellen und 120 Niedrigenergiehäuser errichtet werden, 700 Häuser sollen neu gedämmt und 10 Objekte rein solargekühlt und beheizt werden. Profitieren wird davon nicht nur die Umwelt, sondern auch die regionale Wirtschaft: Bis zu 35 Mio Euro macht das Umsatzvolumen aus, dass die genannten Projekte auslösen.
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