Das österreichweit durchgeführte WeltForumTheaterFestival, veranstaltet von InterACT, der Werkstatt für Theater und Soziokultur und der ARGE Forumtheater Österreich, hat beim Finale in Graz (27. Oktober bis 1. November) mitreißende, aufwühlenden und inspirierenden Eindrücke hinterlassen, die bei Publikum und AkteurInnen noch lange nachwirken werden.
Rund 200 Forumtheater-Schaffende aus Ländern aller Kontinente (darunter Brasilien, Kanada, Singapur, Indien, Australien, Senegal, Iran, Israel, Palästina, Türkei, Spanien, Frankreich) präsentierten in ihren Stücken und Workshops vielfältige, hochbrisante soziale und politische Herausforderungen sowie Probleme des gesellschaftlichen Zusammenlebens und stellten diese zur Diskussion. Die ästhetischen wie auch dramaturgischen Zugangsweisen lösten lebendige Kontroversen aus und regten zu intensiver Auseinandersetzung im Publikum und auf der Bühne an. Im Verlauf des Festivals stieg die Bereitschaft, den eigenen kulturellen Kontext zu überschreiten, um wirklich transkulturell agieren und partizipieren zu können.
Begeistertes Publikum. Aus den durchwegs sehr gut besuchten Abendveranstaltungen ragten vor allem Cardboard Citizens (GB) mit einer starken Ensemble-Leistung ihres pointiert-drastischen Gesellschaftsbefundes in Episodenform „Led easy“ heraus. Ästhetisch berührend, thematisch verstörend und akrobatisch brillant ernteten Jana Sanskriti (IND) mit „Shona Meye“ und „Where We Stand“ Begeisterungsstürme beim Publikum. Und die Drama Box Singapore thematisierte in „Trick or Threat!“ mit lakonischer Schärfe und beißendem Humor medial und (staats)politisch hoch gepeitschte Fremdenfeindlichkeit und Terrorangst. Mit dabei auch InterACT, die Werkstatt für Theater und Soziokultur, die mit ihren Forumtheaterproduktionen „Alles Liebe, Dein Dieter“, „andersgleich“ und „Kein Kies zum Kurven kratzen“ für Aufsehen und Diskussionen sorgte.
Hohes ästhetisches und politisches Niveau. Die zahlreichen Präsentationen, Workshops und Aufführungen - allein in Graz mehr als 70 Veranstaltungen mit mehr als 3000 BesucherInnen - gaben jede Menge Diskussionsstoff und viele Anregungen. Sie machten deutlich und vor allem erlebbar, wie Forumtheater als kraftvolles und spannendes Medium, als politisches wie ästhetisches Format wirksam wird. „Es gab viel Lob für die Organisation und Betreuung und das Versprechen, miteinander in Kontakt zu bleiben – was für den Veranstalter InterACT wohl der größte Lohn und gleichzeitig Auftrag ist für eine noch stärkere internationale Zusammenarbeit und Ausrichtung der künstlerischen und politischen Arbeit in den nächsten Jahren“, freut sich InterACT-Leiter Dr. Michael Wrentschur. Kontakt: InterACT, Neubaugasse 94/4, 8020 Graz, Tel: 0316/720935; Mobil: 0650/ 7209350; Web: www.interact-online.org; Mail: offfice@interact-online.org
Jana Sanskriti aus Kalkutta besteht seit 1985 und ist seitdem in vielen Teilen Indiens aktiv. KORSO sprach mit Sunjoy Ganguly, der mit seiner Frau Sima diese größte Forumtheaterbewegung der Welt leitet: Herr Ganguly, Jana Sanskriti startete seine Forumtheatertätigkeit vor allem in ländlichen Regionen Indiens. Welche Themen standen im Mittelpunkt? Ja, zunächst starteten wir unsere Arbeit in ländlichen Gebieten, aber später entwickelten wir unsere Arbeit auch in Städten weiter, und natürlich waren wir in den Slums. Von Beginn an war es Theater der Unterdrückten und nicht Theater für die Unterdrückten.
Gibt es Unterschiede in der Arbeit mit Menschen in ländlichen und städtischen Gebieten? Die Zusammenarbeit mit Gruppen in ländlichen Gebieten ist einfacher, weil die Kommunikation der Menschen untereinander besser, offener ist.
Sie leiten viele Workshops in Indien, aber auch weltweit. Was wollen Sie vorrangig vermitteln? Einen demokratischen Raum zu kreieren, in dem wir alle glücklich und froh sind.
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