Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
DJ Kolchos, DJ Sowchos
Mittwoch, 18. November 2009
Die Zerstörung von Staudämmen, eine recht konkrete und wahrscheinlich nicht sonderlich verbreitete Tätigkeit, wird in der Volksrepublik China mit der Todesstrafe bedacht (genauso wie der Gemüsediebstahl übrigens, der – so nehmen wir an – unverhältnismäßig häufiger ausgeübt wird). Gut also, dass es Weltgegenden gibt, die zivilisiertere Umgangsformen pflegen. Island zum Beispiel.

Dort beschäftigt man sich lieber mit dem Abbau von heißem Wasser, dem zügigen Vorantreiben des Staatsbankrotts oder dem gepflegten Aufriss am Runtur. Und ist der Stoffwechsel erst vollzogen, wird begeistert der EU-Beitritt beschlossen. Letzteren begrüßen wir explizit, nicht zuletzt weil der Grenzübertritt bei Reisen zwischen Graz und Reykjavik (für Keflavik gilt allerdings Ähnliches) deutlich vereinfacht wird. Und so steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich, das neue Album des Ex-Wahl- und nunmehr Exil-Grazers Helgi Jonsson schon demnächst in räumlicher Nähe und Echtzeit präsentiert zu bekommen. Bis es soweit ist, empfehlen wir dringend den Erwerb des Tonträgers For the Rest of my Childhood (Sevenahalf).
Viele der heute lebenden an ihre Kindheit zurückdenkenden Alternden erinnern sich gerne an die späten 80er-Jahre, in denen in musikalischer Hinsicht jene unüberschaubare Genre- und Stilvielfalt ihren Anfang nahm, die heute in den noch nicht der vollständigen Kontrolle der Musikkonzerne unterliegenden Datennetzen vorherrscht. Bevor Namen von Bestsellerbands wie Oasis mit britischer Musikproduktion in Verbindung gebracht wurden, war es der „Wall of Sound“-Klang von meistens zwei gleichzeitig gespielten und von einer Reihe von Effektgeräten ausgestatteten Gitarren, der das Genre jahrelang prägte. Die Gerätschaft zwang die Gitarristen, beim Spiel ständig auf den Boden zu starren, wovon sich der Name „Shoegazing“ ableitet, mit dem Bands wie My Bloody Valentine, Slowdive und Catherine Wheel bedacht wurden. Mit der 2007 in London gegründeten Band The Big Pink erlebt auch diese Tradition eine glamouröse Wiedergeburt. Das Debutalbum A Brief History of Love (4AD) ist ein unwiderstehlich schamloses Retro-Produkt, das sich so präsentiert, als hätten die letzten 20 Jahre nicht stattgefunden. Auch die Anschaffung dieses Werks empfehlen wir in Erwägung zu ziehen – nicht nur, weil früher sowieso alles viel besser war.

Die besprochenen CDs wurden von DUX-RECORDS, Annenstraße 6, 8010 Graz,
Tel. 72 37 27 zur Verfügung gestellt. „We, the people“ ist bis Ende des Monats auf
www.duxrecords.com zum Vorzugspreis von 14,95 Euro erhältlich.
Die CDs gibt‘s auch zu gewinnen – natürlich in der KORSO-Gamebox am
KORSO-Infoserver unter www.korso.at!

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