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La Magia del Fuego – Kultur im Massentourismus?
Mittwoch, 18. November 2009

Kloos up - von Luise Kloos

Alle touristischen Wege scheinen heutzutage nach Spanien zu führen. Seit den frühen 60er-Jahren versucht man TouristInnen mit dem sicheren Sonnenschein zu locken und dieses Werbemittel wirkt bis heute ungebrochen. Waren es zu dieser Zeit einzelne privilegierte Menschen, die sich einen Urlaub leisten konnten oder gar ein Haus kauften, um sich in den Sommermonaten an die südspanische Küste zu begeben, so ist heute die gesamte Mittelmeerküste Spaniens mit Hochhäusern verbaut und der Tourismus dauert ganzjährig. Ein Mittelpunkt des Massentourismus in Europa ist Benidorm, 25 km nördlich von Alicante gelegen mit fünf Millionen Gästen jährlich. In einer Oase von NUROPE – der Nomadic University for Arts, Philosophy and Enterprise in Europe wurde in Alicante den Fragen von Kultur und Tourismus nachgegangen.

Montse Gasco konnte als Organisatorin neben den Förderern CTAA Colegio Territorial De Arquitectos de Alicante, Camon – Caja de Ahorros del Mediterraneo und Ajuntament L´Alfas del Pi zahlreiche interessante Persönlichkeiten von Kultur und Tourismus zusammenführen, die ihre unterschiedlichen Positionen vertraten.

Der Hotelbesitzer bzw. Präsident der Hotelvereinigung Antonio Mayor hat naturgemäß eine andere Wahrnehmung als die KünstlerInnen. Beispielsweise der Schriftsteller und Regisseur Juan Luis Mira oder der Architekt Efigenio Gimenez Garcia leben und arbeiten in dieser Region daran, dass die zeitgenössischen kulturellen Ausdrucksformen den Massentourismus überleben. Ein zeitgemäßes Experiment, das von Camon unterstützt und von Daniel Simón Plá konzipiert und durchgeführt wird, ist das Training, die Schulung und die Förderung der digitalen Kreativität und Ausdrucksfähigkeit. Camon als Bank definiert sich als Motor der Creative Industry und engagiert weltweit exzellente Persönlichkeiten, um Social Networking oder New Technology zu vermitteln.

Aber zunehmend beginnt man auch in der Forschung nachzudenken, wie Kultur im oder trotz Massentourismus funktionieren kann. Menschen verlassen die Altstädte, unzählige Bausünden haben die kulturelle Identität von Orten zerstört. Irene Bajo Garcia, Professorin der Universität Alicante und Juan Jose Miguel Tobal, Psychologe an der Universität Complutense de Madrid sind den Emotionen im Tourismus auf der Spur und stellen Fragen nach einem nicht-invasiven Kulturtourismus.
In L´Alfas del Pi geht man seit einigen Jahren neue Wege: Anfang Juli findet ein 10-tägiges Gastronomie- und Filmfestival statt. Es ist eines der größten Filmfestivals in Spanien und bietet einen speziellen Kurzfilmschwerpunkt, mit dem man junge Filmschaffende fördert. Die engagierten Stadträtinnen für Kultur und Gemeinde Maite Garcia und Genoveva Tent erreichen mit dem Medium Film auch die Menschen am Strand – Kultur sozusagen leicht gemacht. Das Internationale Festival von L´Alfa del Pi dauert hingegen nur einen Tag: die vielen unterschiedlichen Nationen, die in dieser Region leben, zeigen was sie können. Kunsthandwerk, Trachten, Tanz bis hin zur Verkostung von kulinarischen Häppchen dienen dem Kennenlernen der kulturellen Unterschiede.
Das absolute traditionelle Highlight im Juni jeden Jahres sind die Fogueres von Alicante. Aus hunderten aufwändig gestalteten Skulpturen wird eine einzige ausgewählt, um als die schönste im Museu des Fogueres gezeigt zu werden, alle anderen werden der Purifikation, dem Feuer, geopfert. 4 Tage und 4 Nächte tanzt und brennt die Stadt, 100.000ende Menschen feiern diese Tradition - Schönheitskönigin mit eingeschlossen.
Ein wenig abseits vom Massenwahnsinn findet man in Novelda, eine reiche Hochburg des Safran- und Gewürzhandels, die prachtvolle Jugendstilvilla Casa - Museo Modernista oder das organisch bewirtschaftete Weingut inmitten eines Marmorfundgebietes: das Heretat de Cesilia. Die Gastfreundschaft in der Fundacion Klein-Schreuder, einer prachtvollen Hacienda in L´Alfa del Pi spiegelt die Herzlichkeit der Menschen wider, die es langsam verständlich macht, warum so viele Menschen ausgerechnet nach Spanien reisen.

Links:
Nomadic University: www.nurope.eu
Laboratorio Local Espacio Camon: www.tucamon.es und www.cam.es
Filmfestival L´Alfas del Pi: www.lafas.es/festival de cine

Autorin: www.luisekloos.at
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