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Zanklhof II: Ökologisches Wohnen auf ehemaligem Fabriksgelände
Mittwoch, 18. November 2009
Im Wandel der urbanen Strukturen haben zahlreiche Grazer Bezirke in den vergangenen Jahrzehnten ihr Gesicht vollkommen verändert. Dass mit der geglückten Verbindung aus Alt und Neu jedoch viel vom bestehenden Charakter eines Stadtteils mit der neuen Nutzung als Wohnbereich in Einklang gebracht werden kann, beweist das Projekt Zanklhof in Gösting. Die ehemals gewerblich genutzten Liegenschaften wurden in zwei Etappen umgewidmet und mit hohem Aufwand in einen ökologischen Wohnkomplex mit historischem Flair umgestaltet.

Am Anfang stand die Vision. Die ehemalige Farbenfabrik A. Zankl & Söhne, die 1892 errichtet worden war, schloss 1955 ihre Pforten und wurde seit den neunziger Jahren nur mehr sporadisch genützt. Im Jahr 2000 trafen die neuen Eigentümer die wagemutige Entscheidung, das brachliegende Firmengelände zu revitalisieren und in einen Wohnpark mit Grünanlagen zu verwandeln. „Schon der erste Abschnitt Zanklhof I, der 2004 fertig gestellt wurde, sorgte aufgrund seiner spannenden Revitalisierungskonzepte und architektonischen Akzente für Aufsehen und fand allgemeine Anerkennung“, resümiert Baumeister Ing. Rudolf Leitner, der Initiator des ambitionierten Vorhabens. Lohn der Mühen war u.a. die Auszeichnung als „Steirisches Wahrzeichen“. Es lag daher nahe, die Erfolgsstory fortzuschreiben und auch den restlichen Teil der zur Verfügung stehenden Flächen und Gebäude mit ebenso großer Liebe zum Detail umzugestalten.

Markante historische Substanz. Wie schon beim ersten Abschnitt des Wohnprojekts stand bei Zanklhof II der Gedanke im Mittelpunkt, „die markanten historischen Bauteile zu erhalten und mit neuer zeitgenössischer Architektur zu verschränken“, erklärt Projektleiter Architekt DI Dietmar Koch. Das Ziel war es, in Verbindung mit Zanklhof I eine Wohnanlage zu schaffen, die ihren Bewohnern neben den eigenen vier Wänden vielfältige Freiräume bietet – sowohl in Form großzügiger Balkone, als auch mit weiten Freiflächen, Spielplätzen und Grünanlagen. Unterstrichen wird die hohe Qualität des urbanen Lebensraumes durch weitestgehende Barriere- und Verkehrsfreiheit. Mit den Bauabschnitten II bis IV von Zanklhof II wurden weitere 90 geförderte Mietwohnungen in Größen zwischen 42 und 90m² Wohnfläche geschaffen. Das Angebot reicht dabei von der Singlewohnung über Maisonette- und Penthousewohnungen bis hin zu klassischen Familienwohnungen.

Energetischer Nachhaltigkeit verpflichtet.
Die vorhandenen historischen Gebäudestrukturen mit ihrem alten Gemäuer stellten besondere Anforderungen an die angestrebte Energieeffizienz der gesamten Wohnanlage, erklärt Architekt Koch: „Mit Hilfe von innovativen Konzepten bei Dämmung, Belüftung und Bauweise ist es uns gelungen, zwei Gebäude mit 26 Wohnungen in Passivhausbauweise und die restlichen Objekte mit 64 Wohnungen als Niedrigenergiehäuser auszuführen.“ Das bedeutet eine nachhaltige Reduktion der Energieverbrauchszahlen von 200 kWh/m2 auf rund 8 bzw. 35–40 kWh/m2 pro Jahr. Die Wärmeversorgung erfolgt über Fernwärmeanschlüsse und Solaranlagen während die Passivhäuser mit Hilfe von Tiefenerdwärme (90 m) beheizt werden. Die für Passivhäuser erforderliche Restwärme wird dabei nicht über Zuluft eingebracht, sondern über kleinflächige Fußbodenheizkreise, was die Behaglichkeit in den Wohnungen deutlich steigert.

Technische Raffinesse im Detail. Zur Erhaltung der historischen Fassaden war die Anwendung von Innendämmungen unumgänglich, erläutert Koch. Diese wurden mittels 8 cm XPS-Platten (Hartschaumstoff) und gedämmten Installations-Vorsatzschalen ausgeführt. Das restaurierte und entfeuchtete Sichtmauerwerk erstrahlt im alten Glanz der imposanten klassischen Ziegelbauten des 19. Jahrhunderts. Aber auch in den Wohnungen selbst sorgen Sichtflächen auf die historischen Backsteine für attraktive Blickfänge. Durch die Verwendung von Mantelbetonwänden, die wie ein statischer Überzug wirken, wurden die berüchtigten Kältebrücken vermieden. Die einzelnen Wandelemente sind nur mit Füßchen statisch mit der Decke verbunden, der dazwischen befindliche Hohlraum ist mit Mineralwolle ausgedämmt. In der ausgeklügelten Haustechnik der Passivhäuser setzte man ein neuartiges semizentrales Konzept um: die Lüftung erfolgt zentral in Kombination mit dezentralen Kleinstgeräten, während die Wärmebereitstellung dezentral pro Wohnung durchgeführt wird. Die aufwändige Ausführung der Dämmungs- und Belüftungssysteme findet nicht nur in niedrigen Betriebskosten, sondern auch in der hohen Qualität des Wohnklimas ihre Rechtfertigung und trägt wesentlich zur überaus hohen Zufriedenheit der Mieter bei.

l Josef Schiffer

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