Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Zwischen Gries und Istanbul
Mittwoch, 18. November 2009
Im neuen „Kunstraum next Andrä“ in der Kernstockgasse haben Astrid Kury und Hermann Glettler die Tore weit in Richtung Osten geöffnet und heißen im Rahmen der Reihe „FORM Europe“ Istanbul im Stadtviertel willkommen. Den Anfang machen auch passende Einstands-Objekte: Kay Walkowiak generiert mit „Stage Test“ schon in der Auslage entsprechende Stimmung, im Inneren rufen Songül Boyraz und Peter Höll auf einem symbolischen Rettungsring für harte Zeiten nach dem Schutz von oben: „Allah Korusun“ - Gott behüte! Songül Boyraz bringt mit „Import Bride“ auch Schicksale nach Österreich verkaufter, türkischer Frauen auf vier Videoschirme, mit grazilen Bleistiftportraits und der Formulierung ganz persönlicher Träume „verstrickt“ in verschiedenen Handarbeiten.

Österreichisches und Türkisches. Bei Valentin Ruhry einigen sich zwei Lichtplatten, in scheinbar zufälliger Überschneidung platziert, eine Linie erstrahlen zu lassen. Eine formelle Geste der Verschmelzung von Kulturen? Deniz Gül aus Istanbul ist dagegen vorwiegend in urbanen Kontexten tätig und nimmt sich mit „Question in Turkish“ ein schwieriges Problem vor: „Entschuldigung. Wer sind sie?“ fragt als Plakat, als simpler Sticker nach Existentiellem. Nach Identität. Nach Definitionen. Anders als ein Werbeslogan, der ähnliche Präsenz besitzt, werden hier keine Antworten angeboten.

Wenn das „Woher“ bestimmend wird. Dass es vor Ort in Gries nicht nur um künstlerisches, sondern auch um kulturelles Zusammenleben geht, dem wird im Rahmenprogramm Rechnung getragen: Türkisch für Anfänger und tägliche Führungen mit türkischen Jugendlichen durch „Little Istanbul in Graz“. Kultur als Orientierungs- und Startpunkt: Um Interesse zu wecken und Brückenbauten vorzubereiten. Hier soll ein neuer Ort aufgebaut werden, wo Reflexion passiert und einseitige Bilder eine Korrektur erfahren können.| ep

 „Welcome Little Istanbul“ reiht sich unter die Veranstaltungen rund um „Istanbul Metropolis“ und ist noch bis 22.11. zu sehen.
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