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Realistische Provokationen eines Unangepassten
Mittwoch, 18. November 2009
Es sind die Jahre der Depression, die John Steinbeck im Roman „Die Früchte des Zorns“ zu einer eindrücklichen Geschichte verarbeitet. Das Elend der Schwachen, niedergedrückt von den Geschwüren des Kapitalismus. Die Not der einfachen Arbeiter ist auch Motiv des Künstlers  Josef Schützenhöfer, der nach 20 Jahren in den USA 1997 nach Österreich zurückgekehrt ist. Es spiegelt sich authentisch in seinen lebensgroßen Portraits, Menschen, die die Last der Arbeit tragen, die in eine oft ungewisse Zukunft blicken – als Spielbälle rücksichtsloser Konzernbosse. Neben globalen Problemen in Wirtschaft und Gesellschaft sind es gerade auch die provinziellen, oft braun gefärbten Sümpfe, die ihm in seiner Wahlheimat Pöllau zum Reibebaum wurden. Präzise und gegenständlich prangert er in Ölbildern an, was ihm gegen den Strich geht.

Über damalige Befreier und heutige Unterdrücker. „Früchte des Zorns“ ist auch Titel der Ausstellung, die ab 13. November im Volkshaus neben Ölbildern, Aquarellen und Zeichnungen aus den letzten 25 Jahren zeigt. Zwei großformatige Arbeiten sind dafür eigens entstanden, denn bei der KPÖ ist guter Platz für seine Kunst, findet Schützenhöfer.

 Wenn er auch schonandere „Parteizentralen“ okkupieren konnte: das Portrait des „Liberator / Harry W. Moore“ wurde von der ÖVP angekauft – allerdings an seine Bedingung geknüpft: Einer der überlebenden amerikanischen Piloten, die über dem Pöllauer Tal abgeschossen wurden, wurde nach Österreich eingeladen, denn an die ums Leben gekommenen „Befreier“ will sich vor Ort niemand erinnern. In dieser Folge entstand auch das Bild „1945 The Liberation of Austria“: Ein Jeep-Konstrukt schwebt über dem Hochwald, die Befreier symbolisierend hat es einen russischen, englischen, französischen und amerikanischen Reifen, die jeweils in eine andere Richtung steuern. Das in Untersicht dargestellte Gefährt bringt Licht ins Dunkel – nur dass die österreichische Lampe nicht angeschlossen in einer Armeekiste liegt, die Hacke, die auf das Hakenkreuz verweist, bleibt in ihrem Schatten.

In „Export Swimmers“ verarbeitet Schützenhöfer das Feindbild Automobilindustrie. Große Zuversicht ausstrahlend „exportiert“ eine illustre Runde von Konzernchefs rund um Frank Stronach in Richtung China. Dicke Schwimmreifen haben sie zur eigenen Sicherheit um die Hüften geschnallt, die sauberen Anzughosen vorsichtshalber schon abgelegt. Dass hinter ihnen alles in Flammen steht, scheint die Herren wenig zu kümmern. Es wird optimistisch in die Zukunft geblickt. „The Automobile will conquer all“ – drei barocke Puti schweben mit dieser Botschaft über der Szenerie. Auch wenn das Betriebssystem Kunst die Bilder seines Zornes oft verweigert, gibt es für Josef Schützenhöfer nur den unermüdlichen Kampf für Demokratie und Menschenwürde. Mit realistischen Botschaften. Damit ihn alle verstehen.

„Früchte des Zorns“ eröffnet  am 13.11. um 19 Uhr im Volkshaus/ Lagergasse und ist bis 15.01. zu sehen. Parallel zeigt die Galerie remixx Landschaftsbilder von Josef Schützenhöfer
| Eva Pichler
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