Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Mamma Mia!
Freitag, 16. Oktober 2009

Kreative Stadt Entwicklung (15) - von Harald Saiko

Vor nicht allzu langer Zeit leistete sich Graz eine „Halle für alle“. Klaus Kada, steirischer Architekt alter Grazer Schule, legte dazu einen großen Wurf aufs Papier. Mit seiner internationalen Erfahrung und lokalen Abgebrühtheit gelang es ihm auch, dutzende Steuermillionen in eine echte Stadthalle zu verwandeln. Mit dem Messer der nahenden Kulturhauptstadt 2003 und öffentlicher Bauherrschaft im Rücken kein leichtes Spiel

Aber, so schreibt die Bauherrschaft MCG mittlerweile selbst auf Ihrer Website: „Seit 2002 sorgt Österreichs modernste Veranstaltungshalle für belebende Akzente in der steirischen Landeshauptstadt. Die vom international anerkannten Architekten Klaus Kada geplante stadthalle|graz wird dank ihrer formschönen und kühnen Architektur bereits jetzt das neue Wahrzeichen von Graz genannt, unter einer spektakulären Dachkonstruktion!“ In der Tat ein Zeichen. Die Linie der Conrad-von-Hötzendorfstraße hat neben Fokus auf Schlossberg und Uhrturm, dem großstädtischen Querschnitt, ihren gleichmäßigen Gründerzeitfassaden und den Solitären Finanzamt und Landesgericht eine neue Perle dazubekommen. Sogar die kürzlich eröffnete Messehalle weicht bescheiden zurück, so konnte sich die Stadthalle über ihre „spektakuläre Dachkonstruktion“ allen Ankommenden würdig präsentieren. Weit in den Straßenraum hinausragend, ja, das war ein Wahrzeichen, denn damit ist jetzt Schluss! Die öffentliche Bauherrschaft hat wieder das Ruder übernommen und selber gebaut. Eine Plakatwand. Der Bürger, heute Kunde, soll schließlich wissen, was es gespielt hat. Und weil diese Plakatwand gar so groß ist, hat es sehr sehr viel Vorbereitung, Planung, Begutachtung und Genehmigung gebraucht. Wie man hört, soll die Ansammlung der Zuständigen so unübersehbar geworden sein, dass Stadträte höchstpersönlich ausrücken mussten. Blöd nur, die Plakatwand steht akkurat so, dass sie unser aller Stadthallenvordach ganz und gar verdeckt. Adieu Wahrzeichen, siehe Foto. Das haben die vielen Zuständigen leider übersehen. Oder nicht bedacht? Wie so oft sind Stadtgestalt und Architekturqualität kein Thema, Wahrzeichenfunktion und Bürgersstolz sowieso nicht und Fehlinvestitionen unvermeidlich. Tja, wenn ma´ nur aufhör´n könnt´ aber wer wagt, dies anzusprechen, ist bestenfalls ein Nörgler, da geht’s nicht nur mir so. Schlimmstenfalls wird schon mal ein Brief aus dem Rathaus geschrieben, ganz sinngemäß „das kommt so und basta und des werden Sie nicht mehr ändern also sind´s besser ...“ Na dann, Mamma Mia!

Architekt DI Harald Saiko, geboren und aufgewachsen in Graz, Studium in Graz und Paris, Büro für Architektur.Stadt.Kultur in Graz, Wien, Timisoara / WWW.SAIKO.CC

Die bisher erschienenen Kolumnen von Harry Saiko wurden im Mai 2009 in der KORSO-Sondernummer stadtFORUM publiziert. Sie können in der Redaktion (korso@korso.at oder unter 0316/822883) bestellt werden.  
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