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Alte Kulturschätze in neuem Glanz |
Freitag, 16. Oktober 2009 | |
Den Blick auf Lebensspuren der Vergangenheit zu richten anhand von Themen, die „unter die Haut gehen“ – so lautet das ambitionierte Versprechen des neu gestalteten Archäologiemuseums an sein künftiges Publikum in Graz. Mit der Eröffnung des modernen Ausstellungstraktes im Park des Schloss Eggenberg ist die zweitgrößte archäologische Sammlung Österreichs endlich geschlossen in einem eigenen Museumsbereich untergebracht. Seit September 2009 sind auf den rund 600 unterirdischen Quadratmetern rund 1.300 archäologische Objekte geordnet nach zentralen Lebensmotiven des menschlichen Daseins zu bestaunen. Anspruchsvolle architektonische Lösung. „In Anbetracht der denkmalgeschützten Umgebung war eine Erweiterung der bestehenden Ausstellungsbereiche an der Peripherie des Schlossparks unter der Erdoberfläche der einzig gangbare Weg“, betonte anlässlich der Eröffnung Dr. Wolfgang Muchitsch, der wissenschaftliche Geschäftsführer der Landesmuseum Joanneum GmbH. Der Neubau schließt direkt an das mehrfach preisgekrönte Lapidarium (Römersteinsammlung) von PURPUR.architektur an, dessen Formensprache der Bauteil von BWM Architekten weitgehend aufgreift. Die Sichtbetonelemente der unterirdisch angelegten Halle, deren zwei Schiffe durch eine zentrale Sequenz von Lichtschächten verbunden werden, kontrastiert mit den kleinformatigen und kostbaren Exponaten. Die Objekte werden in Nurglasvitrinen gezeigt, wodurch ein leichter, schwebender Zustand erzeugt werden soll, der die Fragilität und Individualität der gezeigten Exponate dezent unterstreicht. „Die Lichtschächte bieten zudem die Möglichkeit, speziell auf Kinder und Jugendliche abgestimmte Vermittlungsprogramme anzubieten und kleinere thematische Einheiten noch während der wissenschaftlichen Bearbeitung als ‚work in progress‘ zu zeigen“, ergänzt dazu Peter Pakesch, der Intendant des steirischen „Universalmuseums“. Aus der Frühzeit der Steiermark. Als Hauptaufgabe des Museums definiert der Museumsleiter Mag. Karl Peitler die Erforschung, Dokumentation und Darstellung der steirischen Geschichte von der Prähistorie bis in das frühe Mittelalter. Dabei wollte man sich ganz bewusst von hergebrachten chronologischen Ausstellungsformen lösen und die Objekte nach thematischen Schwerpunkten gruppieren, erklärt Dr. Barbara Porod, die wissenschaftliche Leiterin der Neuaufstellung. Dafür wurden das ehemalige Antikenkabinett und die landeskundliche archäologische Sammlung des Joanneums zusammengeführt. Die glanzvollen Höhepunkte der Ausstellung sind hallstattzeitliche Objekte von Weltrang wie der Kultwagen von Strettweg, die Maske von Kleinklein und die Prunkgefäße aus den Gräbern der Keltenfürsten von Großklein und Strettweg. Für das neue Museum wurde die ansehnliche Sammlung durch den wertvollsten Fund der Römerzeit in der Steiermark bereichert, den so genannten Silberbecher von Grünau, der aus Mitteln des Joanneumsfonds angekauft werden konnte. Sicht auf Lebensformen der Vergangenheit. Das Archäologiemuseum soll dem Besucher ganz im Sinne der modernen Geschichtsinterpretation vermitteln, wie begrenzt und bruchstückhaft unser Wissen über die Vergangenheit in den meisten Fällen ist, sodass immer Fragen offen bleiben müssen. Die zeitlich und räumlich weit gestreuten Ausstellungsstücke werden daher in ihrer Funktion als archetypische Konstanten menschlicher Grundbedürfnisse gedeutet – Götter und Dämonen, Liebe und kriegerische Auseinandersetzungen sowie der Umgang mit dem Tod figurieren dabei als die zentrale Motive des menschlichen Daseins, die immer wieder nach neuen und doch ewig gleichen Antworten verlangen. Das Archäologiemuseum lädt dazu ein, in der Ausstellung die Objekte als Lösungsansätze zu diesen Fragen an das Mensch-Sein zu diskutieren. Mit bekannten ÖsterreicherInnen, wie Peter Kubelka, Hermann Nitsch, und Rotraud Perner geführte Interviews liefern Anstöße zum Nachdenken. Das Archäologiemuseum versteht sich damit als ein Ort der ständigen Kommunikation, nicht nur zwischen den BetrachterInnen und der Wissenschaft, sondern auch unter den BesucherInnen selbst. | Josef Schiffer
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