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Der nackte Junge im Stadtpark
Freitag, 16. Oktober 2009
„Das Projekt ist mir sehr sympathisch.“ meint Polona Meško, eine Bewohnerin Ljubljanas, „Es macht mich auf die Selbstverständlichkeit von vielen Dingen aufmerksam, zum Beispiel des Knaben mit der Flöte vor dem Gebäude von RTV-Ljubljana. Ich unterstütze noch weitere künstlerische Denkmal-
tausche.“
Es ist ein „hinterlistiges Konzept“, sagt Werner Fenz, Leiter des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum, das gemeinsam mit der Moderna Gallerija Ljubljana die Abwicklung des Projekts „Monument’s time Sharing“ der slowenischen Künstlergruppe IRWIN übernommen hat. Zwei scheinbar unverrückbare Statuen im öffentlichen Raum wurden für einen „Kunstaustausch“ auserwählt – ausgehend vom „Kleinen Hirten“ (Pastirček, von Zdenko Kalin), der eben vor dem TV Gebäude steht und auch „Logofigur“ des Senders ist, suchte man in Graz nach einem „austauschbaren“ Pendant. Die allegorische Frauenfigur der „Styria“ von Hans Brandstetter, einst für die Hauptbrücke konzipiert und mit „Austria“ ein Figurenpaar bildend, trat nun ihre Reise aus dem Stadtpark gen Süden an. Um in Graz den gleichen Effekt zu erzielen, hätte man Erzherzog Johann herborgen müssen. Das wäre wohl nicht gegangen.

Mechanismen und Routine des Leihverkehrs, Unterschiede zwischen der soliden Basis einer Statue im öffentlichen Raum und dem Leinwandbild, das einfach zu transportieren ist. Das sind die Aspekte, die die Künstler interessieren. Und vielleicht auch alles das, was sich in unseren Köpfen als alltägliches Bild der Stadt festgesetzt hat. Stein und Bronze währen ewiglich. Die zahlreichen Bewilligungen und die Suche nach den Besitzern von Statuen sind ein kalkulierter Nebeneffekt des Vorhabens. Der ganze Prozess der Abwicklung dauerte ein Jahr. Und es wäre ein Leichtes gewesen einen der beiden weiteren Güsse des Hirtenjungen zu bekommen – er wird in der Sammlung der Moderna Gallerija Ljubljana aufbewahrt. Zwei Tage, so Werner Fenz, würde das im Leihverkehr dauern. Der feine Unterschied zwischen Kunst im öffentlichen Raum und Galerie- und Ausstellungskunst, die vom und für den stetigen Transfer und Tausch lebt.

Ein provoziertes Gesellschafsspiel.
Immerhin gibt es in Graz kaum nackte Figuren. Also programmierte Aufregung? Werden Statuen überhaupt noch als identitätsstiftend wahrgenommen oder sind sie längst zu beiläufigem Staffagematerial geworden? Man wird sehen. Der Bildberichterstattung vom Tausch  wurde immerhin große Bedeutung zugemessen: Da das Fernsehen zu spät kam, um die Demontage der „Styria“ live und „standesgemäß“ in Bild zu setzen, wurde die Szene nachgestellt, die Statue nochmals aus dem LKW gehievt und neben dem Hirtenjungen in Schwebe gebracht.
Das Fehlen ihres kleinen Hirtenjungens und die Konfrontation mit einer opulenten Frauenfigur wurde in Ljubljana übrigens sehr positiv aufgenommen – wohl wissend, dass er ja wieder zurückkommen wird, der Hirtenjunge: „Der Austausch von Denkmälern ist positiv, weil er Neugier verursacht und Fragen nach dem Anderen, dem Neuen auftreten. Damit wird zumindest ein minimales Kennenlernen der anderen Kultur ermöglicht. Und es wird auf die Anwesenheit eines »anderen« hingewiesen, was eine Art Lackmustest für die Toleranz einer Gesellschaft darstellt. Trotzdem glaube ich, dass der kleine Hirte zur Erkenntnis kommen wird, dass der Spruch »Es ist überall schön, zu Hause ist es aber am schönsten« schon seine Gültigkeit hat“, so Aleš Bučar-Ručar, ein Bewohner Ljubljanas. Im Stadtpark gilt es jetzt PassantInnen zu beobachten. Tritt überhaupt eine Reaktion ein? Oder schwebt der Herbstnebel der Gleichgültigkeit über der Stadt? Zwei Monate wird der Hirtenjunge auf dem geborgten Podest der „Styria“ stehen und mit Flöte und Nacktheit die ihm gegenüberstehende „Austria“ bezaubern – ob sie sich beschämt abwenden wird, oder wie die letzten zig Jahre einfach ausharren und das Treiben beobachten.

| Eva Pichler
» 1 Kommentar
1"Der nackte Junge"
am Samstag, 5. Dezember 2009 18:57von bernd
brin mir nackte Junge zu mir dann werde ich ihen schon zeigen was mann sonst noch so alles anstellen ich warte auf denn jungen
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