Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Mit Kulturvermittlung gegen „Verarmung der Gesellschaft“
Freitag, 16. Oktober 2009
Kultur (auch im engeren Sinn künstlerischen Schaffens) ist wichtig für das menschliche Zusammenleben; aber wirklich erfüllen kann sie diese Funktion nur, wenn sie auch verstanden wird – ob es sich nun um Musik, Theater oder die bildenden Künste handelt. Christoph Thoma, Chef der Grazer Spielstätten, will nun in einem umfassenden Symposium die Bedingungen erfolgreicher Kulturvermittlung einer breiten Zielgruppe näher bringen.

Schule und Elternhaus kommen der Aufgabe, Verständnis für Kultur zu wecken, aus verschiedenen Gründen nicht mehr ausreichend nach“, konstatiert der nun seit einem knappen Jahr höchst erfolgreich amtierende Spielstätten-Geschäftsführer Christoph Thoma. „Dadurch verarmt die Gesellschaft.“ Jetzt liege es an den Kulturveranstaltern, ein entsprechendes Zusatzangebot zu schaffen. „Mit diesem Symposium wollen wir den Veranstaltern unter die Arme greifen … auf diese kommt ja eine verantwortungsvolle Aufgabe zu, gerade in einer migrantisch geprägten Stadt wie Graz, wo vielen Gruppen der Kulturzugang mit hohen sozialen Barrieren versperrt ist.“ So bildet das Thema „Kulturvermittlung unter interkulturellen Bedingungen“ einen expliziten Schwerpunkt des Ende November stattfindenden Symposiums.

Kulturvermittlung benötigt Mittel – und politischen Support. Der Kongress richtet sich nicht nur an Veranstalter, sondern im Besonderen auch an PädagogInnen, ProgrammleiterInnen, DramaturgInnen, KulturpolitikerInnen, JournalistInnen und Kulturschaffende. Entsprechend breit gefächert ist auch das Programm. So hat etwa der Hauhaltssprecher der CDU-/CSU-Fraktion, Steffen Kampeter, sein Kommen zugesagt: „Er soll in der Diskussion mit Finanzstadtrat Gerhard Rüsch zeigen, wie trotz angeblich knapper Kassen eine Umschichtung von Mitteln hin zu Kulturvermittlungsprojekten möglich ist – in Deutschland wurde z.B. das Musikvermittlungsprojekt ,Junge Ohren’ aus Bundesmitteln erheblich gefördert“, sagt Thoma. In einem weiteren Paneel wird die Bedeutung kulturpolitischer Rahmenkonzepte für die kulturelle Bildung diskutiert – ebenfalls grenzüberschreitend unter Teilnahme der deutschen Abgeordneten und Kulturpolitikerin Gitta Connemann und des Grazer Kulturstadtrates Wolfgang Riedler.

Aber es geht auch direkt in die Praxis:
Eine Dokumentation des Projektes „Rhythm is it“ soll deutlich machen, wie nachhaltig positiv die Begegnung mit bisher unbekannten Ausprägungen kulturellen Schaffens wirken können: Nach einer Idee des Stardirigenten Sir Simon Rattle tanzten 250 Berliner SchülerInnen, die bis zu diesem Zeitpunkt keine Berührung mit klassischer Musik hatten, zu Igor Strawinskis Ballett „Le sacre du printemps“, begleitet von Rattles Berliner Philharmonikern. Und direkt vor Ort soll anhand der Aufführung von Stockhausens „Tierkreis“ im Rahmen eines Schulkonzertes darüber diskutiert werden, wie Stockhausens Musik für Kinder funktionieren kann und welche Formen der Inszenierung sie unterschiedlichen Zielgruppen nahebringen können.
Und weil auch Ausbildungsstätten für KünstlerInnen und KulturmanagerInnen sich vermehrt um eine wissenschaftlich begründete Didaktik der Kulturvermittlung kümmern sollten, wird das Symposium auch dazu einen Schwerpunkt anbieten.
 | Christian Stenner

 

Internationales Symposium „Stadt – Kultur – Hören“
(26. bis 28.11.2009)
Perspektiven und Chancen der Musikvermittlung im urbanen Kontext: Ein Symposium der Grazer Spielstätten in Zusammenarbeit mit dem netzwerk junge ohren
Graz, Dom im Berg, Orpheum
www.spielstaetten.at, www.jungeohren.com   
Anmeldeschluss: 10. November 2009
Teilnahmegebühr: EUR 50,- / EUR 25,- Studenten
Anmeldungen und Auskünfte: Grazer Spielstätten, Mag. Ursula Fehle, Tel. (0316) / 8008 – 9016; ursula.fehle@spielstaetten.at
Konzeption:  Ingrid Allwardt, netzwerk junge ohren, Berlin; Marie-Therese Rudolph, Kulturkontakt Austria, Wien; Christoph Thoma, Grazer Spielstättten; Manfred Weissensteiner, Theater am Ortweinplatz, Graz; Constanze Wimmer, Anton Bruckner Privat Universität, Linz

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