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Das zweite Gesicht – Afrikanische Masken
Freitag, 16. Oktober 2009

Kloos up - von Luise Kloos

Ein möglicher Zugang zum kulturellen Erbe des Kontinentes Afrika sind die afrikanischen Masken. In einer phantastischen Vielfalt erzählen sie von den inneren Werten und den Geheimnissen des Menschseins – im Diesseits und Jenseits.

Spricht man von afrikanischer Kunst, so meint man damit die Kunst Schwarzafrikas, die sich – wie auch die übrige afrikanische Kultur – vom arabischen Norden des Kontinents unterscheidet und die künstlerische Produktion vieler sehr verschiedener Ethnien umfasst. Die bäuerlichen Strukturen Afrikas, die hauptsächlich Holzskulpturen hervorbrachten, die klimatischen Bedingungen und ein Lebensraum, der es Termiten und anderen Schädlingen leicht macht, haben fast keine historischen Objekte der traditionellen afrikanischen Kunst überliefert.
Da die künstlerisch gestalteten Werke des einstmals kolonialisierten Kontinents erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa als Objekte authentischer Kulturen geschätzt, erforscht und vor allem gesammelt wurden, sind die meisten Werke in den Museen und Sammlungen innerhalb wie außerhalb Afrikas sowie auf dem Kunstmarkt mit wenigen Ausnahmen nicht älter als 150 Jahre.
Die Kunst der Völker Afrikas ist stark mit Mythologien, Festen und Ritualen verbunden: die Welt der Ahnen und Götter lebt in der Kunst weiter. Die meisten der Masken und Figuren gelten als Schutz gegen böse Kräfte und Krankheiten. Sie werden bei Erntedankfesten oder anderen zeremoniellen Festen zu Ehren einzelner Götter, Ahnengedenken etc. getragen. Einige Figuren sind auch Symbole der Fruchtbarkeit.
Die wichtigsten Kunstzentren verteilen sich auf dem Gebiet der heutigen Nationalstaaten Mali, Guinea, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Kamerun, Gabun, Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo (Zaire) und Angola.

Als ein sehr interessantes Beispiel der afrikanischen Masken seien hier die Masken der Lega beschrieben. Der Stamm der Lega ist in den östlichsten Gebieten der Demokratischen Republik Kongo, zwischen dem Kivu-Gebiet und dem Tanganyika-See ansässig. Die Größe des Stammes wird aktuell auf über 250.000 MitgliederInnen geschätzt. Gesellschaftlich und politisch stellt der Bwami-Bund die wichtigste Organisation dar. Zur Aufnahme in den Bwami-Bund bedarf es der Initiation, die in fünf Schritten fortgeführt wird und aufsteigende Ränge darstellt. Das höhere Wissen wird jedoch innerhalb des Bundes geheim gehalten und nur initiierten Mitgliedern zugänglich gemacht. Interessant ist auch, dass der Bwami-Bund den Frauen offensteht und für die Frauen eigene Initiationshierarchien bestehen. Neben dem Einzug des Christentums haben die ursprünglichen Götter Bedeutung, die wichtigsten sind Kalaga, Kenkunga und Ombe.
Die Bwami-Masken sind überwiegend schlicht ausgeführt, und mit einem typischen Bart aus Raphia beziehungsweise aus getrockneter Liane versehen. Gerade die Einfachheit, die oft eine herzförmige Gesichtsform interpretiert, macht diese Masken jedoch äußerst attraktiv und scheint frei von jeglicher europäischen stilistischen Beeinflussung zu sein. Die meisten Bwami-Masken sind aus verhältnismäßig leichtem Holz gefertigt und zeigen meist Spuren von rituellem Kaolin. Das rituelle Kaolin kann die gesamte Maske bedecken, häufiger jedoch lediglich nur den eigentlichen Gesichtsteil.
Den Masken ist gemein, dass diese nicht als klassische Tanzmasken konzipiert sind sondern nur ausgestellt werden, in seltenen Fällen auch seitlich am Kopf oder an den Oberarmen befestigt getragen werden. Der Bwami-Bund ist auch in der Gegenwart eine feste Größe der umfassenden Lega Kultur und Masken des Bwami-Bundes können auch aus dem 20. Jahrhundert stammend authentisch sein. Erzählungen zufolge werden die Masken und Figuren persönlich angefertigt und nach dem Tode des Besitzers beziehungsweise seines Aufstiegs innerhalb der Bwami-Gesellschaft nicht immer weiterverwendet oder vererbt. Ursprünglich wurden die Masken dann begraben oder pragmatischer – immer häufiger veräußert, wobei der Verkauf nach Europa bei den Lega-Mitgliedern auf größtes Erstaunen stößt, denn es erscheint ihnen höchst abstrakt, dass diese wichtigen Masken zu Dekorationszwecken – und damit völlig aus dem Zusammenhang gerissen – in Europa und Amerika Liebhaber finden.

www.luisekloos.at
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